Mittelstandsforum der COMPUTERWOCHE

IT sichert Geschäftschancen

12.06.2003 von uk 
Was moderne Informationstechnik kann und wie man sie gewinnbringend einsetzt, darüber referierten und diskutierten die Teilnehmer beim ersten COMPUTERWOCHE Mittelstandsforum in Frankfurt, München, Stuttgart und Köln. Dabei stand die Anwendersicht im Vordergrund.

„ZWEI VON DREI Geschäftschancen können aufgrund mangelnder IT-Fähigkeiten nicht wahrgenommen werden.“ Mit dieser alarmierenden Botschaft sicherte sich Ulrich Schäfer, Manager Consultant der Meta Group Deutschland GmbH, die Aufmerksamkeit der Zuhörer. Und der mittelstandserfahrene Berater lieferte auch die Begründung für diese Einschätzung: „Es wird gespart - koste es, was es wolle.“

 

Angesichts des herrschenden Kostendrucks sei es zwar nachvollziehbar, wenn vorhandenes IT-Equipment einfach länger genutzt würde, anstatt in neue Anlagen zu investieren. Zukünftiges Wachstum durch neue Geschäftsmodelle werde dadurch jedoch behindert. Zum Teil, so Schäfer fehle es einfach am Wissen über die technischen Möglichkeiten.

Hier seien vor allem die Anbieter gefordert, mit klarer Nutzenargumentation, zielgruppenorientierter Vermarktungsstrategie und angepassten Preisen. Als positive Beispiele nannte er in diesem Zusammenhang Technologien wie Linux oder Web-Mail und das Dienstleistungsangebot der Datev.

Das Thema „Was Standardsoftware in mittelständischen Unternehmen leisten muss“ präsentierte dann Axel Wessendorf, Managing Director der United Planet GmbH, gemeinsam mit einem Anwender, der den Hauptteil des Vortrags bestritt. Diese Einbindung von Best- Practice-Beispielen kam bei den Besuchern gut an und lieferte Stoff für Fragen und Diskussionen.

Das erste Praxisbeispiel lieferte dieOSIInternationalFoods GmbH. Als eigenständige Tochter eines weltweiten Konzerns produziert und vertreibt das Unternehmen mit 450 Beschäftigten Fleischprodukte. Robert Ondrus, IT-Leiter von OSI Deutschland, erklärte, wie er mit der Software „Intrexx“ von United Planet ein Intranet aufgebaut hat. Dabei legte er besonderenWert auf die Feststellung, dass ein Intranet keine Spielwiese für die Mitarbeiter darstelle. Vielmehr verfüge OSI damit über eine zentrale Informationsplattform, die beispielsweise die Verwaltung interner Ressourcen wie Fahrzeuge, Konferenzräume oder Tageslichtprojektoren spürbar vereinfacht habe. Eine Erfahrung, die er mit anderen Anwendern teilt (siehe Bericht auf Seite 46). Dass es gerade diese alltäglichen Probleme sind, für die in den Unternehmen nach Lösungen gesucht wird, zeigten nicht nur die anschließenden Fragen aus dem Publikum, sondern auch die zahlreichen intensiven Gespräche unter den Teilnehmern in den Pausen.

Sicherheit ist in jedem Unternehmen ein Thema. Allerdings oft erst dann, wenn es damit ein Problem gibt.Helmut Haslbeck,Managing Direktor von Trend Micro, erläuterte deshalb, was „Antivirenund Content-Security-Lösungen und -Services für denMittelstand“ im Kampf gegen die Bedrohung der Unternehmens-IT leisten. Anwender Thomas König, Leiter EDV-Organisation im Berufsförderungszentrum Johann Peters GmbH zeigte, wie entsprechende Lösungen in der Praxis aussehen. Breite Zustimmung bei seinen Kollegen im Auditorium fand die abschließende Feststellung, dass Sicherheit zwar einiges Geld koste, Sicherheitslücken aber noch mehr.

„Tante Emma ist gescheitert, weil sie die Balance zwischen Kundenorientierung und Kostenorientierung nicht geschafft hat.“ Mit dieser These stellte Eduard Dell, Product Manager CRMbeiMicrosoft Business Solutions Deutschland, klar, was Kundenbeziehungs- Management mit IT nicht ist: Eine einseitig auf die Pflege der Kundenbeziehung ausgerichtete Strategie. Unternehmen müssten ihre Kundenbeziehungen nicht nur besser, sondern vor allen Dingen effizienter und wirtschaftlicher gestalten.

Darin war Peter Linder, Marketing- und Werbeleiter der Ziegler Direktmarketing GmbH, mit ihm einig. Ziegler hat 40 Beschäftigte und ist im B-to-B-Versandhandel mit Büro-, Lager- und Betriebsausstattung tätig. Kundenstammdaten in unterschiedlichster Form, mangelnde Pflege der Kundendaten und verteilte, im Bedarfsfall oft nicht auffindbare Informationen erschwerten Marketingmann Linder in der Vergangenheit die Arbeit. Die Lösung des Problems habe man in einer zentralen, in die ERP-Software Navision integrierten Kundendatenbank gefunden. Das Geheimnis des Erfolges sieht Linder darin, dass man keine separate CRM-Software einsetze, sondern ein einheitliches System, das von allen Abteilungen des Unternehmens genutzt wird, so dass Änderungen im Datenbestand sofort für alle transparent sind. Erst durch die Verknüpfung von Daten aus Kundenprofilen, Aktivitätenund Beleghistorie habe man die Zielgenauigkeit der Selektionen und damit die Effizienz der Werbeaktionen deutlich verbessern können.

Hatte morgens noch Ulrich Schäfer erklärt, dass die wesentlichen Effizienzgewinne durch IT nicht mit Investitionen in die Infrastruktur sondern nur mit Anwendungen zur Unterstützung der Geschäftsabläufe zu erreichen seien, hielt nachmittags Stefan Gröger, Geschäftsführer der Münchner LeanGmbH dagegen:Nur auf einer einheitlichen, auf anerkannten Standards beruhenden Systemplattform ließen sich längerfristig zukunftssichere Anwendungen be-treiben. Deshalb sollten Anwender sich bewusst machen, dass jede Applikationsauswahl letztlich auch eineEntscheidung in Sachen Infrastruktur darstelle. Wer auf betriebssystemunabhängige Software setze, erhalte sich damit die Wahlfreiheit bei künftigen IT-Investitionsentscheidungen.

 „Wege zur besseren Informationsbereitstellung und -auswertung“ beschrieb Martin Dobes, Business Productivity Advisor von Microsoft Deutschland. Martin Harbauer, Leiter Management Informations Syteme bei der Huber + Suhner GmbH führte anschließend vor, was sich damit in der Praxis machen lässt: von der kurzfristigen Erfolgsrechnung nach dem Gesamtkosten-/Umsatzkostenverfahren über Produkt- und Projektcontrolling auf Auftragsbasis bis hin zur Kundennutzwertanalyse werden bei Huber + Suhner die unterschiedlichsten Auswertungen zur Entscheidungsunterstützung eingesetzt.

Engagierte Anwender

Mit der vielleicht wichtigsten Frage des Tages beschäftigte sich anschließend Rainer Geissel, Geschäftsführer der Rainer Geissel Management-Consulting GmbH: „Wie kommen Mittelständler zur günstigsten IT?“ Dabei ging es vor allem um die Entscheidung zwischen Kauf und Leasing. Geissel rechnete an einem Beispiel vor, dass Leasing durchaus günstiger sein kann, betonte aber, dass der Kostenvorteil nicht groß sei. Wichtiger sei dieÜberlegung: „Wie gehe ich mit meinem Eigenkapital um?“ Dieses in IT zu investieren,sei aufgrund der geringenWerthaltigkeit der schnell veraltenden Technik wenig sinnvoll - vor allem angesichts der verschärften Kreditvergabekriterien bei Basel II.

Ums Geld ging es denn auch immer wieder bei der abschließenden Podiumsdiskussion, bei der sich die Referenten den Fragen der Zuhörer stellten. Nicht nur die Anschaffungskosten der Produkte seien für Mittelständler zu hoch, sondern vor allem der BeratungsundAdministrationsaufwand, kritisierten dieAnwender. Da sich die meisten Unternehmen nur wenig eigenes IT-Know-how leisten könnten, müssten sie auf externes Wissen zurückgreifen, und das sei mit 1000 Euro pro Manntag einfach zu teuer.Die Hauptforderung an die Anbieter lautete: „Gebt uns überschaubare, mit vertretbarem Aufwand zu installierende und zu pflegende Lösungen!“ (uk)