Nutanix Enterprise Cloud Index 2018

IT-Verantwortliche legen Scheu vor der Multi Cloud ab

22.01.2019 von Dietmar Müller
Die Großzahl der deutschen Unternehmen beziehen aktuell Ihre Workloads und Private-Cloud-Anwendungen aus eigenen Rechenzentren. Laut Studien soll sich das in den nächsten zwei Jahren entscheidend ändern. Die IT-Verantwortliche stehen vor einem Kraftakt, den es mit der richtigen Strategie zu bewältigen gilt.
Immer mehr IT-Verantwortliche entscheiden sich Workloads in Multi-Cloud-Umgebungen auszulagern, um so das Unternehmens-Business voranzutreiben.
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Für das kommende Jahr sagen die Analysten von PAC eine weitere deutliche Zunahme bei der Nutzung von Public Clouds durch Unternehmen in Deutschland voraus. Hybride Clouds würden die Regel, auch setzen deutsche IT-Verantwortliche künftig stark auf die Multi Cloud, die Public-Cloud-Services verschiedener Anbieter enthalte.Die Meinungsforscher erwarten, dass künftig verschiedene Workloads auf unterschiedliche Public Clouds verteilt werden. Oder dass Cloud-Ressourcen für den Betrieb und für die Datensicherung von verschiedenen Cloud Providern bezogen werden.

Das deckt sich mit den Erkenntnissen einer in Juni und Juli 2018 durchgeführten Umfrage von Vanson Bourne im Auftrag von Nutanix unter 2300 IT-Entscheidern unterschiedlichster Branchen und Geschäftsgrößen in Amerika, Europa, im Nahen Osten, Afrika und der Asia-Pacific-Region. Ziel des Enterprise Cloud Index 2018 war es einen Einblick in die Pläne der Manager bezüglich des Einsatzes von Private, Hybrid und Public Clouds zu erhalten.

Die IT-Entscheider wurden gefragt, wo sie heute ihre Business-Anwendungen betreiben, wo sie diese künftig laufen lassen wollen und was ihre Herausforderungen dabei sind. Ergebnis: Die Nutzung von gleich mehreren Clouds wird in den Unternehmen in den nächsten zwölf bis 24 Monaten stark ansteigen. Vor allem Hybrid Clouds - definiert als die kombinierte Nutzung von mindestens einer Private Cloud mit einer Public Cloud inklusive einem gewissen Grad an Integration zwischen den zwei Cloud-Umgebungen - weisen mit einem prognostizierten Wachstum von 87 Prozent in zwei Jahren eine extrem steile Kurve auf.

Was auf den ersten Blick vielleicht sogar noch mehr verwundern mag: Im Vergleich zu anderen Ländern, auch solchen mit einer hohen Cloud-Affinität wie etwa den USA, zeichnet sich für Deutschland in Zukunft eine deutlich stärkere Nutzung von Public Clouds ab.

Multi-Cloud im Manufacturing-Umfeld
Argumente für eine Cloud-Nutzung
Geringere Kosten sowie mehr Flexibilität und Agilität im Betrieb gehören aus Anwendersicht zu den Cloud-Vorteilen.
Cloud-Strategie
Viele Anwenderunternehmen verfolgen auch in der Cloud einen Best-of-Breed-Ansatz.
Multi-Cloud ist Realität
Die verschiedenen Cloud-Anbieter haben unterschiedliche Schwerpunkte.
Herausforderungen Multi-Cloud
Vor allem die technische und kaufmännische Komplexität sowie Probleme bei der Datenintegration bereiten den Verantwortlichen beim Betrieb von Multi-Cloud-Umgebungen Kopfzerbrechen.
Rolle externer Dienstleister
Um die Komplexität im Handling von Multi-Cloud-Infrastrukturen in den Griff zu bekommen, arbeiten viele Unternehmen mit externen Dienstleistern zusammen.

Rechenzentren mit einer Private Cloud ist Status Quo

Damit wir uns nicht täuschen: In Deutschland werden jetzt, Ende 2018, Enterprise Workloads immer noch vorzugsweise im hauseigenen, traditionellen Rechenzentrum gehostet, laut Studie ist dies aktuell bei 58 Prozent aller deutschen Firmen der Fall. Das ist deutlich mehr als im europäischen Durchschnitt, der bei lediglich 40 Prozent, global bei 41 Prozent, liegt.

Noch bewahren deutsche Unternehmen ihren Daten und Anwendungen also bevorzugt im eigenen Rechenzentrum auf, in 43 Prozent aller Fälle allerdings bereits in Kombination mit einer Private Cloud in eben diesem RZ. Zum Vergleich: Das eigene Rechenzentrum mit Private Cloud ist im europäischen Schnitt lediglich zu 38 Prozent, global gesehen sogar nur zu 33 Prozent der bevorzugte Aufenthaltsort für Daten.

Die Private Cloud ist in Deutschland also durchaus akzeptiert und im internationalen Vergleich sogar beliebter. Da es von der Private Cloud zur Hybrid Cloud nur ein kleiner Schritt ist, finden sich hierzulande auch hybride IT-Umgebungen häufiger: 21 Prozent der Unternehmen in Deutschland nutzen die Hybrid Cloud, im europäischen Schnitt aber nur 17 Prozent, global 19 Prozent.

Die alleinige Nutzung einer Public Cloud ohne Kombination mit einer Private Cloud lässt sich in elf Prozent aller Unternehmen nachweisen, so die Studienergebnisse. Die Public Cloud besteht in der Regel aus der Nutzung eines Infrastructure-as-a-Service-Angebots (IaaS). Zu denken wäre etwa an Handwerksbetriebe, die ihre Buchhaltung auf diese Weise betreiben, zumal sie wenig durch Wirtschaftsspionage bedroht sind. In anderen europäischen Ländern findet sich dieses "One-Public-Cloud-Modell" in 13 Prozent aller Fälle, im internationalen Schnitt sind es 14 Prozent.

Deutschland gewinnt Vertrauen in Cloud Security

Unternehmen in aller Welt tendieren innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre dazu, ihre Workloads in Hybrid-Cloud-Umgebungen zu verlagern. Was auf den ersten Blick überraschen mag: Die Pläne deutscher IT-Verantwortlicher sind diesbezüglich noch viel radikaler als die ihrer Kollegen in anderen Ländern inklusive den USA!

Die Verteilung von Enterprise Workloads in 12 bis 24 Monaten:

Weltweit

EMEA

Deutschland

Herkömmliches Rechenzentrum

18%

18%

28%

Private Cloud

18%

18%

13%

Hybrid Cloud

41%

43%

51%

Eine Public Cloud

12%

11%

8%

Multiple Public Clouds

18%

18%

19%

Wie aus der Tabelle ersichtlich, wird sich hierzulande die Nutzung von Hybrid Clouds laut Auskunft der befragten IT-Entscheider mehr als verdoppeln. In 24 Monaten wird demnach in 51 Prozent aller deutschen Unternehmen eine hybride Cloud-Nutzung im Einsatz sein. Der Durchschnitt wird 2020 in Europa bei 43 Prozent und weltweit bei 41 Prozent liegen, so die Studienautoren.

Ganz ähnlich sieht es bei der Nutzung von Multi Clouds aus: Bis Ende 2020 werden 19 Prozent aller deutschen Unternehmen verschiedene Clouds im Betrieb haben, so der Enterprise Cloud Index 2018. Im Moment tun dies lediglich drei Prozent! In Europa werden in 24 Monaten 18 Prozent der europäischen Firmen mehrere Clouds nutzen, 18 Prozent im weltweiten Durchschnitt.

Workloads in Deutschland, jetzt und in Zukunft:

Heute

In 12 bis 24 Montaten

Traditionelles Datacenter

58%

28%

Private Cloud

43%

13%

Hybrid Cloud

21%

51%

Eine Public Cloud

11%

8%

Multiple Public Clouds

3%

19%

Multi-Cloud-Szenarien werden die Regel, Anwendungsfälle rund um eine einzige Cloud - Private oder Public - immer seltener. Auch das "pure" Rechenzentrum ohne Cloud wird zu einem Auslaufmodell. Das allerdings ist eine Revolution! Wie konnte es soweit kommen?

Wozu die vielen Hybrid Clouds?

Als Hauptgrundgrund für den Meinungsumschwung unter deutschen IT-Leitern bezüglich der Nutzung von Public Clouds ist ganz klar, die veränderte Einstellung gegenüber der Security von Public Clouds zu nennen. Nach der Hysterie der Anfangsjahre bezüglich Datensicherheit zeichnet die Branche nun ein anderes Bild: Clouds gelten als nicht weniger sicher als das hauseigene Rechenzentrum. Nur in Sachen Performance wird die Cloud von deutschen IT-Verantwortlichen noch mehr geschätzt, wie in der Tabelle zu sehen ist.

Die größten Vorteile der Public Cloud:

Vorteil

Global

EMEA

Deutschland

Security und Compliance

21%

20%

18%

Geringerer TCO

19%

16%

14%

Performance

17%

17%

25%

Agilität

11%

13%

16%

Skalierbarkeit

8%

20%

12%

Einfaches Management

7%

16%

3%

On-demand Flexibilität

6%

7%

6%

Laut PAC-Analysten werden die Hybrid Cloud und Multi Cloud vorrangig dazu dienen, produktive Anwendungen zu hosten, statt wie bisher oft Testzwecke zu erfüllen. Dies ist eine quasi natürliche Konsequenz aus der DevOps-Euphorie der vergangenen Jahre, in denen sich die Softwareentwicklung und der IT-Betrieb immer enger verzahnt haben.

In der PAC-Studie "DevOps - Reality Check in deutschen Unternehmen" von 2015 erklärten die meisten leitenden IT-Manager das Thema DevOps angesichts kürzerer Innovationszyklen in der Softwareentwicklung als "unverzichtbar". Die wichtigsten Ziele von DevOps-Initiativen waren damals die schnelle Inbetriebnahme neuer Softwarefunktionen, innovativer Produkte und Services. Genau das sind auch die Gründe, warum sich nun die Hybrid und Multi Cloud in deutschen Rechenzentren breit machen.

Für den Nutanix Enterprise Cloud Index 2018 nannten deutsche IT-Leiter die Unabhängigkeit von einzelnen Anbietern, also das Vermeiden eines Vendor Lock-in, als wichtigen Grund für den Einsatz mehrerer Public Clouds. Aber auch und gerade die Verbesserungen in der Anwendungsmobilität und der Interoperabilität zwischen Cloud-Umgebungen liefert einen triftigen Grund für die geplante Nutzung mehrerer Clouds, die Studienautoren sprechen von einem um sich greifenden "Applikation-First"-Ansatz. Es gelte, schneller als die Konkurrenz Anwendungen bereit zu stellen. Solche Anwendungen werden mittlerweile in der Cloud für Clouds geschrieben - mit Microservices zusammengestellt, per Container portiert und mittels Management-Konsolen verwaltet und orchestriert. Allerdings stellt genau das viele Unternehmen vor unlösbare Aufgaben.

Herausforderungen für die IT: Das Multi Cloud Management

Die Hybrid- und Multi Cloud wird in den kommenden Monaten die IT-Infrastruktur vieler mittlerer und großer Unternehmen in Deutschland bestimmen. Das Management dieser komplexen Umgebungen wird die IT-Leiter vor Herausforderungen stellen, die sie alleine mit dem eigenen Team kaum mehr lösen können. Denn der parallele und vernetzte Betrieb verschiedener Infrastruktur-Komponenten erfordert zahlreiche und teils neue personelle und technische Ressourcen.

Die Crisp-Research-Analysten berichten, gestützt auf eine Studie ihres Beratungshauses und im Einklang mit den Prognosen von PAC, dass Unternehmen durchaus versuchen, ihre eigenen IT-Teams in die Cloud Operations aktiv einzubinden. Die notwendigen Fähigkeiten würden zunehmend durch Trainings aufgebaut. Doch das Design und Zusammenspiel der IT- und Cloud-Architektur sowie der Workloads werde mit steigender Anforderungen an die IT immer schwieriger. "Wollen die Unternehmen einen parallelen und bei Bedarf vernetzten Betrieb verschiedener Cloud-Infrastrukturen sicherstellen, braucht es die richtigen personellen und technischen Ressourcen", so die Analysten.

Schlussendlich würden viele Unternehmen den Zugang zu Know-how und den geeigneten Technologien in Dienstleistern und Managed Service Providern suchen. "Dabei setzen 18 Prozent exklusiv auf einen Managed Cloud Provider, der die Verantwortung komplett tragen soll, während 14 Prozent ein Hybrid-Modell favorisieren, bei welchem sich IT und Managed Service Provider die Verantwortung teilen", so die Crisp-Experten.

So oder so - IT-Entscheider, die unmittelbar vor oder schon mitten in der Cloud-Transformations- und -Orchestrations-Phase stehen, sollten den Einsatz von Managed Cloud Providern erwägen - und sei es nur, um das Wissen und die Fähigkeiten des eigenen Teams aufzupolstern. (hal)