IT im Gesundheitswesen

08.05.2006 von Dorothea Friedrich
Das Gesundheitswesen setzt zunehmend auf IT.

Und das nicht nur bei der elektronischen Gesundheitskarte. Dokumentationssysteme, Datenaustausch und Telemedizin nehmen an Bedeutung zu. Moderne Informationstechnologie könnte für viele Krankenhäuser in Deutschland sogar überlebenswichtig werden. Denn jeder dritten Klinik in Deutschland droht das Aus, wenn sie nicht die Ausgaben senkt oder die Arbeitsabläufe verändert. Das ist das Ergebnis einer McKinsey-Studie.

Die Umstellung auf einheitliche Honorare ist demnach die Hauptursache für die schwierigen Zeiten für die Krankenhäuser. Ab 2009 sollen nämlich alle Kliniken für jede Behandlung eine bundesweit einheitliche Bezahlung erhalten. Bis zu diesem Zeitpunkt müssen sie außerdem rund fünf Milliarden Euro einsparen. Ab 2009 wird beispielsweise eine Blinddarmoperation nicht mehr anhand der Behandlungsdauer eines Patienten sondern überall zum jeweils gleichen Preis abgerechnet. Dieser Systemwechsel bringt viele Kliniken unter Druck. Ein Fazit der McKinsey-Studie, ist, dass spezialisierte kleine Kliniken sowie solche mit breitem Leistungsspektrum, die Teil eines Klinikverbundes sind, die besten Zukunftschancen haben. Die Studie beruht auf einer Analyse von 1600 Kliniken, von denen 600 zu den Verlierern des neuen Preissystems zu werden drohen. „Ab 2009 werden 15 bis 20 Prozent der Krankenhäuser verschwinden – und die dazugehörigen Arbeitsplätze“, befürchtet auch Elmar Willebrand, Geschäftsführer des Klinikkonzerns Asklepios.

Doch nicht nur die Krankenhäuser lassen sich untereinander besser vernetzen. Es ist auch deutlich leichter, den nach der Behandlung einsetzenden Pflegedienst per IT in diesen Prozess mit einzubinden. Das Thema Telemonitoring chronisch kranker Patienten wird daher für niedergelassene Ärzte zunehmend relevant. Das wurde beim Internistenkongress in Wiesbaden deutlich. Professor Harald Korb, Ärztlicher Direktor der Düsseldorfer Personal HealthCare Telemedicine Services GmbH (PHTS) stellte ein kardiologisches Telemonitoring-Programm vor, in dem bundesweit etwa 15.000 Patienten über lokale Netze betreut werden. Teilnehmer übermitteln in festen Abständen per Telefon Vitalparameter wie Gewicht, Blutdruck oder Sauerstoffsättigung. Werden individuell festgelegte Grenzwerte über- oder unterschritten, wird Alarm ausgelöst, und das Zentrum in Düsseldorf, in dem alle Daten zusammenlaufen, leitet umgehend Maßnahmen ein. In einer Studie mit knapp 500 Herzinsuffizienz-Patienten, von denen die Hälfte telemedizinisch betreut wurde, die andere Hälfte nicht, verringerte sich in der Telemedizin-Gruppe die Hospitalisierungsrate um 55 Prozent, die Liegedauer im Krankenhaus um 60 Prozent und die Anzahl der Arztkontakte um etwa 70 Prozent, berichtete Korb. Nach Berechnungen der Techniker Krankenkasse bedeutet das eine Reduktion der Gesamtkosten für die medizinische Versorgung von heute 6000 Euro auf etwa 3000 Euro pro Patient und Halbjahr.

Eine weitere Einsatzmöglichkeit von IT im Gesundheitswesen liegt bei computerbasierten Medikationssysteme. Ähnlichkeiten bei Medikamentennamen, teilweise nur geringe äußerliche Unterschiede sowie die oft nur schwer entzifferbare Handschriften von Ärzten auf Rezepten sind Gründe für Fehler in der Medikation. „Durch Einsatz von Computern in diesem Feld ließe sich die Fehlerquote um ein Vielfaches reduzieren“, so Reisinger.