Refresh der IT Infrastructure Library

Itil Edition 2011 ist da

29.07.2011 von Werner  Stangner
Mit dem Refresh gehören die alten Versionsbezeichnung für Itil der Vergangenheit an. Die aktuelle Ausführung der IT Infrastructure Library heißt Edition 2011.
Die neue Itil-Ausführung heißt nur noch "Edition 2011"
Foto: Fotolia/tom

Das Wichtigste zuerst: Alle bisherigen Itil-V3-Zertifizierungen behalten ihre Gültigkeit: Die Anpassungen haben keine Auswirkungen auf die Grundkonzepte des Service Lifecycle. Dieser Refresh zeichnet sich vielmehr durch Detailverbesserungen und gezielte inhaltliche Erweiterungen aus. Sie wurden gefüttert durch Erfahrungen und Rückmeldungen zu Itil V3, das immerhin bereits seit vier Jahren auf dem Markt ist.

In dieser Zeit kamen von Anwendern, Trainern und Beratern viele Hundert Vorschläge zu den Rollen, Prozessen und Schnittstellen des Regelwerks. Insofern handelt es sich um eine evolutionäre Weiterentwicklung. Und so lautete auch der Auftrag der OGC (Office of Government and Commerce) an die Autorenteams.

Herausgekommen ist eine deutliche Schärfung von Begrifflichkeiten und Definitionen. Die Namensgebungen wurden über alle fünf Kernbücher hinweg vereinheitlicht. Beiseitigt wurden Inkonsistenzen, die sich in den Texten und grafischen Darstellungen der ursprünglichen Version 3 eingeschlichen hatten.

SOX-Anforderungen berücksichtigt

Inhaltlich überarbeitet und an entscheidenden Stellen besser geworden sind insbesondere die Service-Lifecycle-Phasen "Service Strategy" und "Continual Service Improvement". Eine zentrale Zielsetzung für Service Strategy bestand darin, die strategischen Schlüsselkonzepte klarer herauszuarbeiten, um die praktische Umsetzung zu vereinfachen. Dazu haben die Autoren - im Rahmen des nach wie vor gültigen Konzepts - einige Inhalte neu strukturiert. Zudem werden einige neue Prozesse eingeführt, beispielsweise "Strategy Management for IT Services", der sich mit der Entwicklung und Aufrechterhaltung von Geschäfts- und IT-Strategien beschäftigt.

Auch das Thema Governance wird in Itil Edition 2011 detaillierter und umfassender beschrieben. Die Beziehung zum Service- Management ist jetzt präziser erläutert. Hierzu gehört auch, dass die Autoren die Anforderungen des Sarbanes-Oxley Act (SOX) einbezogen, also für eine höhere Transparenz der Prozesse gesorgt haben. Denn der Trend zu Outsourcing- und Cloud-Strategien verlangt nach einem stärkeren Sicherheits-Management mit verschärften Steuerungs- und Dokumentationspflichten.

ITIL - die häufigsten Irrtümer
ITIL - die häufigsten Irrtümer
Am 29. Juli 2011 wurde das aktuelle Refresh von Itil V3 veröffentlicht. Höchste Zeit, die häufigsten Itil-Missverständnisse aufzuklären.
Itil V4 steht unmittelbar vor der Tür.
Das ist falsch - richtig ist<br><br>In Kürze wird ein Refresh ("Itil Edition 2011) veröffentlicht.
Strategische Prozesse sind in der IT sind unrealistisch.
Das ist falsch - richtig ist:<br><br>Die Itil-Prozesse helfen dem CIO, sich als Partner des Business zu etablieren.
Der Umstieg von V2 auf V3 ist radikal.
Das ist falsch - richtig ist:<br><br>Die grundlegenden Konzepte bleiben erhalten.
Itil V3 erhöht nur die Komplexität der Prozesse.
Das ist falsch - richtig ist:<br><br>Die Komplexität hat nichts mit der Itil-Version zu tun.
Es ist einfacher, erst einmal mit ITIL V2 zu beginnen.
Das ist falsch - richtig ist: ITIL V3 bietet so viele Verbesserungen, dass es töricht wäre, sie zu ignorieren.
Die Investitionen in Itil V2 sind definitiv verloren.
Das ist falsch - richtig ist:<br><br>Investitionen in Prozesse und Standards lassen sich unmittelbar in V3 überführen.
Viele der V3-Prozesse sind in der Praxis überflüssig.
Das ist falsch - richtig ist:<br><br>Nicht jeder Prozess muss nach V3 eingeführt werden, aber die Funktion muss abgedeckt sein.
Die V3-Prozesse sind unübersichtlich und schwer steuerbar.
Das ist falsch - richtig ist:<br><br>Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt, daran ändert auch Itil V3 nichts.
Die Standards stehen der Flexibilität im Weg.
Das ist falsch - richtig ist:<br><br>Definierte Kompetenzen und Prozesse erleichtern die Reaktion auf Änderungen.
Der Nutzen kann die Investition nicht aufwiegen.
Das ist falsch - richtig ist:<br><br>Itil V3 hilft, die Effizienz und Qualität des IT-Service-Managements erheblich zu steigern.
ITIL V3 erfordert einen zu hohen Schulungsaufwand.
Das ist falsch - richtig ist: Die Bedeutung des ITSM ist gestiegen - und damit auch das Anforderungsprofil der Experten.

Einfachere Verbindung mit CoBIT

Eine weitere Modifikation in der Edition 2011 betrifft die Positionierung des Continual Service Improvement (CSI). Die Verbindungen beziehungsweise Schnittstellen zu den Verbesserungsinitiativen im Lifecycle sind nun einfacher in ihren logischen Zusammenhängen erkennbar. Das hat den Effekt, dass die Risiken transparenter werden; zudem ist über Kennzahlen eine bessere Steuerung möglich. Als Konsequenz daraus wird es in der Praxis einfacher, die Verbindung zu CoBIT herzustellen.

Exagon-Geschäftsführer Werner Stangner zieht ein positives Fazit.
Foto: Exagon

In der Summe führen die Verbesserungen des Regelwerks zu einem wesentlich klareren Gesamtbild über die Funktionsweise und das Zusammenwirken aller Lifecycle-Phasen mit ihren jeweiligen Prozessen, Prinzipien, Modellen und Methoden. Dies ermöglicht den IT-Organisationen, Itil schlüssiger zu nutzen und gezielter auf die eigenen Geschäftserfordernisse zuzuschneiden.

Für die Praxis ausgesprochen nützlich sind auch die neu gewonnene begriffliche Konsistenz sowie die Berücksichtigung neuer Themen wie SOX und Cloud. Insofern hat das Refresh für die IT-Service-Verantwortlichen einen großen Nutzen, zumal das Grundmodell unverändert und damit die bisherigen Investitionen der Unternehmen gesichert bleiben.

Gleichzeitig macht die aktuelle Edition aber auch Lust auf mehr. So ist es nur folgerichtig, dass künftig systematische Updates in regelmäßigen Abständen erfolgen sollen. Damit lässt sich den dynamischen Veränderungen der IT-Welt ausreichend Rechnung tragen - und ein nachhaltig lebendiges Regelwerk gewährleisten. (qua)

Fünf Gründe für den agilen Ansatz
Fünf Gründe für den agilen Ansatz
Neue Methoden der Softwareentwicklung begeistern die Mitarbeiter und die Kunden. Da stellt sich die Frage, woher es kommt, dass "Agilität" derartig beliebt ist? Alexander Ockl nennt Fünf Gründe:
Weniger Prozess - dafür mehr Mensch
Offenbar haben wir gelegentlich das Prozessrad zu weit gedreht. Mit Know-how in den Prozessen wollten wir gute Software wie am Fließband im "billigen Ausland" herstellen lassen. Probleme lassen sich mit noch ausgefeilteren Prozessen und Rollen beseitigen, so dachten wir. Aber inzwischen wissen wir, dass wir am so genannten Fließband meist individuell arbeiten. Und talentierte Mitarbeiter haben auch im Ausland inzwischen ihren Preis.
Persönliche Motivation statt Existenzangst
In der agilen Welt zählt der Mensch wieder etwas. Statt verteilt zu sitzen, schauen sich agile Teams wieder in die Augen. Effektive, direkte Kommunikation ersetzt endlose, anonyme Telefonkonferenzen und überlaufende E-Mail-Postkörbe. Größerer Gestaltungsspielraum und überschaubare Rollen geben Mitarbeitern das Gefühl, endlich wieder etwas bewegen zu können. Das setzt Kräfte frei. Und motiviert, anstatt zu frustrieren.
Entfaltete Stärken statt Fesseln
Endlich wieder kreativ sein und nicht starre Prozesse befolgen müssen! Kein Wunder also, dass gerade Entwickler und Analysten diesen Ansatz lieben. Im agilen Umfeld sind sich alle bewusst, wie wichtig ein gut zusammengestelltes Team ist. Das übersehen wir in der "alten IT-Welt" häufig - zwischen den vielen Prozessdetails und virtuellen Teams. Unsere Kunden freuen sich auch, denn schließlich steht wieder die Lösung ihrer Probleme im Vordergrund.
Gemeinsam entwickelte Arbeitsweise
Neue Prozesse bedeuten in unserem herkömmlichen Alltag häufig neue Rollen. So entstehen Teamveränderungen und Umstrukturierungen. Die vorgegebene Arbeitsweise passt aber vielfach nicht zum Team. Agile Methoden wie Scrum zeigen, dass es auch anders geht. Den "Toyota-Weg" als Vorbild, organisieren sich schlanke Teams innerhalb eines groben Rahmens am besten selbst.Es lohnt es sich, ein funktionierendes Team - wie im Fußball - nicht zu stark zu verändern. Gemeinsam entwickelt, richtet sich die Arbeitsweise nach den Möglichkeiten der Mitarbeiter.
Eine nachvollziehbare Teamleistung
Schreit unser Umfeld nach Agilität, so sollten wir nicht dagegen reden, sondern genau hinschauen. Agilität und gute Prozesse wollen das Gleiche. Müssen wir dennoch verteilt arbeiten, so sollten wir unbedingt auf die menschliche Komponente achten. Frei nach Felix Magath bei der Vorstellung des Spielers Raul sollte es "unsere Verpflichtung sein", die Mitarbeiter "so in Szene zu setzen", dass Sie "ihre Fähigkeiten voll ausspielen können". Andernfalls schließt auch Raul keine Tore, sondern wird zu einem mittelmäßigen und schließlich frustrierten Mitspieler.