Dass IT-Controlling in vielen Unternehmen noch in den Kinderschuhen steckt, ist eine allgemein anerkannte Tatsache. Doch erst eine Praxisstudie des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Universität St Gallen förderte zutage, dass verzweigte Organisationen und Holding-Strukturen häufig nicht einmal ein gemeinsames Verständnis über das Management von IT-Kosten und -Leistungen entwickeln, geschweige denn Transparenz über die IT-Ausgaben schaffen.
Lange wurde IT-Controlling von den IT-Schaffenden als unerlaubte Einmischung in innere Angelegenheiten betrachtet. Diese Zeiten sind vorbei. In den meisten Unternehmen und öffentlichen Verwaltungen wird IT-Controlling akzeptiert, weil Geschäft und IT eingesehen haben, dass IT-Ressourcen im Sinne des Gesamtunternehmens effizient und effektiv eingesetzt werden müssen. Allerdings steht es in vielen Unternehmen und vor allem in Konzernen und Gruppenstrukturen noch am Anfang. Es existieren sehr unterschiedliche Betrachtungsweisen und Ansätze, die noch nicht zu Best-Practices konsolidiert sind.
Gerade in Gruppenstrukturen mit ihren teilweise weitverzweigten und sehr unabhängig agierenden Konzernbereichen scheitert ein einheitliches IT-Controlling bislang häufig an mangelnder Kostentransparenz und fehlendem oder falsch verstandenem Projektportfolio-Management. Es existieren weder einheitliche Methoden, Standards und Werkzeuge noch sind organisatorische und hierarchische Fragen hinreichend adressiert.
Sechs Herausforderungen
Die Praxis-Studie der Universität St. Gallen schildert die Schwierigkeiten, mit denen das IT-Controlling in Gruppenstrukturen und großen Einzelunternehmungen vielfach konfrontiert ist. Die Autoren sehen vor allem sechs Herausforderungen für das IT-Controlling:
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unternehmensweite IT-Kostentransparenz herstellen,
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IT-Projektportfolio-Management verbessern,
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IT-Leistungsmessung erweitern,
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IT-Controlling-Standards und -Methoden implementieren,
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organisatorische Strukturen etablieren und Aufgaben definieren sowie
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die Kluft zwischen IT- und Geschäftsprozess-Kosten-Management überbrücken.
Die größte Herausforderung stellt in den sieben untersuchten Unternehmen die unternehmensweite IT-Kostentransparenz dar. Offenbar berichten die IT-Abteilungen der verschiedenen Business-Units nur unzureichend über ihre Ausgaben. Zudem zeigen sie wenig Bereitschaft zur Kooperation mit dem zentralen IT-Controlling - auch hinsichtlich Projektportfolio-Management und IT-Sourcing-Aktivitäten.
Weil die Kosten genauso wenig transparent sind wie die einzelnen IT-Initiativen, können die Großunternehmen nur wenige Synergien beim IT-Einkauf oder der Software-Entwicklung heben. Die komplexen Organisationsstrukturen in einem großen Unternehmen führen dazu, dass das zentrale Controlling zu wenig Informationen erhält, um effektiv zu arbeiten. Und das wiederum kann dann dem IT-Topmanangement selten ausreichende Zahlenwerke als Entscheidungsgrundlage bereitstellen.
Die Studie
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Die Studie "Group IT Controlling" basiert auf Interviews mit IT-Controllern aus sieben internationalen Konzernen.
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Als Autoren zeichnen Walter Brenner, Falk Übernickel, Florian Hamel und Thomas Herz von er Universität St. Gallen.
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Die teilnehmenden Unternehmen weisen einen Jahresumsatz zwischen fünf und 100 Milliarden Euro auf.
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Sie beschäftigen 20.000 bis 150.000 Mitarbeiter und stammen aus den Branchen, Energieversorgung, Transport und Logistik, Automobilbau, Telekommunikation und Finanzindustrie.
Effizienz steht im Vordergrund
Auch das unternehmensweite Projektportfolio-Management stellt die Teilnehmer an der Studie vor große Probleme. Diese beklagen fehlende Angaben zu den Charakteristika, den Business Case, der strategischen Bedeutung und dem aktuellen Status der Projekte bekommen
Nur mit Hilfe solcher Informationen wäre es dem Controlling möglich, Projekte nach ihrer Bedeutung für eine Division oder das Gesamtunternehmen zu priorisieren. Doch die IT-Abteilungen der verschiedenen Standorte oder Divisionen scheuen sich, diese Angaben zu machen - wohl auch, weil sie fürchten, dass unternehmensweite Vorhaben in der Regel höher priorisiert werden als ihre eigenen divisionalen Initiativen.
Das zentrale Controlling misst die IT-Leistungen, um den effizienten und effektiven Einsatz von IT-Ressourcen sicherzustellen. Die meisten Teilnehmer räumen allerdings ein, dass sie IT-Kosten nur auf Bereichs- beziehungsweise Disivisionsebene messen. Dabei konzentrieren sie sich auf die Frage nach dem effizienten Einsatz. "Sie fragen, ob sie die Dinge richtig machen, aber nicht, ob sie die richtigen Dinge tun", kommentiert Walter Brenner, Leiter der Instituts für Wirtschaftsinformatik an der Univerität St. Gallen.
Nur einmal im Jahr aktuelle Zahlen
Ebenfalls problematisch ist die Frequenz der Kostenmessung. Bei der Mehrheit der Teilnehmer werden die Kosten- und IT-Leistungen unternehmensweit nur einmal pro Jahr erhoben. "Das bedeutet, dass erst vier bis sechs Monate nach der letzten IT-Investition des Vorjahres über die IT-Kosten berichtet wird", moniert Falk Uebernickel, Projektleiter und Habilitand am Institut für Wirtschaftsinformatik. So müssten IT-Entscheider Investitionen für das nächste Jahr treffen, bevor sie überhaupt über die Kostensituation des Vorjahres informiert seien.
Zudem gebricht es den Unternehmen häufig an einheitlichen Standards und Methoden. Es gibt weder unternehmensweit einheitliche Ansätzen für den Umgang mit Business Cases noch Kriterien, mit denen gemessen werden könnte, ob die implementierten Lösungen eigentlich die Vorgaben erfüllen. Selbst an einheitlichen und stabilen Controlling-Begriffen wie IT-Kostendefinitionen und Kontenplänen mangelt es. Das macht einen Vergleich über mehrere Jahre und verschiedene Business-Divisionen hinweg schwierig bis unmöglich.
Kein gemeinsames Verständnis hatten die Studienteilnehmer darüber, wo das IT-Controlling organisatorisch angesiedelt werden sollte - ob in der IT oder in der Finanzabteilung eines Unternehmens. Auch eine einheitliche und klare Definition der Controlling-Aufgaben fand sich nicht. "Aus wissenschaftlicher Sicht lässt sich IT-Controlling in drei Bereiche unterteilen: Überprüfen, Planen und Steuern", so Brenner, "doch die Studie hat gezeigt, wie unterschiedlich das in der Praxis gehandhabt wird." Lediglich die Aufgabe des Monitoringd werde anscheinend in sämtlichen Unternehmen wahrgenommen. (qua)