Arbeitsmarkt IT-Freiberufler

IT-Branche bleibt Auftraggeber Nummer eins

27.01.2016 von Hans Königes
Mit ihren Fachkenntnissen und Flexibilität sind Freelancer für die deutsche IT-Branche unentbehrlich geworden. So wurden im vergangenen Jahr auf der Freiberuflerplattform Freelance.de 78.170 Projekte veröffentlicht. Spitzenreiter bei den Ausschreibungen sind Projekte aus den Bereichen Softwareentwicklung und -programmierung.

Besonders punkten konnte, wer Know-how in Java vorzuweisen hatte. An zweiter Stelle stehen die IT-Selbständigen mit Projekt-Management-Know-how – vor allem solche, die Scrum-Erfahrung mitbringen. Branchenübergreifend liegt der durchschnittliche Stundensatz aller bei Freelance.de registrierten Freiberufler bei 66,85 Euro. Im Bereich IT-Sicherheit beläuft sich der Satz auf 73,36 Euro, SAP-Berater erzielen einen durchschnittlichen Stundensatz von 76,52 Euro. Die Mehrzahl der auf Freelance.de veröffentlichten Projekte stammt mit aktuell 3.832 Ausschreibungen nach wie vor aus den Bereichen IT und Entwicklung, mit 18.360 derzeit online verfügbaren Profilen sind auch die meisten Freiberufler in diesen Branchen tätig. Gleichermaßen gefragt ist der Bereich Ingenieurwesen und Technik, in dem zur Zeit 8.520 Freiberufler und 1.138 Projekte verzeichnet sind.

Die IT-Branche ist wichtigster Auftraggeber für Freiberufler.
Foto: Shutterstock/wavebreakmedia

An Bedeutung gewinnen werden die Bereiche Management und Strategie, was sich sowohl bei den Projektangeboten als auch bei der Anzahl der Freiberufler zeigt. Beim regionalen Vergleich liegt München mit 3.500 verfügbaren Freelancern auf dem vordersten Platz, gefolgt von Berlin mit 2.000 registrierten Freelancern und Hamburg (1.600 Freiberufler-Profile).

Scheinselbständigkeit bleibt großes Thema

2016 wird das strittige Thema Scheinselbständigkeit weiterhin für Diskussionsstoff sorgen. Der angekündigte „Gesetzesentwurf gegen den Missbrauch von Werkverträgen“ verunsichert Selbständige wie Auftraggeber gleichermaßen. Dieser schränke die freiberufliche Tätigkeit jedoch stark ein, der Verband der Gründer und Selbständigen Deutschland e. V. befürchtet deshalb, dass sich die Beauftragung von Freiberuflern deutlich erschwert. Jüngst machte außerdem die Forderung der Grünen die Runde, einen Mindestlohn für Selbständige einzuführen. Inwiefern sich das in der Realität umsetzen lässt, bleibt fraglich.

Schreckgespenst Scheinselbständigkeit
Agenturen versichern regelmäßig, dass sie alles im Griff haben …
... schließlich stehen ihre Existenz und ihr Geschäftsmodell auf dem Spiel. Aber können Auftraggeber sich darauf verlassen?
Mehr als 70 Prozent der Selbständigen …
... werden in der IT-Branche über Agenturen eingekauft.
Die Kunden halten sich mit Protest …
... gegen das geplante Gesetzvorhaben zurück. Sie wollen nicht in die Schmuddelecke mit Ausbeutern, Sozialversicherungsbetrügern und Abzockern gestellt werden.
Arbeiten vor Ort beim Kunden …
... erhöht das Risiko und ist für die DRV ein Argument für Scheinselbständigkeit. Für viele ITler ein großes Problem, da sie oft zu 100 Prozent beim Kunden eingesetzt werden.
Die DRV nimmt jedes Auftragsverhältnis unter die Lupe.
Nimmt ein Freiberufler einen fünftägigen Auftrag beim Kunden wahr, kann ihm für genau dieses Auftragsverhältnis Scheinselbständigkeit attestiert werden.
Für Freiberufler gilt: mehrere Auftraggeber sind kein Schutz …
... da die Deutsche Rentenversicherung (DRV) das einzelne Auftragsverhältnis, nicht mehr die Situation des Selbständigen prüft.
Scheinselbständigkeit bedroht 2,5 Millionen Solo-Selbständige
Die Entscheidungsgrundlage der Deutschen Rentenversicherung eine Gefahr für Selbständige, Vermittlungsagenturen und Projektkunden. Es drohen hohe Nachzahlungen und strafrechtliche Verfolgung.

Zudem warten laut Freelance.de kleine steuerliche Änderungen auf Selbständige. Ausgaben für die Altersvorsorge wirken sich bis zu 82 Prozent steuermindernd aus: Steuerpflichtige können dann bis zu 18.669 Euro geltend machen. Zudem wurden zum neuen Jahr die Grenzbeträge für Buchführungspflichten im Handelsgesetzbuch und in der Abgabenordnung angehoben. Davon profitieren kleinere Unternehmen, die von unnötiger Bürokratie entlastet werden sollen.

Scheinselbständig? So positionieren sich Freiberufler als Unternehmer
Nicht länger als ein Jahr am Stück ...
... für den gleichen Vermittler arbeiten und so unterschiedliche Auftraggeber und Rechnungen vorweisen.
Jährliche Weiterbildungen ...
... nachweisen.
Verträge ...
... selbst verhandeln.
Projektanfragen, die über Xing oder Gulp kommen ...
... , archivieren und damit im Falle einer Prüfung Präsenz am Markt belegen.
Unternehmerisches Auftreten:
Eigenes Briefpapier, Visitenkarten, Website und gepflegte Profile bei Xing und Gulp.
Früh das Gespräch ...
... mit dem Steuerberater suchen.
So positionieren sich Freiberufler als Unternehmer
Klare Kriterien für Scheinselbständigkeit gibt es nicht. Mehrere Gesprächspartner empfehlen, sich als Selbständiger möglichst klar als Unternehmer zu positionieren. Dies sind die sehr persönlichen Maßnahmen eines Freiberuflers, der anonym bleiben möchte: