Cloud Security Services

IT-Sicherheit aus der Cloud

23.02.2013 von Thomas Bär und Frank-Michael Schlede
Kritische Schwachstellen finden, infizierte Clients aufspüren, Spam-Mails filtern: Mit Cloud-Technologie lassen sich Sicherheitsprobleme heute schneller lösen als früher. Das "Wissen der Vielen" vereinfacht besonders das Tagesgeschäft.
Foto: mipan, Fotolia.com

SaaS-Lösungen (Software as a Service), heute vielfach auch als Cloud Security Service bezeichnet, bieten besonders kleinen und mittelständischen Unternehmen die Möglichkeiten, ohne viel Fachpersonal und aufwändige Infrastruktur ihre IT-Sicherheit zu gewährleisten. Der Branchenverband Bitkom stellte in einer Studie zum Thema "Security-as-a-Service" bereits im letzten Jahr fest, dass sich Großunternehmen intensiv mit dieser Thematik befassen, dass hier aber gerade für kleine und mittelständische Betriebe große Potenziale zu finden sind.

Wir haben uns für diesen Bericht auf dem Markt umgeschaut und dabei unser Augenmerk auf Lösungen und Ansätze konzentriert, die diesen Anwendern "Security as a Service" - also eine Sicherheitslösung aus der Cloud - anzubieten haben. Dabei waren wir allerdings gezwungen, den Begriff der reinen Sicherheitsanwendung entsprechend weit zu halten - das Angebot bei der Sicherheit aus der Wolke beschränkt sich bei vielen Anbietern trotz vollmundiger Bekundungen allzu oft dann doch nur darauf, neue Antivirus-Definitionen auf die Rechner zu bringen.

Schutz vor Spam und Sicherheit für die Mail

Merkmal einer Cloud-Lösung: Wie hier bei eleven Managed Mail Security kann der Anwender die Dienste, Einstellungen und Reports direkt über ein Web-Interface verwalten.
Foto: eleven

Zu den Sicherheitslösungen, die schon eine ganze Weile direkt als Dienst aus dem Internet angeboten werden, gehören die Anti-Spam- und E-Mail-Security-Produkte. Der Berliner E-Mail-Sicherheitsspezialist eleven bietet mit seinem Produkt Managed E-Mail-Security Anwendern die Möglichkeit, E-Mail-Server und entsprechende Anwendungen weiter in der eigenen Firma zu betreiben, die Sicherheitsaufgaben hingegen in die Cloud zu verlagern. Das gelingt dadurch, dass die Lösung quasi als Proxy-Server für die Nachrichten arbeitet:

Die Vorteile beim Einsatz:

Fazit: Unternehmen, die eine solche Sicherheitslösung aus der Cloud einsetzen, müssen dem Anbieter vertrauen können. Das kann über SLAs geregelt werden. Zudem werden hier - im Gegensatz zu einer komplett gehosteten E-Mail-Lösung wie sie beispielsweise Microsoft bei Office 365 anbietet - nur die gewählten Sicherheitsdienste aus und in der Wolke betrieben. Mit Zusatzmodulen wie Virenschutz und einer E-Mail-Firewall bietet eleven weitere Sicherheitsdienste an, die sich ebenfalls über ein Web-Interface verwalten lassen.

Sicherer Speicher in der Wolke

Wer Administratoren auf Software wie Dropbox, Google Drive und Skydrive von Microsoft anspricht, wird in den meisten Fällen kritische Blicke ernten. Zwar versprechen die Anbieter unisono, die Daten sicher zu verwahren und häufig bieten sie auch eine verschlüsselte Verbindung zu ihrem Server an - für eine sichere Speicherung aber reichen diese Voraussetzungen nicht aus. Allein die Tatsache, dass sowohl bei Dropbox als auch bei Google und Microsoft die Server nicht in Deutschland respektive Europa liegen, macht solche Lösungen für den ernsthaften Einsatz im Unternehmen unbrauchbar.

Die Sicherheitsspezialisten von Trend Micro wollen diese Lücke mit SafeSync for Business füllen. Unternehmen sollen einen sicheren Speicherplatz im Internet abseits von FTP-Servern und Drop-Lösungen bekommen.

Die Vorteile der SafeSync-Lösung im Überblick:

SafeSync bietet spezielle Clients an, die es wie hier auf dem Windows-System einfach machen, die Dateien auch automatisch entsprechend zu synchronisieren und sicher auf dem Cloud-Speicher abzulegen.
Foto: Frank-Michael Schlede, Thomas Bär

Fazit: Zum Datenaustausch innerhalb von Unternehmen und Arbeitsgruppen sind externe Datei-Server, wie sie von Dropbox populär gemacht wurden, nicht zuletzt wegen der Unabhängigkeit von Standort und Plattform beliebt und fast schon eine Art informeller Standard. Aber erst mit einer sicheren Lösung wie der hier vorgestellten können auch Administratoren deren Einsatz beruhigt zustimmen. Es gilt wieder: Der Anbieter der Lösung muss das volle Vertrauen der Nutzer besitzen - auch was die Kontinuität seines Dienstes angeht. In einem kurzen Praxistest konnte die Lösung insofern überzeugen, als sie sich leicht über das Web-Interface verwalten lässt. Auch Teamordner ließen sich schnell einrichten. Die Lösung steht im vollen Umfang für 30 Tage zum Test zur Verfügung.

Immer auf dem Stand: Software Updater

Der Software-Updater von F-Secure überwacht das Patch-Level der Clients automatisiert.
Foto: F-Secure

Auf der IT-Security-Messe it-sa stellte der finnische Anbieter F-Secure eine Erweiterung des sogenannten Protection Service for Business unter dem Namen "Software Updater" vor. Der Dienst soll ab Mitte November zur Verfügung stehen. Wer keine eigene Management-Lösung für Software-Patches und -Updates zur Verfügung hat, soll seine Systeme automatisiert auf dem neuesten Stand halten lassen können. F-Secure adressiert damit in erster Linie kleine und mittelständische Unternehmen.

Was die Lösung leisten soll:

Fazit: Es ist eine gute Idee, Anwendern aus dem KMU-Umfeld eine einfache Lösung anzubieten, die das Patch- und Update-Management zuverlässig im direkten Zusammenhang mit dem Anti-Virus-Client regelt. Der Ansatz steht und fällt aber damit, dass Anbieter und Partner zeitnah die wichtigen Patches für alle Anwendungen kennen und ausrollen.

Reputationsdienste aus dem Netz

Das Internet und damit "die Cloud an sich" eignet sich besonders gut für den Einsatz als Datenquelle, wenn es um Sicherheitsbedrohungen aller Art geht. So verwenden nahezu alle Security-Anbieter eine Cloud-Anbindung auch dazu, die Sicherheit der Endgeräte und Netzwerke mit Hilfe von Reputationsdiensten zu erhöhen. Wir stellen zwei Lösungen vor.

Die israelische Firma Checkpoint, die sich auf Sicherheitslösungen rund um die verschiedensten Security-Appliances spezialisiert hat, stellt jüngst seine Threatcloud vor, mit der Angriffe und Gefahren aus dem Internet schneller und gezielter bekämpft werden sollen.

Die Lösung sammelt mit sogenannten Bedrohungssensoren Informationen über gefährliche /infizierte Websites, Botnetze und andere Gefahren, um diese anschließend an die Checkpoint-Produkte beim Anwender zu verteilen.

Merkmale:

Mit einem ThreatWiki, auf das auch direkt von den entsprechenden Checkpoint-Appliances zugegriffen werden kann, stehen Administratoren auch entsprechende Hintergrundinformationen zur Verfügung.
Foto: Frank-Michael Schlede, Thomas Bär

Fazit: Eine derart umfangreiche und schnell aktualisierte Datensammlung ist ohne Cloud-Unterstützung nicht machbar: Kein Anbieter oder Anwender kann diese Datenmengen selbst bewältigen, geschweige denn sie so umfassend zur Verfügung stellen. Der Nachteil der Lösung besteht darin, dass sie im Moment nur auf den Check Point Security Gateways zum Einsatz kommt - und auch nur diese Anwender ihre Meldungen wiederum in die Datenbank zurückgeben. Vom Standpunkt Anwender aus, wäre ein solcher Dienst, der von möglichst vielen Security-Anbietern gemeinsam unterstützt wird, besser.

Das "Wissen der Vielen"

Bislang stellen die Hersteller mit großem Aufwand jeweils eigene Cloud-Services zur Verfügung. So auch beispielsweise Trend Micro, das seinen Cloud-Reputationsdienst als "Smart Protection Network" bezeichnet. Er soll dafür sorgen, dass neue Bedrohungsdaten möglichst schnell über alle Trend-Micro-Produkte hinweg zur Verfügung stehen.

Merkmale:

Fazit: Auch hier gilt, dass nur Trend-Micro-Anwender profitieren. Dieses Beispiel zeigt aber auch, dass heute kaum noch ein seriöser Anbieter von Sicherheitslösungen einen umfangreichen Schutz ohne die Unterstützung durch entsprechende Cloud-Dienste anbieten kann. So wird für die Kunden die Güte der Cloud-Dienste und der mit ihnen verknüpften SLAs immer mehr zu einem Entscheidungskriterium, wenn es um die Wahl der Security-Lösungen geht.

Schutz "sozialer Anwendungen"

Safego ermöglicht direkt in der Cloud die Untersuchung der Konten anderen Nutzer und kann so eine entsprechende Einstufung zur Verfügung stellen.
Foto: Frank-Michael Schlede, Thomas Bär

Abschließend sei kurz auf einen Aspekt der Cloud-gestützten Sicherheitsdienst eingegangen, der sowohl bei den privaten Anwendern als leider auch in vielen Firmen nach wie vor zu kurz kommt: der Schutz von Social-Media-Anwendungen. Diese sind schon von ihrem Grundsatz her so konzipiert, dass sie unabhängig vom Endgerät und zumeist komplett auf Cloud-Basis funktionieren. Umso schwieriger wird es dadurch, entsprechende Sicherheitsmaßnahmen zu finden und einzusetzen. Das reine Blockieren der Verbindung zu Facebook-, Twitter- und diversen Google-Seiten kann keine Lösung sein.

Deshalb bieten die Hersteller zunehmend auch Cloud-Services an, die einen speziellen Schutz für die Social Accounts der Nutzer gewährleisten sollen. Bitdefender stellt beispielsweise mit Safego eine App zur Verfügung. Ein Cloud-basierter Scanvorgang untersucht die Facebook-Seite eines Anwenders auf bösartige Apps oder Spam. Ein ähnlicher Dienst steht den Nutzern über einen Online-Account auch für den Kurznachrichtendienst Twitter zur Verfügung.

Fazit: Wer soziale Anwendungen wie Facebook oder Twitter schützen will, die ausschließlich in der Cloud arbeiten, wird dabei auf jeden Fall auf Cloud-gestützte Lösungen zurückgreifen müssen. Viele Anbieter haben bereits entsprechende Lösungen parat. Zumeist beziehen sich diese aber noch auf das B2C-Umfeld und weniger auf den Unternehmenseinsatz. (sh)