Ratgeber

IT-Anforderungen für hochverfügbare SAP-Systeme

10.12.2010 von Klaus Manhart
SAP-Umgebungen stellen hohe Anforderungen an die IT-Infrastruktur. Konsolidierung und der gleichzeitige gravierende Wandel der SAP-Welt stellen die IT-Abteilungen vor immense Herausforderungen. Gefragt sind flexible, hoch verfügbare Systeme - zugeschnitten auf die Service-orientierten SAP-Dienste.

Die SAP-Landschaft hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert. Der Kostendruck und immer größere und aufwändiger wartbare SAP-Anwendungen zwingen Unternehmen, ihre Systeme zu konsolidieren und auf ein Minimum zusammenzuschmelzen. Immer weniger physische Server bedienen damit immer mehr Nutzer, unterschiedlichste Geschäftsfelder und verschiedene regionale Märkte.

Gleichzeitig hat sich auch die SAP®-Software selbst gravierend geändert. Gab es vor einigen Jahren mit SAP R/3® nur eine monolithische ERP-Software mit unterschiedlichen Modulen, steht dem Anwender heute eine breite Palette an unabhängigen Bausteinen zur Verfügung, die ERP, CRM, SCM, SRM und PLM-Systeme umfassen. Diese Module werden in unterschiedlichen Bereichen eingesetzt, sind vernetzt und bedienen sich gegenseitig. Anders als zu Zeiten des monolithischen SAP, als man dem ERP-System eine höhere Verfügbarkeit als dem CRM-System zuweisen konnte, ist dies nun nicht mehr ohne weiteres möglich.

Verkompliziert wird die verschachtelte SAP-Struktur zusätzlich durch Composite Apps. Diese SOA-basierten Anwendungen - in SAP-Terminologie x-Apps genannt - führen verschiedene SAP-Quellsysteme zusammen und kombinieren diese zu neuen Funktionalitäten. Beispielsweise lassen sich damit Funktionen aus dem ERP-System, CRM-Daten und Informationen aus dem SCM-System neu mischen.

Cross Apps haben den Vorteil, dass sie schnell und kostengünstig bestehenden Systemlandschaften zugefügt werden können. Der Kunde kann so relativ einfach auf bereits vorhandene Einzelfunktionen der SAP-Systeme zugreifen, ohne bestehende Strukturen und Abläufe verändern oder neue Software installieren zu müssen. Sie machen den Software-Betrieb allerdings auch deutlich komplexer als früher.

Zusätzliche Komplexitäten entstehen, wenn die SAP-Systeme über Unternehmensgrenzen hinweg vernetzt werden, etwa mit Zulieferern oder Abnehmern. Virtualisierung, die die Konsolidierung unterstützt und die IT flexibler macht, erhöht die Komplexität weiter, da SAP-Prozesse nun nicht mehr eindeutig physikalischen Servern zugeordnet werden können.

Holistische Anforderungen

Dieser Wandel der SAP-Landschaft hin zu verteilten, vernetzten und virtualisierten Systemen, Kostenüberlegungen sowie Konsolidierung stellen enorme Anforderungen an die Infrastruktur. Sie sind mit den simplen Erfordernissen früherer, dedizierter SAP-Systeme mit ihren eindeutig zugeordneten Geschäftsprozessen und Systembelastungen nicht mehr zu vergleichen.

So müssen moderne SAP-Systeme heute deutlich flexibler sein als die alte, statische Software, da x-Apps Funktionalitäten dynamisch aus den SAP-Bausteinen verwenden. Die Apps erzeugen damit zusätzliche Last in Form von CPU-Leistung und Netzwerktraffic, die nicht im vorhinein planbar ist. Die Flexibilität dieser IT-Ressourcen muss damit im Vergleich zu früher dramatisch höher sein.

Aus den gleichen Gründen genügt es nicht mehr, einzelne SAP-Anwendungen hochverfügbar zu halten. Da die Systeme virtualisiert, verteilt und vernetzt sind, reicht die Überwachung einzelner Server nicht mehr. x-Apps beispielsweise greifen nicht nur auf verschiedene Applikationen zu, sie liegen auch auf unterschiedlichen Servern.

Von R/3 zur Serviceorientierung: Cross Apps nutzen heute Funktionalitäten aus verschiedenen SAP-Systemen.

Statt wie früher Einzelanwendungen hochverfügbar zu halten müssen in der vernetzten und virtualisierten SAP-Welt nahezu alle Anwendungen und alle Systeme in holistischer Art gleich hochverfügbar sein. Mit anderen Worten: Das ganze Eco-System aus Hardware, Software, Services und Prozessen muss betrachtet werden. Ein Spagat der sich nicht leicht bewerkstelligen lässt.

Basis-Absicherung

Was die Flexiblität betrifft gelten heute virtuelle Server als Mittel der Wahl, Lasten flexibel zu verteilen. Virtuelle Server wie HP Virtual Machine erlauben es, Ressourcen bei wachsendem oder sinkendem Lastverhalten dynamisch zu ändern. Die von x-Apps erzeugten Lasten lassen sich beispielsweise flexibel auffangen, indem CPU- oder Netzwerktraffic von anderen Systemen temporär abgezogen und dort bereit gestellt wird, wo sie gerade gebraucht werden.

Reichen die internen IT-Ressourcen nicht aus, können unterstützend Infrastruktur- oder Software-Services wie bestimmte SAP-Funktionen bei externen IT-Dienstleistern- beispielsweise im Rahmen von Cloud Services - hinzugekauft werden. CPU- oder Storage-Engpässe lassen sich damit temporär umgehen.

HP ServiceGuard für SAP kombiniert Virtualisierung und Verfügbarkeit

Diffiziler ist das Gewährleisten der Verfügbarkeit von SAP-Prozessen. Auf Hardware-Ebene haben sich für hochkritische SAP-Systeme HP Integrity Server mit HP UX bewährt, ergänzt um ein Highend XP Storage System. Sie bieten eine solide Grundverfügbarkeit. Softwareseitig sorgt die Cluster-Software Serviceguard Extension for SAP für eine Basis-Ausfallsicherheit. Serviceguard Extension integriert SAP-Applikationen in ein Cluster und überwacht auch das Datenbanksystem automatisch. So können Unternehmen im Fall eines Problems die richtigen Maßnahmen treffen.

Unterbrechungsfreier Datenbank-Betrieb

Bestandteil der Serviceguard-Lösung ist die Funktion HP Hot Standby für SAP liveCache. Die Datenbank SAP liveCache verarbeitet enorme Datenmengen in Echtzeit, die sich ausschließlich im RAM befinden. Bei einem Speicherausfall müssten die Daten nicht nur erneut geladen werden, sondern teilweise unter erheblichem Zeitaufwand auch neu kalkuliert werden.

HP Hot Standby ermöglicht Unternehmen einen unterbrechungsfreien Datenbank-Betrieb. Das Verfahren hält alle Daten permanent auf alternative Platten- und Hauptspeicher kopiert vor und verschiebt im Notfall die Arbeitslast von einem Primär- auf ein Standby-System. Bei einem Ausfall aufgrund von Server-, Speicher- oder Software-Fehlern ist SAP liveCache innerhalb von zwei Minuten wieder voll funktionstüchtig. Eine vollständige, manuelle Wiederherstellung kann mehrere Tage in Anspruch nehmen.

Hot Stand by wird häufig bei der Planung von Lieferketten im Supply Chain eingesetzt. Um die ständigen Schwankungen von Angebot und Nachfrage auszugleichen, setzen viele Fertigungs- und Distributionsunternehmen SAP Advanced Planning and Optimization (SAP SCM/APO) ein. SAP SCM/APO wird dabei zu einer geschäftskritischen Anwendung.

HP Hot Standby für SAP liveCache ist eine in der Produktion bewährte Funktion der HP Serviceguard Extension for SAP.

Die HP Hot Standby-Lösung schützt SAP SCM/APO vor ungeplanten Ausfallzeiten. Der Automobilzulieferer Festo, Anbieter von pneumatischer und elektrischer Technologie für Fabrik- und Prozessautomatisierung, erreichte mit SAP SCM/APO und der Hot Standby Funktionalität der HP Serviceguard Extension for SAP einen hochverfügbaren Betrieb von SAP liveCache, der über das bisher machbare hinausweist. Das Unternehmen kann auf diese Weise den Vertrieb eng an die Produktion koppeln, seine Lieferketten optimieren und den Kunden Liefergarantien geben.

Optimierung und Kostenkontrolle

Um die Ausgaben unter Kontrolle zu halten muss die IT in der Lage sein zu ermitteln, welche Prozesse welche Lasten und in Folge dessen welche Kosten verursachen. Dabei muss die Zuweisung von IT-Kosten verursachergerecht erfolgen. Im Gegensatz zu klassischen, dezidierten Servern ist es in einer konsolidierten, virtualisierten und verteilten SAP-Landschaft recht aufwändig, die Kosten für die einzelnen Instanzen korrekt zu ermitteln.

HP hat für die Kostenermittlung eine webbasierte Lösung entwickelt. Der "HP SAPS Meter Web-Service" ermöglicht die Messung des tatsächlichen SAP-Leistungsbedarf in einer virtualisierten Umgebung über einen beliebigen Zeitraum. Dabei werden die Kosten in ähnlicher Weise ermittelt wie bei einer Stromabrechnung: Analog zur Kilowattstunde (kWh) werden beim SAPS Meter Service die Verbräuche in "kiloSAPS-Stunden" (kSAPSh) oder "kiloIOPS-Stunden" (kIOPSh) erfasst.

Die Analogie zur Stromrechnung soll die Akzeptanz der Abrechnungen auch bei internen Kunden ohne spezifisches IT-Fachwissen erhöhen. Die Messgrößen SAPS (SAP Application Performance Standard) und IOPS (Input/Output Operations) sind allgemein anerkannt und - im Fall von SAPS - unabhängig von der zugrunde liegenden Hardware oder dem genutzten Betriebssystem.

Langzeit-Lastdiagramme machen das Systemverhalten vorhersagbar.

Der Dienst berücksichtigt nicht nur kurzzeitige Lastspitzen, sondern summiert den realen Ressourcenbedarf über den gesamten Abrechnungszeitraum. Historische Daten über das Lastprofil und Trendanalysen erlauben es, Prognosen zu Lastentwicklung einzelner SAP-Anwendungen zu erstellen oder auch die Auswirkungen von veränderten Geschäftsprozessen auf die benötigten IT-Ressourcen vorab zu planen. Die durch das Werkzeug mögliche Transparenz der Kosten und der in Anspruch genommenen Kapazitäten erleichtern das Identifizieren von Kostentreibern und Einsparpotenzialen in einer SAP-Umgebung.

Zum Thema finden Sie weiterführende Informationen in einem Webcast, den Sie hier abrufen können. Michael Krüger, Enterprise Technology Specialist bei Intel und Dr. Michael Mißbach, Senior Consultant SAP HP bei HP, sprechen unter dem Titel "Herausforderung SAP" darüber, welche besonderen Anforderungen moderne SAP-Umgebungen an IT-Infrastrukturen stellen.

Zusätzlich stellt Ihnen techconsult in Kooperation mit Intel und HP einen kostenlosen SAP Infrastruktur-Benchmark zur Verfügung. Mit dem Tool können Sie sich quantitativ und qualitativ mit vergleichbaren Unternehmen im SAP-ERP-Umfeld messen. Wenn Sie daran teilnehmen, erhalten Sie direkt im Anschluss eine professionelle und kostenlose Situationsanalyse - in Form einer HTML-Webseite mit Download-Option im PDF-Format. Nach Beendigung des Tools können Sie zwischen einer Basis- und einer registrierungspflichtigen Detailauswertung wählen.