Die große IG-Metall-Gehaltsstudie 2014

IT-Profis haben wieder mehr Geld im Portemonnaie

24.04.2014 von Alexandra Mesmer
Erstmals seit fünf Jahren steigen die IT-Gehälter im Schnitt mehr als die Inflationsrate. Das ergab die 16. Gehaltsstudie der Gewerkschaft IG Metall.

Mit einer guten Nachricht für IT-Profis wartet die aktuelle Gehaltsstudie der IG Metall auf. Erstmals seit fünf Jahren verzeichnet die ITK-Branche einen Reallohnzuwachs. Zum 16. Mal untersuchte die Gewerkschaft die Gehälter der Branche, die Analyse von 35.500 Entgeltdaten aus 160 Unternehmen ergab ein durchschnittliches Gehaltsplus von 3,3 Prozent. Das ist mehr als die Inflationsrate von 1,5 Prozent. Insbesondere Mitarbeiter in tarifgebundenen Unternehmen können sich über eine Erhöhung von durchschnittlich vier Prozent freuen, während sich die Festgehälter in nicht-tarifgebundenen Unternehmen nur um durchschnittlich 2,4 Prozent erhöhten.

Christiane Benner, IG Metall: "Auch wenn sich die Gehälter gut entwickelt haben, steht die ITK-Branche nach wie vor vor großen Umbrüchen."
Foto: IG Metall

"Die gute Entwicklung der Gehälter darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass die Branche vor großen Umbrüchen steht", sagte Christiane Benner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall und zuständig für die Branche. Auf der einen Seite arbeiten mit über 900.000 Mitarbeitern so viel Menschen wie noch nie in der Branche. Auf der anderen Seite veränderten sich die Märkte durch technologische Entwicklungen, neue Produkte und Dienstleistungen radikal, worauf Unternehmen zum Teil mit Abbau oder der Verlagerung von Arbeitsplätzen in Billiglohnländern reagieren.

Da in den Firmen keine einheitlichen Arbeitszeitregelungen bestehen, hat die IG Metall die 35-Stunden-Woche als Bezugsgröße für die Durchschnittsgehälter genommen. "Wer aber 40 Stunden in der Woche arbeitet, muss 14,3 Prozent zu den Werten dazurechnen", gibt Benner eine Lesehilfe zur Studie.

IG-Metallstudie: Gehälter in der IT 2014 -
Wer verdient wieviel in der ITK-Branche?
Diese Frage beantwortet die Gewerkschaft IG Metall in ihrer großen Entgeltanalyse, in die 36.000 Gehaltsdaten aus über 160 Unternehmen eingeflossen sind. Die Basis der Daten ist eine 36-Stundenwoche. Bei einer Arbeitszeit von 40 Stunden müssen die Werte um 14,3 Prozent erhöht werden.
In der Softwareentwicklung..
... stagnieren vor allem die Gehälter der Einsteiger seit zwei Jahren.
...verdient ein Softwareingenieur..
..der Stufe 1. Ein Systemanalytiker mit mehrjähriger Berufserfahrung kommt auf mit 54.000 Euro, Softwarearchitekten oder leitende Softwarespezialisten können mit einem Jahreseinkommen von 76.400 Euro rechnen.
...erhält ein Leiter der Softwareentwicklung.
Sein Gehalt erhöhte sich um 3 Prozent. Damit verdient er mehr als doppelt so viel wie der Entwickler, der einsteigt.
In der Hardwareentwicklung...
...haben vor allem die Gruppenleiter Gehaltseinbußen hinnehmen müssen.
...bekommt ein Einsteiger in der Hardwareentwicklung.
Vor zwei Jahren lag das Einstiegsgehalt in dem Bereich noch bei 41.500 Euro.
...verdient ein Hardwareentwickler.
Mit zunehmender Berufserfahrung kann er als Senior Entwickler 62.400 Euro im Jahr verdienen.
...erhält ein Gruppenleiter in der Hardwareentwicklung.
Damit musste er ein Minus von 6,8 Prozent zum Vorjahr hinnehmen.
...bekommt ein Leiter Hardwarentwicklung
Auch sein Gehalt ist im Vergleich zu anderen Führungskräften nur leicht um ein Prozent gestiegen.
Berater....
...gehören immer noch zu den gesuchtesten und gut bezahlten Berufsgruppen auf dem IT-Arbeitsmarkt.
...verdient ein Junior Berater
Die Einstiegsgehälter sind im Vergleich zum Vorjahr aber um 1,2 Prozent zurückgegangen.
...erhält ein Berater.
Das sind 12.000 Euro im Jahr mehr als ein Juniorberater bekommt.
...bekommt ein Senior Berater.
Auch der nächste Sprung zum Senior zahlt sich aus. Ein Senior Berater verdient 14.000 Euro mehr als ein Berater. Das braucht aber seine Zeit: Nur 4,6 Prozent der Senior Beater sind unter 35 Jahre.
...verdienen Chefberater,
...die Projekte fachlich leiten und verantworten, im Jahr. Sie gehören mit knapp 78.000 Euro zu den Spitzenverdienern der Branche. Allerdings sind nur 2,4 Prozent von ihnen jünger als 35 Jahre.
...erhält ein Leiter Beratung.
Sein variabler Anteil liegt bei 15.500 Euro im Jahr.
Auch Projektmanager....
...gehören zu den am besten bezahlten IT-Spezialisten.
...bekommt ein Projektmanager am Anfang.
Sein Gehalt hat sich nur um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht.
...erhält ein Projektmanager in der Stufe IV.
Im Vergleich zum Vorjahr gab es hier ein sattes Plus von 6 Prozent.
Im Rechenzentrum...
...erhöhten sich die Gehälter um durchschnittlich 1,9 Prozent.
...verdient ein Systemingenieur der Stufe I
In der Stufe II beträgt das Jahresgehalt bereits 71.100 Euro. Allerdings sind 45 % der Mitarbeiter älter als 50 Jahre.
...erhält ein Teamleiter Rechenzentrum
Sein Gehalt hat sich um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht.
...bekommt ein Leiter Rechenzentrum.
Im Gegensatz zu anderen Führungskräften haben RZ-Leiter nur einen geringen variablen Gehaltsbestandteil von 7000 Euro im Jahr.
Service und Support...
...gehören zu den Jobfamilien, die sich über überdurchschnittliche Gehaltssteigerungen von über 5 Prozent freuen durften.
...erhält ein Servicetechniker.
Das sind knapp 8000 Euro mehr als ein Juniortechniker verdient.
...verdient ein Supporttechniker,...
...der schwierige und komplexe Probleme löst, über Spezialkenntnisse oder einen Hochschulabschluss verfügt.
...bekommt ein Leiter Kundendienst.
Im Vergleich zum Vorjahr gab es hier ein Plus von 4,1 Prozent.
...erhält ein Service Manager,
...der Ansprechpartner für Probleme, Angebote und sonstige Anfragen des Kunden ist.
...verdient ein Senior Service Manager.
Im Vergleich zum Vorjahr gab es hier ein Plus von 3,9 Prozent.
60.882 Euro bekommt ein Trainer pro Jahr.
Das sind knapp 30.000 Euro im Jahr weniger als der Leiter des Bildungswesens.
Im Marketing...
...ist schon das Einstiegsgehalt mit 49.300 Euro höher als in der Entwicklung oder auch in der Beratung.
...bekommt ein Marketing Spezialist mit mehrjähriger Erfahrung.
Im Gegensatz zu vergleichbaren Positionen in anderen Bereichen ist hier der flexible Gehaltsbestandteil mit durchschnittlich 15.700 Euro schon hoch.
...erhält ein Senior Marketing Spezialist.
Der flexible Gehaltsbestandteil beträgt hier im Schnitt 17.300 Euro
...verdient ein Marketingleiter.
Damit liegt er gleichauf mit dem Leiter der Softwareentwicklung.
Im Vertrieb...
sind die flexiblen Bestandteile noch höher als im Marketing.
...bekommt ein Junior Vertriebsbeauftragter.
Der variable Anteil beträgt im Schnitt 10.000 Euro.
...erhält ein Senior Vertriebsbeauftragter.
Im Vergleich zum Vorjahr gab es hier ein Plus von 4 Prozent.
...verdient ein Vertriebsleiter.
Damit ist er die Führungskraft, die am besten verdient. Mit 37.000 Euro hat er auch den höchsten variablen Anteil.
Im Call-Center...
..nehmen sich die Verdienstchancen vor allem anfangs bescheiden aus.
...erhält ein Junior Kundenbetreuer.
Das sind 16.000 Euro weniger als ein Vertriebsbeauftragter.
...bekommt ein Senior Kundenbetreuer,...
...der Kundenanfragen nicht nur umfassend betreuen, sondern auch schwierige Gespräche übernehmen kann (Eskalationsbearbeitung).
...verdient ein Gruppenleiter im Call Center.
Sein variabler Anteil liegt bei durchschnittlich 11.000 Euro.
...erhält ein Call-Center-Leiter.
57 Prozent der Leiter sind über 50 Jahre alt.

Lukrative Perspektiven in Marketing und Vertrieb

Schon die Einstiegsgehälter heben sich in Marketing und Vertrieb von anderen IT-Funktionen ab. Von Anfang an sind hier die variablen Gehaltsbestandteile höher als etwa bei Softwareentwicklern oder Beratern, entsprechend überdurchschnittlich ist auch das Einstiegsgehalt mit 49.300 Euro ( Junior Marketing Spezialist) oder 51.485 Euro (Junior Vetriebsbeauftragter). Zum Vergleich: Softwareentwickler starten laut IG-Metall-Studie mit 40.440 Euro im Jahr, Harwareentwickler mit 43.800 Euro und Junior Berater mit 42.100 Euro.

Im Consulting bringt aber jede Karrierestufe ein Plus von 10.000 Euro und mehr. So bekommt der Berater schon 54.330 Euro, der Senior Berater 68.100 Euro, der Chefberater 77.585 Euro. Der Leiter der Beratung ist dann bei knapp 100.000 Euro angekommen. Eine Gehaltsregion, in der er sich nur noch in Gesellschaft der Leiter von Rechenzentren, Softwareentwicklung oder Marketing befindet. Andere Führungskräfte wie Leiter des Kundendienstes oder von Call Center verdienen weniger. Einzig der Vertriebsleiter bekommt mit 112.000 Euro im Jahr noch mehr.

Unter den IT-Fachkräften sind vor allem die Projektmanager, die je nach Berufserfahrung und Verantwortung von 50.000 Euro bis 83.000 Euro im Jahr verdienen, sehr gut bezahlt. Aber auch Systemingenieure im Rechenzentrum (ab 57.000 Euro) oder Teamleiter im Rechenzentrum (79.000 Euro) werden überdurchschnittlich entlohnt. Bescheidener nehmen sich dagegen die Gehaltsperspektiven im Call Center aus. Hier bekommt der Junior Teamleiter 29.000 Euro, ein Gruppenleiter mit langjähriger Erfahrung 55.000 Euro.

Wer verdient wie viel?

Diese Frage versucht die Gewerkschaft IG Metall in ihrer 16. Entgeltstudie zu beantworten. Dafür hat sie insgesamt 35.500 Daten aus 160 Unternehmen untersucht. Die ermittelten Gehälter beziehen sich auf die 35-Stunden-Woche. Zur Umrechnung auf eine 40-Stundenwoche müssen die Werte um 14,3 Prozent erhöht werden. Die Studie kann online über www.bund-verlag.de bestellt werden und ist auch als E-Book erhältlich.

Tipps für Gehaltsverhandlungen -
Sie reden zu leise
Wie unangenehm vielen Arbeitnehmern die Gehaltsverhandlung ist, merkt man besonders an der leisen Stimme. Die Autorin Friedrichsen rät: "Treten Sie nicht als Mäuschen auf. Formulieren Sie Ihre Argumente klar und deutlich, kurz und prägnant."
Sie hören nur halb zu
Wer nach dem ersten Satz des Gegenübers bereits über seine Antwort nachdenkt, verschenkt wichtige Informationen und produziert nicht selten Missverständnisse.
Sie schauen Ihrem Gegenüber nicht in die Augen
Sie sehen während des Gesprächs zum Fenster oder gucken zu Boden? Das suggeriert mangelndes Selbstbewusstsein - oder gar Desinteresse.
Sie haben keine Agenda
Sie sind schlecht vorbereitet und haben sich kaum Gedanken über das Gespräch gemacht? Dann ist der Ausgang vorprogrammiert: Unstrukturierte Gespräche führen zu vagen Ergebnissen.
Sie haben Ihren Verhandlungspartner vorher nicht genügend informiert
Wenn Ihr Verhandlungspartner nicht weiß, worum es geht, fühlt er sich möglicherweise überrumpelt und macht im Zweifelsfall die Schotten dicht.
Sie lassen dem Gegenüber zuviel Raum
Geben Sie das Ruder nicht aus der Hand. Ergreifen Sie die Initiative, lenken Sie durch gezielte Fragen immer wieder geschickt auf Ihr Verhandlungsziel über. Achtung: Das heißt nicht, dass Sie die ganze Zeit reden sollen. Sie sollen nur die Verhandlung steuern. Das geht sogar oft besser, wenn Sie weniger reden.
Sie geben Ihre besten Argumente schon zu Beginn preis
Verschießen Sie Ihr Pulver nicht auf einmal. Spielen Sie Ihre Trümpfe nach und nach gezielt aus, halten Sie den Joker möglichst lange in der Hand.
Sie ignorieren Einwände
Versuchen Sie nicht, Zweifel zu vertuschen. Nehmen Sie Kritik des anderen besser selbst vorweg ("Sie scheinen an den Ergebnissen zu zweifeln . . . ") oder fragen Sie nach Problemen ("Was spricht gegen mein Argument?").
Sie haben keinerlei Verhandlungsspielraum eingeplant
Sich ein Ziel zu setzen, ist oberstes Gebot jeder Verhandlung. Wer dieses Ziel jedoch stur verfolgt, muss damit rechnen, dass auch der Partner auf stur schaltet. Überlegen Sie sich vorher, auf welche Kompromisse Sie sich einlassen können und wo Ihre Schmerzgrenze liegt.
Sie sprechen "Absolutbotschaften" und "Killerphrasen" aus
Begriffe wie "jeder", "alle", "immer", "ständig", "pausenlos", "nie" und so weiter sind Gesprächskiller. Vermeiden Sie diese!
Sie verlieren die Fassung
Lassen Sie sich nicht zu barschen Äußerungen hinreißen, wenn Sie Ihr Gegenüber auf die Palme bringt. "Bist du wütend, zähl bis vier, hilft das nicht, dann explodier": Wer den Tipp von Wilhelm Busch befolgt, kommt um einen destruktiven Wutausbruch meist herum.
Der Lektüretipp
Wer sich umfassender mit dem Thema Gehaltsverhandlung befassen will, dem empfehlen wir die Lektüre des Buches "Die erfolgreiche Gehaltsverhandlung" von Heike Friedrichsen. Die Autorin gibt umfassende Tipps rund um Gehaltsgespräche für Einsteiger, Aufsteiger und Umsteiger. Das Buch ist in der Reihe "Pocket Business" bei Cornelsen erschienen und kostet 6,95 Euro (ISBN 978-3-589-23471-4).