Workshops für Studenten

IT-Berater für einen Tag

22.07.2014 von Ingrid  Weidner
Rund zwei Milliarden Euro investieren Unternehmen jährlich in Stipendien, duale Studienplätze oder berufsbegleitende Studienangebote, um den Nachwuchs für sich zu gewinnen. Die Münchner IT-Beratung NTT Data hat mit Workshops gute Erfahrungen gemacht.

Mit den glamourösen Events der Konkurrenz haben die Seminare von NTT Data nichts gemein. Statt auf einem Segelboot im Mittelmeer treffen sich die Studenten mit erfahrenen Beratern wie Christian Gensch in Seminarräumen an der Universität, um zum Beispiel Näheres über die Six-Sigma-Methode zu erfahren. In den Workshops schlüpfen die Studenten für einen Tag in die Rolle eines Beraters und bearbeiten Fallstudien zu betriebswirtschaftlichen Themen oder zu Aufgaben in der Softwareentwicklung. Auch Vertriebstrainings sind vorgesehen, sagt Cornelia Eberhard, Verantwortliche für das Hochschul-Marketing bei NTT Data: "Gerade vor der Akquise haben manche Studenten Angst, doch auch das gehört zu den Aufgaben eines Beraters. Manche entdecken hier sogar ihr Verkaufstalent."

Conny Eberhard, NTT Data: "Pro Workshop fallen uns drei bis vier Kandidaten auf, mit denen wir weiter im Gespräch bleiben möchten."
Foto: NTT Data

100 offene Positionen im Jahr

NTT Data kooperiert mit 15 Hochschulen in Deutschland sowie mit studentischen Beratungsunternehmen. Die rund 20 Workshops pro Jahr sind ein wichtiger Weg zum Nachwuchs. Die Hälfte der 100 offenen Positionen für Absolventen im Jahr kann die IT-Beratung mit Workshop-Teilnehmern und über Gespräche auf Messen besetzen. "Pro Workshop fallen uns drei bis vier Kandidaten auf, mit denen wir weiter im Gespräch bleiben möchten", sagt Eberhard.

"Wir suchen hochmotivierte Kandidaten und sind zufrieden mit den Teilnehmern", ergänzt Berater Gensch. Nach den Workshops bleiben die Berater mit den Kandidaten in Kontakt und vermitteln, sofern gewünscht, auch zwischen Bewerbern, Personal- und Fachabteilungen im Unternehmen.

Wo IT-Berater am besten leben -
Wo verdienen IT-Berater am meisten?
Wo lohnt es sich, als IT-Berater hinzuziehen? Die IT-Gehaltsstudie von Personalmarkt für 2013 zeigt, in welchen Städten Berater wie viel verdienen und der Personaldienstleister Adecco verrät, wieviele IT-Stellen es für Berater 2013 in der jeweiligen Stadt gab.
Erfurt
Nur 52.585 Euro verdient ein IT-Berater in Erfurt - und wird damit im Vergleich zum Rest des Landes unterdurchschnittlich bezahlt. Erfurt liegt weit hinter Berlin:
Berlin
In der Hauptstadt bekommt ein IT-Berater nämlich 59.794 Euro im Jahr. Das ist zwar auch immer noch unterdurchschnittlich. Das Startup-Zentrum Berlin sucht viel mehr Entwickler als Berater - aber auch für die gibt es noch massenhaft Stellen, nämlich 2.917 im Jahr 2013. Wohnungen gibt es hier ebenfalls noch zu erschwinglichen Mieten.
Hannover
Auch die Landeshauptstadt Niedersachsens ist für Berater mit nur 62.948 Euro Jahresgehalt wenig verlockend. Der Bundesdurchschnitt liegt schließlich bei 64.364 Euro.
Kiel
Näher dran am Bundesdurchschnitt ist da schon Kiel mit 63.012 Euro. Das könnte auch mit der Nähe zu Hamburg zu erklären sein: Bei nur knapp 90 Kilometern Luftlinie kann ein Berater schon mal pendeln.
Mainz
Endlich überm Durchschnitt: 66.359 Euro hat ein IT-Berater am Jahresende eingefahren. In etwa soviel...
Saarbrücken
... wie in Saarbrücken. 64.621 Euro zahlen Unternehmen einem IT-Berater. Da ist doch ab und an mal ein Ausflug nach Frankreich drin.
Hamburg
Ordentlich verdient ein IT-Berater in Hamburg: 68.033 Euro winken hier als Jahresverdienst. 4.319 Beraterjobs gab es 2013 abzugreifen.
München
Ganze 7.401 IT-Berater wurden 2013 in der bayerischen Landeshauptstadt gesucht. 69.835 Euro bekommt ein IT-Berater in München. Bei den Mietpreisen: angemessen. Aber tatsächlich ist die bayerische Landeshauptstadt nicht die Stadt, in der ein IT-Berater am meisten verdient:
Frankfurt am Main
In der hessischen Finanzmetropole gibt es das höchste Gehalt für IT-Berater in Deutschland: 71.669 Euro im Jahr. Hier suchen Firmen mehr Berater als Entwickler: 4.203 freie Beraterstellen waren es 2013.

Das war auch bei Natalie Koop der Fall, die einen Six-Sigma-Kurs bei Gensch belegte und wenig später zum ersten Vorstellungsgespräch eingeladen wurde. "Der Dozent hörte uns zu, ging auf Anregungen aus der Gruppe ein, beantwortete unsere Fragen kompetent und nahm uns ernst", so Koop über den Workshop. Außerdem gefiel ihr, dass ein Kommilitone den Kurs mitgestalten durfte.

Was selbstverständlich klingt, scheint längst nicht für alle Firmenseminare zu gelten. "Man merkt sehr schnell, ob es reines Marketing ohne jeden Lerneffekt ist", sagt die 26-Jährige. Sie kennt Firmen, die im Nachgang von Seminaren den Teilnehmern sogar Versicherungen verkaufen wollen.

Nach Auslandsaufenthalt und Master-Abschluss in "Management and Engineering" an der Universität Lüneburg fing Koop als IT-Beraterin bei NTT Data an. Momentan arbeitet sie in einem Projektteam im Bereich Mobile Applications. Auch die japanischen Wurzeln des Unternehmens waren für sie ein Argument, da sie mit einem Asienaufenthalt liebäugelt. Sprach- und Kulturkenntnisse bringt sie mit.

Durch Workshops, Praktika oder die Zusammenarbeit mit studentischen Unternehmensberatungen kommt NTT Data auch mit Studenten in Kontakt, die aufgrund ihres Lebenslaufs im normalen Bewerbungsprozess vielleicht abgelehnt worden wären.

Beliebte IT-Arbeitgeber der IT-Studenten

Die beliebtesten Arbeitgeber der IT-Studenten 2014 -
Die Traumarbeitgeber der angehenden Informatiker...
...sind IT-Firmen, Forschungsinstitutionen, Autokonzerne oder Internet-Firmen. Die Berliner Marktforscher von Trendence haben mehr als 6.100 Informatikstudenten aus ganz Deutschland befragt, wo sie gern arbeiten möchten. Hier die 30 attraktivsten Arbeitgeber 2014.
Softwarehersteller Adobe...
.., hier das Büro in Hamburg, landete ebenfalls auf dem 29. Platz.
Platz 28: Max-Planck-Gesellschaft
Forschungsinstitutionen wie die Max-Planck-Gesellschaft stehen seit jeher hoch im Kurs unter Informatikstudenten.
Platz 26: EADS
Der Konzern mit seinen Töchtern Airbus, Eurocopter, EADS Astrium und EADS Defence & Security landete vor zwei Jahren noch auf Platz 22.
Ebenfalls auf Platz 26: Das Deutsche Zentrum für Künstliche Intelligenz (DKFI)
..in Saarbrücken behauptet sich seit Jahren in den Top 30 der beliebtesten IT-Arbeitgeber. Forschungseinrichtungen ziehen insbesondere die 25 Prozent Besten eines Jahrgangs an.
Platz 25: Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)...
....sucht "große Lösungen für große gesellschaftliche Probleme der Zukunft", sagt CIO Hans-Joachim Popp. Dazu zählen neue Energiespeicher, das Weltklima oder die Verkehrsforschung und die Raumfahrt.
Platz 24: Nvidia..
..einer der größten Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen für Computer und Spielkonsolen ist erneut unter den Top 30 gelandet.
Platz 23: Lufthansa Systems..
...gehört zu den großen IT-Dienstleistern in Deutschland. Das Unternehmen will aber seine Rechenzentren verkaufen.
Platz 22: Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)
Im Vorjahr landete das BSI noch auf Platz 17.
Platz 21: Die Deutsche Telekom...
ist einer der Hauptsponsoren des FC Bayern, für die Informatiker gehört er schon lange nicht mehr zu den zehn attraktivsten Arbeitgebern.
Platz 19: Intel
Der Prozessorhersteller hat in Deutschland seinen Hauptsitz in Feldkirchen bei München.
Platz 18: Electronic Arts
Der Hersteller von Fifa und anderen Computerspielen verbesserte sich im Vergleich zu 2013 um einen Rang.
Platz 17: Bundesnachrichtendienst (BND)
Der BND gehört schon seit Jahren zu den 20 beliebtesten Arbeitgebern für Informatikstudenten.
Platz 16: Daimler
Informatikstudenten lieben nicht nur Computerspiele, sondern auch (deutsche) Autos. Davon profitiert auch der Daimler-Konzern.
Platz 15: Bosch Gruppe
Das Unternehmen, das den weltgrößten Automobilzulieferer Robert Bosch und 300 Tochterfirmen umfasst, hat sich um einen Rang verschlechtert.
Platz 13: Porsche
VW-Tochter Porsche gehört dagegen zu den Aufsteigern im IT-Absolventenbarometer. Sie machte drei Ränge im Vergleich zu 2013 gut.
Platz 13: Amazon
Der Skandal um die Ausbeutung der Leiharbeiter beim Online-Händler hat dem Ruf von Amazon als Arbeitgeber bei den Informatikstudenten kaum geschadet. Im vergangenen Jahr landete Amazon auf Platz 9.
Platz 11: Volkswagen
...ist der dritte deutsche Autohersteller unter den Top 20 der beliebtesten Arbeitgeber.
Platz 11: Crytek
Spielehersteller Crytek war 2011 der größte Aufsteiger im Ranking der beliebtesten IT-Arbeitgeber und konnte seine Top-Platzierung halten.
Platz 10: Fraunhofer-Gesellschaft
Der IT-Nachwuchs will forschen. Darum ist die Fraunhofer Gesellschaft mit ihren zahlreichen Instituten eine feste Größe unter den Top Ten. Im Bild: Die Materialentwicklung für elektrische Energiespeicher.
Platz 7: Siemens
Deutschlands größter Konzern war noch vor 9 Jahren der beliebteste Arbeitgeber der Informatikstudenten.
Platz 7: IBM..
IBM-Deutschland-Chefin Martina Koederitz, im Bild mit Kanzlerin Angela Merkel auf der CeBIT, kann sich dieses Jahr nicht so recht freuen: IBM rutschte im dritten Jahr in Folge ab. 2011 war IBM noch auf Platz 2.
Platz 7: Blizzard Entertainment...
...hat in Deutschland gar keine Niederlassung, dennoch verbesserte sich der Spielehersteller um drei Plätze im Vergleich zu 2013.
Platz 6: Apple
Coole Produkte, cooler Arbeitgeber? Diesen Schluss ziehen anscheinend viele Informatikstudenten bei Apple. Im Bild einer der Apple-Stores in New York.
Platz 5: Audi
Die Ingolstädter werden nicht nur bei den Informatikstudenten, sondern auch bei anderen Fachrichtungen als Arbeitgeber immer beliebter.
Platz 4: Microsoft..
.. verliert nur einen Platz gegenüber 2013. Im Bild: Die Digital Eatery von Microsoft in Berlin.
Platz 3: BMW..
..ist der am höchsten platzierte Autobauer im IT-Absolventenbarometer. Im Vorjahr noch auf Platz 4. Hier im Bild der BMW i8.
Platz 2: SAP
Der Walldorfer Softwarekonzern behauptete seinen zweiten Platz. Der Abstand zum Sieger wird allerdings größer. Während zehn Prozent der Befragten gerne bei SAP arbeiten möchten,...
..wollen 26,3 Prozent zu Google.
Damit rangiert der Internet-Konzern im siebten Jahr in Folge auf Platz 1.
Google-Gründer Sergej Brin...
...kann sich freuen. Die Auswahl an Bewerbern ist riesengroß, in München hat Google aktuell 10 IT-Stellen zu besetzen.