Software-Implementierung und technischer Support - das sind bestenfalls zwei Stücke eines Leistungskuchens, den die IT heute den unterschiedlichen Abteilungen in Unternehmen serviert: Die Zeiten, in denen Informationstechnologie den Nutzern als täglich Brot diente - unersetzlich, aber wenig appetitanregend - sind vorbei. IT wird heute zunehmend als eine Art Unternehmen im Unternehmen betrachtet, von dem das Management einen angemessenen Wertbeitrag erwartet. Das ist nicht nur die Ausgangsthese des von Mario Crameri und Uwe Heck herausgegebenen Titels "Erfolgreiches IT-Management in der Praxis", sondern auch das Ergebnis verschiedener Studien zur Zukunft der IT (siehe zum Beispiel die aktuelle Lünendonk-Trendstudie 2010).
IT in einer Doppelrolle
Crameri und Heck sehen die IT in einer Doppelrolle. Der Anspruch an Technik, zuverlässig und effektiv zu arbeiten, bleibt. Um aber einen angemessenen Wertbeitrag leisten zu können, muss der IT-Bereich profitabel, kostenbewusst und zukunftsfähig arbeiten - kurz: er muss strategisch ausgerichtet sein - mit den entsprechenden Folgen für Position und Aufgabe des CIO.
Die Vorbilder dafür sind noch nicht üppig gestreut, doch es gibt sie, und die Herausgeber haben für ihren Praxis-Leitfaden eine repräsentative Auswahl von Best Practices zu den wichtigsten IT-Management-Themen getroffen: Wie lässt sich der Wertbeitrag der IT aufzeigen und wie ein zielführendes Business-/IT-Alignment erreichen? Wie geht man mit
Komplexität um und findet die richtige Sourcing-Strategie? Und wie findet man für all das die besten Mitarbeiter?
Hilti und seine Strategie "Champion 3C"
Beispiel Wertbeitrag der IT: Hier muss klar von oben nach unten gedacht werden, wie der Fall der Schweizer Hilti AG zeigt. Der weltweite Produzent von Befestigungstechnologie integrierte seine IT-Strategie "Champion 3C" "vollumfänglich" in die Geschäftsstrategie wie Martin Petry, CIO bei Hilti, schreibt, "eine Voraussetzung für eine wertschaffende IT". Von dort aus lässt sich die Strategie auf einzelne Projekte herunterbrechen, die den Wertbeitrag des Bereiches deutlich machen in Form von höherer Kundenzufriedenheit und internen Produktivitätsverbesserungen - bei Hilti etwa die Projektreihe GPD/H2 für "Globale Prozesse und Daten", mit der Datenstrukturen und Geschäftsprozesse weltweit einheitlich definiert und beschrieben wurden.
"IT-Management in der Praxis" geht mit beachtlicher Tiefe und Struktur in dreizehn Fallbeispielen auf die vielfältige Rolle des CIOs im Unternehmensalltag ein. Fünfzehn Führungskräfte verschiedener Management-Bereiche und -Ebenen kommen zu Wort, um Wege aufzuzeigen, "mit den wechselnden inhaltlichen und kapazitativen Anforderungen umgehen zu können". Der Sammelband lässt an Praxisnähe kaum zu wünschen übrig, wohl aber an Übersichtlichkeit in Inhaltsverzeichnis und Kapitelgestaltung: Hier wäre die Einteilung in Kapitel mit Autorenangabe statt Durchnummerierung in Unterpunkte sinnvoller gewesen.