Tipps für den Mittelstand

IT-Outsourcing auf Augenhöhe

07.10.2010 von Helmut  Walter
Die IT-Abteilungen von Mittelständlern stehen unter erheblichem Leistungs- und Kostendruck.
Quelle: ag visuell/fotolia
Foto: ag visuell/fotolia

Gerade im produzierenden Gewerbe ist dem Konkurrenzdruck nur mit einer Steigerung der Produktivität und Flexibilisierung der Geschäftsmodelle zu begegnen. In der Konzentration auf Kernkompetenzen wie Produktentwicklung und Vermarktung wird die IT oft als hinderlicher, aber leider notwendiger Störfaktor empfunden. Zuwenig Augenmerk wird darauf gerichtet, die IT als Katalysator zu nutzen, um Effizienz und Flexibilität zu steigern. Voraussetzung dafür ist zunächst, dass die IT selbst diesen Maßstäben genügt. Um dieses Ziel zu erreichen, erwägen viele Unternehmen ein Outsourcing der IT-Infrastruktur. Das sollten sie mit Augenmaß und vor allem auf Augenhöhe mit dem Partner angehen.

Die Herausforderungen im Mittelstand

IT ist heute eine in allen Ebenen eines Unternehmens vertreten: Web-Shops für neue Kundensegmente, Build-to-Order-Fertigung, um den Lagerbestand zu optimieren, sowie eine Kennzahlen-basierende Geschäftssteuerung sind nur ein paar Beispiele. Neu sind Anforderungen an die Flexibilität, wenn Firmen etwa in kürzester Zeit neue Geschäftsstellen eröffnen oder die Produktion an kostengünstige Standorte verlagern wollen. Dazu bedarf es einer flexiblen und elastischen IT, die sich schnell den wechselnden Anforderungen des Geschäftsumfeldes anpasst und diese proaktiv unterstützt. Eine solche IT kann zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil werden.

Eine wichtige Rolle spielen die IT-Budgets. Die Anschaffung von Hardware und Software sowie die Installation und Integration durch eigenes Personal oder externe Dienstleister binden Kapital. Die Investitionen werden im Rahmen der Abschreibungen nur bilanztechnisch bewertet. Faktisch ist dieses Kapital für andere wichtige Unternehmensanforderungen wie Forschung und Entwicklung oder eine Expansion in neue Märkte verloren.

In der Konsequenz bedeutet dies, dass ein mittelständisches Unternehmen sich mit gleicher Intensität und Kompetenz seiner IT widmen muss, wie seinem Kernprodukt. Damit tun sich die Firmen immer schwerer. Weil ihre eigenen IT-Spezialisten damit beschäftigt sind, die Business-Applikationen anzupassen und zu betreiben, wird die IT-Infrastruktur oft vernachlässigt. Nur wenn Performance- oder Stabilitätsproblemen auftreten, reagiert die interne IT. Innovationen gibt es aufgrund der Finanzierungshürden nicht. In diesem Umfeld fallen die Angebote großer IT-Outsourcer auf fruchtbaren Boden. Sie bieten die vollständige Übernahme der IT-Infrastruktur und den Rückverkauf von vertraglich festgelegten IT-Services an. Auf den ersten Blick ist dies eine attraktive Lösung.

Die Gefahren des Outsourcing

Anwender sollten zwischen Angeboten von herstellerneutralen Outsourcern und Hardwareherstellern unterscheiden. Letztere finanzieren die Services mit Server-Verkäufen quer. Darunter leidet die Transparenz von Produkt- und Dienstleistungspreisen. Ein herstellerneutraler Outsourcing-Anbieter liefert dagegen die Kapazitäten und Funktionen aus der eigenen Fabrik. Beiden gemeinsam ist, dass zugesagte Einsparungen im zweistelligen Prozentbereich nur erzielen werden können, wenn sie Shared Services aus Niedriglohnländern beziehen.

Unbekantte Outsourcing-Kosten
Sparen im Blindflug
Unternehmen lagern aus, um zu sparen, scheuen aber die notwendigen Veränderungen. Das Outsourcing soll kurzfristig Kosten senken, doch einer Erhebung des Beratungshauses PA Consulting Group zufolge geht bei vielen Unternehmen die Rechnung nicht auf.<br/><br/> Auf den folgenden Seiten finden Sie die Ergebnisse der Umfrage.
Interne Kosten
Die Kosten für den externen Bezug sind in der Regeln vertraglich geregelt. Die weiterhin anfallenden internen Kosten kennen viele Unternehmen jedoch nicht.
Reaktion auf die Krise
In Krisenzeiten wollen Unternehmen mehr auslagern. Zudem planen sie, ihre laufenden Verträge neu zu verhandeln.
Trend zum Multi-Sourcing
Das Multi-Sourcing bleibt die Einkaufsstrategie der Wahl für die meisten Unternehmen.
Risiken des Multi-Sourcing
Die Schattenseite des Multi-Sourcing ist die aufwendige Provider-Steuerung. Im Management und in der Integration der externen Dienstleister sehen die Formen die größte Herausforderung.
Kosten Retained Organisation
Wie hoch sind die Kosten der internen Organisation bezogen auf die Kosten des Outsourcing? Die meisten Unternehmen wussten darauf keine Antwort.
Innovationsschwerpunkt Technik
Die Provider führen in der Regel technische Neuerungen ein und verbessern die Qualität der Service-Levels. Direkte und positive Auswirkungen auf das Kerngeschäft haben die Innovationen selten.
Neuverhandlungen angestrebt
Die Anwender streben Kosteneinsparungen an, indem sie den Wettbewerb eröffnen. Selbst wenn sie laufende Outsourcing-Verträge haben, verhandeln sie nicht exklusiv mit dem aktuellen Provider.

Die eigene Fertigungstiefe eines Outsourcers deckt üblicherweise nur 30 bis 70 Prozent der vom Kunden benötigten Leistungen ab. Fehlende Komponenten werden am Markt zugekauft. Selbst wenn diese Leistungen ohne Aufschläge an den Kunden durchgereicht werden (was faktisch nicht stattfindet), verwässert dieses Vorgehen die Marge. Damit hat ein Outsourcer keine Reserven, um Unwägbarkeiten oder Risiken abzufedern. Um die vertraglich zugesicherten Leistungen und Preise zu erfüllen, muss ein Outsourcer deshalb streng darauf achten, exakt nur seine Shared-Services-Standards an den Kunden zu liefern. Individuelle, kundenspezifische Services oder Kulanz haben keinen Platz mehr.

Für die interne Kostenbetrachtung müssen Anwender zudem den finanziellen Aufwand für die Retained-IT berücksichtigen. Mit dem Übergang der eigenen IT-Mitarbeiter zum Outsourcer wechselt das kundenspezifische Know-How. Um den Partner nach Betriebsübergang steuern zu können, sollte das wesentliche Know-how im Unternehmen verbleiben. Das ist auch vor dem Hintergrund einer möglichen Neuvergabe oder Rückabwicklung nach der Vertragslaufzeit wichtig.

Tipps zur Vertragsgestaltung

Der Outsourcer hat ein hohes Interesse, Interpretationsspielräume für seine vertraglich vereinbarten Pflichten zu vermeiden. Idealerweise möchte er Leistungsverzeichnisse für einen möglichst langen Zeitraum, typischerweise über mehrere Jahre, festschreiben. Dadurch wäre er zu keinen teuren Innovationen in seiner Servicefabrik angehalten. Das auslagernde Unternehmen gefährdet damit jedoch die eigene Flexibilität und Reaktionsschnelligkeit. Es kann während der Vertragslaufzeit nicht von den Innovationen des IT-Marktes profitieren.

Häufig steht dem Anwenderunternehmen ein großes, erfahrenes Team aus Juristen und Vertragsprofis auf Seiten des Outsourcers gegenüber. Vertragsgespräche auf Augenhöhe sind unter diesen Voraussetzungen nicht möglich. Dabei besteht die Gefahr, dass kritischen Punkte nicht angesprochen und geregelt werden. Hier müssen IT-Manager wachsam sein und nur Arbeitspakete verhandeln, die bezogen auf Umfang und Komplexität beherrschbar sind.

Das raten CIOs
Reinhard Eschbach, Thomas Cook: Transparenz ist das A und O
„Jeder Dienstleister ist nur so gut, wie ihn der Auftraggeber steuert. Outsourcing darf keine Black Box sein: Ich will verstehen, was der Provider macht, und kontrollieren, ob dies in Einklang mit meinen Zielen steht. Die Transparenz der Kosten – sowohl meiner eigenen als auch derjenigen des Providers – halte ich für wichtig. Eine Open- Book-Policy schafft nicht nur Vertrauen, sie ist auch effizienter, weil beide Seiten wissen, welche Hebel sie ansetzen können.“
Ralf Stalinski, Cognis: Akzeptanz beim User schaffen
„Wer auslagert, sollte im Vorfeld eine Art Inventur machen, um einen Überblick darüber zu haben, welche Services in den einzelnen Ländern erbracht werden. Erschwert wird Outsourcing vor allem durch die Kluft zwischen der User-Akzeptanz und der Erwartung des Managements. Es ist ja kein Geheimnis, dass Endanwender eine Standardisierung zunächst als Einschränkung empfinden. Hier ist die interne Kommunikation gefordert, die Belegschaft muss die Vorteile der Maßnahmen nachvollziehen können. “
Walter Friedl, Vistec: Know-how auf Augenhöhe
„Meine goldene Regel lautet: Auf Kundenseite muss es eine Instanz mit mindestens gleichem Know-how geben wie auf der Provider-Seite. Ich habe dafür einen IT-Service-Delivery-Manager für alle Infrastrukturthemen und eine SAP-Managerin für die Applikationen abgestellt. Beide sind dafür zuständig, dass der eingekaufte Service bei unseren Anwendern verlässlich und in guter Qualität ankommt.“
Dirk Ostermann, RAG: Prozesse zerschlagen
„Ganz wichtig: Sie müssen Prozesse zerschlagen. Sowohl im Eigenbetrieb als auch bei einer internen Auslagerung in eine Tochtergesellschaft schwingen sich Abläufe und Kommunikationswege zwischen Nutzer und IT ein, die nicht immer effizient sind. Die Lethargie und die Das-habenwir- schon-immer-so-gemacht-Einstellung müssen Sie durchbrechen. In dieser Phase ist Führung durch Kommunikation gefragt, denn für alle Betroffenen ändert sich viel.“
Carsten Stockmann, Mayflower: Beziehung weiterentwickeln
„Outsourcing ist ein Prozess, den man permanent weiterentwickeln sollte. Das Mühsame und Qualvolle besteht dann darin, die Beziehung so zu gestalten, dass sie auch tatsächlich Vorteile bringt. Das heißt, es geht nicht mehr um die Technik – die hat man ja ausgelagert –, sondern darum, Verbesserungen auf der Geschäftsprozess-Ebene zu erreichen.“
Udo Haarhaus, Dynamit Nobel: Ziele müssen klar sein
„Man muss sich als Auftraggeber über seine Outsourcing-Ziele im Klaren sein. Der Anbieter will das Projekt natürlich unbedingt an Land ziehen. Der Anwender will in der Regel seine Kosten senken. Da herrscht auf beiden Seiten eine gewisse Gier. Aber wenn der Auftraggeber nicht exakt hinterfragt, wie und wo sein Provider die Einsparungen erzielen will, gehen die Partner leicht von unterschiedlichen Annahmen aus.“
Martin Limpert, Preh GmbH: Hoheit über Prozesswissen sichern
„Die wichtigste Motivation für unsere Outsourcing- Aktivitäten war die Konzentration auf unsere Kernkompetenzen. Hohe Anforderungen etwa an die 7x24- Stunden-Verfügbarkeit der SAP-Systeme können wir intern nicht gewährleisten. Damit wir den reibungslosen IT-Betrieb für unsere Fachabteilungen sicherstellen können, haben wir die Hoheit über das Prozesswissen und das SAP-Wissen im Hause behalten.“

In den Verhandlungen sollten nicht nur Leistungsumfang, Service-Levels und Preises vereinbart, sondern auch Preiskorridoren definiert werden, wenn sich etwa die Abnahmemengen und Service-Levels ändern. Wer hätte vor zwei Jahren an die rasch wachsende Bedeutung von Cloud Computing gedacht? Anwender sollten daher eine Übereinkunft anstreben, die die Lösung stets auf dem aktuellen Stand der Technik (State of the Art) hält. Dazu gehören beispielsweise regelmäßige Refreshes. Häufig überarbeiten die Service-Provider die IT-Installation erst zum Ende der Laufzeit, um für eine Vertragsverlängerung zu werben.

Weil Leistungen und Preise für einen langen Zeitraum festgelegt werden, ist das Change-Management in den Vertragsverhandlungen besonders wichtig. In aller Regel versucht der Outsourcer, für anfallende Changes die Preise frei zu gestalten und den Kunden mit Benchmark-Klauseln abzusichern. Doch die Sicherheit ist trügerisch, denn ein Kunde, der an einen Anbieter gebunden ist, hat den Wettbewerb faktisch ausgesperrt. Damit wird er kaum konkurrierende Angebote einholen können, um Preise zu vergleichen.

Besonders problematisch ist der Umgang mit Softwarelizenzen. Die Nutzungsrechte sowohl von Server- wie auch PC-Software kann der Kunde nicht eigenmächtig auf den Outsourcer übertragen. Dazu benötigt er generell die Zustimmung des Lizenzgebers. Insbesondere für Server-Software verlangen diese in der Regel erhebliche Übertragungskosten. Diese gilt sowohl für den Übergang zum Outsourcer als auch für eine mögliche Rückabwicklung. Um hier einen gangbaren Weg zu finden, bedarf es umfangreicher Erfahrungen im Lizenzrecht. Damit ist die Wirksamkeit des Outsourcing-Vertrages in Teilen von Dritten abhängig. Es droht eine juristisch komplexe Situation.

Die Aufgaben der internen IT

Wer auslagern möchte, sollte die eigenen IT-Kosten für jeden IT-Service und idealerweise sogar pro Leistungseinheit beziffern können. Gerade in mittelständischen Unternehmen ist eine IT-Leistungsverrechnung (Cost Charge-Out) gegenüber den internen Kunden unüblich. Ohne Transparenz ist der Vergleich der eigenen IT-Kosten mit den Einheitspreisen des Outsourcers jedoch unmöglich. Damit geben die Unternehmen Optimierungspotenzial aus den Händen. Sie können beispielsweise nicht solche IT-Leistungen identifizieren, die sie zu günstigeren Kosten als der Outsourcer erbringen. Es fällt ihnen auch schwer, IT-Services zu isolieren, die aus strategischen Gründen im Unternehmen bleiben sollen, weil beispielsweise sensible Daten verarbeitet werden.

Zufriedene Outsourcing-Kunden
Ein Dutzend mal Begeisterung
An der Kundenzufriedenheitsstudie der Hochschule Aschaffenburg nahmen 70 IT-Manager teil. Darunter zeigten sich zwölf Teilnehmer sehr zufrieden mit ihrem Partner. Bei den Anwendern vermuten sie allerdings eine geringere Zustimmung.
Die wichtigsten Zufriedenheitsmerkmale
Das sind die elf Merkmale, die den größten Einfluss auf die Gesamtzufriedenheit haben.
Kaum veränderte Zufriedenheitswerte
Der Mittelwert von 2,2 liegt in etwa auf Höhe der Studie von 2007.
Was den IT-Chefs gefällt
Den IT-Verantwortlichen gefallen Einhaltung der SLAs und Zuverlässigkeit - Dinge also, die ihnen das Leben leichter machen.
Innovation - nicht so wichtig!
Beratungs- und Innovationsleistungen der Dienstleister lassen zu wünschen übrig - aber CIOs erwarten hier auch nicht viel von Outsourcing-Providern.
Zuverlässigkeit und SLAs - sehr wichtig!
Zuverlässigkeit, SLAs und Kosten haben für IT-Entscheider Vorrang.
Die Kosten sind nie optimal
Auffällig: Die Kosten sind den CIOs am drittwichtigsten, in der Zufriedenheit liegen sie aber nur auf dem 5. Rang.
Immer Ärger mit dem externen Helpdesk
Die Auslagerung des Helpdesks macht IT-Verantwortlichen den meisten Kummer. Wer alles auslagert, ist am zufriedensten - scheinbar, denn die Basis der Befragten reicht für solche Rückschlüsse eigentlich nicht aus.
Zufriedenheit in Abhängigkeit von der Outsourcing-Leistung.
Die Zahlen in den Balken entsprechen den CIOs, die mitgemacht haben. Mit anderen Worten: Für Komplett-Outsourcing und BPO reichen die Teilnehmer nicht aus. Die Hochschule wird die Studie deshalb bis zum Jahresende fortführen, um auch hier valide Aussagen treffen zu können.
Gute Partnerschaft hat Vorrang
Von zwölf CIOs, die angaben "sehr zufrieden" zu sein, sagten elf, sie pflegten ein gutes partnerschaftliches Verhältnis. Acht sind mit der Flexibilität des Partners bei Veränderungswünschen hochzufrieden etc.
Anwender wollen Gesprächspartner
Bei den so genannten "Soft Facts" liegen das partnerschaftliche Verhältnis und die offene Kommunikation weit oben in der Gunst der CIOs.
Welche Vorteile sich de facto einstellten
Kostentransparenz und Besinnung auf das Kerngeschäft sind die beiden echten Vorteile, die CIOs ausmachen. Die Grafik zeigt eine Gegenüberstellung der Bedeutung einzelner Aspekte und des vom Dienstleister realisierten Erfüllungsgrads.
Ein Drittel ist rundum glücklich
Knapp ein Drittel der Befragten sehen ihre Ziele zu 100 Prozent erreicht, rund 56 Prozent immer noch zu 75 Prozent.

Sind diese Hürden genommen und wurden die zu beschaffenden Leistungsblöcke identifiziert, müssen die Verantwortlichen die aktuellen und wenn möglich zukünftigen technischen Anforderungen festlegen. Diese müssen sie möglichst gegenüber den Standardangeboten der externen Lieferanten durchsetzen.

Der letzte Schritt in der Vorbereitung gilt der kommerziellen Strategie. Die entscheidende Frage lautet, ob die gesamte IT einem Anbieter (Outsourcing) oder individuelle Leistungsblöcke mehreren Lieferanten (Multiple Sourcing) übergeben werden sollen. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Flexibilität bietet das Multiple-Sourcing mehr Spielraum.

Den Service-Verantwortlichen obliegt die Aufgabe, für jeden Leistungsblock den jeweiligen Service-Level und das passende Preismodel (etwa Pay-per-Use) zu spezifizieren und mit den Bietern zu verhandeln. Wird die Übergabe der jeweiligen IT-Service individuell gestaltet, können die Unternehmen den Big-Bang eines umfassenden Outsourcings vermeiden.

Die Aufgaben des IT-Leiters

Für die Entscheidung darüber, ob die IT intern oder im Rahmen von Multiple-Sourcing- sowie Outsourcing-Abkommen betrieben werden soll, gibt es keine allgemein gültige Empfehlung. In die Beantwortung der Frage fließen Aspekte wie die Ausrichtung, Bandbreite und Kernkompetenz der internen IT sowie der Grad an Commodity-Services ein. Folgende Faktoren können bei der Entscheidungsfindung helfen:

IT-Roadmap

Im alltäglichen IT-Betrieb besteht die Gefahr zur Eigendynamik: Die Ausrichtung der Geschäftseinheiten und der IT verläuft nicht mehr synchron. Empfehlenswert ist es, mit den Geschäftseinheiten im Rahmen eines gemeinsamen Workshops eine IT-Roadmap zu formulieren, die sich an den Anforderungen der Geschäftseinheiten in den kommenden drei Jahren orientiert. Diese legt die Anforderungen an Dynamik, Flexibilität, Innovation und Kostenentwicklung der IT-Leistungen fest.

Eigene Stärken

Wichtig ist, die eigenen IT-Kernkompetenzen beziehungsweise die Bereiche mit hoher IT-Wertschöpfung für das Unternehmen zu identifizieren. Oft ergibt sich daraus ein verschwommenes Bild, da sich eine klare inhaltliche Abgrenzung nicht in der Organisation widerspiegelt. Gegebenenfalls müssen Abläufe angepasst werden.

Kosten-Benchmark

Da IT oft als Unterstützungsfunktion im Unternehmen gilt, werden die IT-Gesamtkosten beispielsweise nur relativ zum Firmenumsatz budgetiert. Eine Transparenz der Kosten pro Service-Segment und Leistungseinheit ist selten, da die firmeninternen Kunden nicht verbrauchsabhängig mit den Kosten belastet werden. Ein wesentlicher Schritt ist die Erfassung und Dokumentation der Kosten sowohl horizontal je Servicesegment (Server, Netwerk, Software, PCs, usw.) als auch vertikal (User Helpdesk, Rechenzentrum, Monitoring, externe Leistungen). Mit den technischen Quantitäten können daraus Einheitskosten abgeleitet und mit Marktpreisen im Benchmark verglichen werden.

Lagebewertung

Mit diesen Informationen kann das Unternehmen abschätzen, in welchen Bereichen es IT zu marktgerechten Kosten produziert. Ebenso werden Problemzonen sichtbar. Das gilt oft für Commodity-Services, die intern häufig zu teuer betrieben werden und die weder flexibel noch innovativ sind. Diese Leistungsblöcke sollten optimiert und je nach Strategie mit eigenem Personal oder per Sourcing transformiert werden.

Fazit

Die optimale Sourcing-Strategie hängt von vielen Faktoren ab. Es gibt keine Regel, welches Vorgehen das Beste für ein Unternehmen ist. Wesentlich ist immer, dass die Unternehmen in der Lage sind, die Anforderungen, die eigenen Stärken und die Angebote des IT-Marktes zu bewerten. In jedem Falle, auch wenn die IT ausgelagert wurde, muss ein Unternehmen über ausreichend IT- Kompetenz verfügen, um den oder die Sourcing-Partner kontrollieren und führen zu können.

Helmut Walter ist Geschäftsführer der IT-SCM.com. Das Unternehmen hat sich auf betriebswirtschaftliche IT-Sourcing-Beratung spezialisiert.