Osteuropa-Spezialist S&T

"IT-Investitionen machen konkurrenzfähig"

06.01.2009 von pte pte
Der österreichische IT-Dienstleister S&T AG zählt in Osteuropa zu den Champions. Finanzchef Martin Bergler beschreibt im Interview Ziele und Strategie des Unternehmens.

Das IT-Geschäft in Zentral- und Osteuropa (CEE) boomt, seit die Unternehmen vor Ort vor über zehn Jahren damit begonnen haben, ihre technologische Infrastruktur zu modernisieren. Der österreichische IT-Spezialist S&T gehört in der DACH-Region mit über 800 Mitarbeitern zu den größten Branchenunternehmen. Allein im ersten Halbjahr 2008 kletterte der Umsatz um vier Prozent auf insgesamt 237,4 Millionen Euro und spiegelt damit auch die Wachstumsorientierung nach Osteuropa wider. pressetext sprach mit S&T-Finanzvorstand Martin Bergler über das künftige Potenzial der Wachstumsregion sowie die Auswirkungen der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise. Im Zuge von Rezession und Dollarschwäche gilt es 2009, wichtige Herausforderungen zu meistern.

Martin Bergler, Finanzchef von S&T.

pressetext: Die Osteuropa-Märkte prosperieren. S&T hat in den vergangenen Jahren unter anderem in Kroatien, Bosnien, Slowenien, Bulgarien und Rumänien investiert. 3.000 Mitarbeiter arbeiten in 22 Ländern. Was macht die CEE-Länder so attraktiv?


Bergler: Das Dienstleistungsgeschäft gewinnt in Osteuropa zunehmend an Bedeutung. Der Anteil der Gesamtausgaben für EDV-Dienstleistungen ist kontinuierlich angestiegen. Investierte man früher noch in die Infrastruktur, verlagern die Firmen nun die Schwerpunkte. So passen wir das Angebotsportfolio an diese Marktgegebenheiten an. Von Vorteil ist hierbei, dass S&T in vielen Märkten mit unterschiedlichen Reifegraden vertreten ist und auf einen reichen Erfahrungsschatz aufbauen kann. So ist ein optimaler Knowledge-Transfer gegeben.

pressetext: Bei den Halbjahresergebnissen 2008 haben Sie angekündigt, Polen und die Türkei bei Neuakquisitionen noch stärker in Betracht zu ziehen. Gibt es konkrete Pläne?


Bergler: CEE ist nicht nur für uns, sondern auch für die Kunden der erweiterte Heimatmarkt. In Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung ist die Türkei derzeit ein Schwellenland. Dort sind wir seit 2001 aber nur mit kleiner Flamme vertreten. Das Potenzial des Landes ist wie auch in Russland groß. Da viele S&T-Kunden selbst Dienstleister sind und EDV-Systeme Qualität garantieren, werden auch künftig Investitionen erfolgen. In Polen sind wir trotz größerer Zukäufe noch immer relativ klein für den riesigen Markt. Obwohl das Land durch deutsche Anbieter umkämpft ist, werden wir unseren Platz künftig dort noch weiter ausbauen.

pressetext: Wie hat S&T die im Januar 2007 abgeschlossene, bis dato größte Neuakquisition der IMG verkraftet? Hat sich der Kauf rückblickend ausgezahlt?


Bergler: In absoluten Zahlen war das die größte Einzelakquisition. Durch den Kauf hat S&T im Dienstleistungsbereich mehr Know-how bekommen. Ein Vorteil ist, dass wir dadurch einen besseren Zugang zu den Märkten in der Schweiz und Deutschland bekommen haben. Der deutsche Markt hat sich sehr ausgezahlt, weil wir die IMG-Kunden in Polen weiterbetreuen. Angesichts der aktuellen Wirtschaftssituation bin ich aus heutiger Sicht davon überzeugt, dass sich der Deal gelohnt hat. So haben wir unser Know-how mit 1.000 SAP-Consultants weiter ausbauen können und sind damit in Europa ein wichtiger Partner.

Der Kapitalmarkt - derzeit nicht lustig

pressetext: Sind weitere Expansionen und Zukäufe zu erwarten? Werden diese aus eigener Kraft zu stemmen sein oder bedarf es dabei einer Kapitalerhöhung?

Bergler: Die allgemeine Kapitalmarktsituation ist derzeit alles andere als lustig. Obwohl wir die letzten Monate relativ gut überstanden haben, ist dies am S&T-Aktienkurs nicht spurlos vorbei gegangen. So wären die Aktionäre nicht begeistert von einer Kapitalerhöhung, da dies einer Kursverdünnung gleich käme. Eine solche Maßnahme ist bei der jetzigen Kurssituation unrealistisch. Gute Projekte können mit guten Ideen und entsprechender Kreativität auch ohne eine Kapitalerhöhung umgesetzt werden. Finanzierungsvehikel wie Kooperationen sind nur einige Beispiele.

pressetext: Im April 2007 hatte die S&T-Aktie ihr Allzeithoch von 59,20 Euro. Derzeit notiert das Papier an der Wiener Börse jedoch bei 10,11 Euro. Ärgert Sie diese Kursentwicklung? Was sind die Gründe für diesen Wertverlust?

Bergler: Diese Entwicklung stört mich zwar, dennoch gibt es aktuell kaum eine andere Aktie, die nicht auf der Hälfte ihres Höchststands liegt. Die Finanzkrise samt dem Abschwung zeigt, dass man sich vom Weltmarkt nicht abkoppeln kann, sondern im gleichen Universum agiert.

pressetext: S&T betreut eine Vielzahl von Finanzdienstleistern. Hat es im Zuge der Krise Investitions- bzw. Auftragszurückhaltungen aus diesem Bereich gegeben?

Bergler: Nein, zum Glück haben unsere Kunden verstanden, im Bereich Business Intelligence zu investieren. Schließlich sind IT-Investitionen Ausgaben, die sie konkurrenzfähig machen. Mögliche Investitionszurückhaltungen sehe ich nicht primär bei den Banken, sondern eher bei Industrieunternehmen, die in den letzten Jahren stark gewachsen sind und auch dementsprechend expandiert haben.

pressetext: Bleibt das Ziel, dass das Beratungs-, Dienstleistungs- und Servicegeschäft bis 2010 rund 60 Prozent des S&T-Gesamtumsatzes ausmachen soll, trotz Krise noch erreichbar?

Bergler: Dieses Ziel werden wir erreichen. Derzeit sind wir bei über der Hälfte angelangt. Da die Verlagerung der Aufträge seitens der Unternehmen in Richtung der Dienstleistungen geht, sehe ich diese Guidance als nicht gefährdet. Schließlich bewegen wir uns im Einklang mit der Nachfrage und beobachten die unterschiedlichen Reifegrade der Märkte sehr genau.

pressetext: Dennoch muss S&T einen Großteil seines Warengeschäfts in Dollar abwickeln. Wie reagieren Sie auf den Währungskurs von rund 1,37 Dollar für einen Euro?

Bergler: Wenn alle Marktteilnehmer mit der gleichen lokalen Währung vor Ort operieren, ist die Lage ausgeglichen. Der Dollar spielt aber beim Infrastruktur- und Warenhandelsgeschäft eine zentrale Rolle. Da bestimmte Produkte wie Computer ihren Marktpreis in Dollar haben und der Euro recht stark ist, kann es vorkommen, dass währungsbedingte Kosten anfallen. Da wir das Risiko aber abwägen und kein Distributor sind, sondern unser Geschäft größtenteils mit Dienstleistungen machen, lässt sich dieser Währungseffekt ausgleichen. (pte)

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