Recovery und Backup

IT-Abteilungen trotzen Hurrikan Gustav

01.09.2008 von Sascha Alexander
Nach den Zerstörungen durch "Katrina" und "Rita" haben IT-Verantwortliche Maßnahmen ergriffen, die einen neuerlichen Systemausfall verhindern sollen.

Während sich Tropensturm Gustav der Golfküste nähert, herrscht gespannt Ruhe in den IT-Abteilungen rund um New Orleans. Dieses Mal, so hoffen die Verantwortlichen, ist man besser vorbereitet als noch 2005. Damals hatte Hurrikan Katrina für erhebliche Zerstörungen und tagelange Systemausfälle gesorgt.

Der Tropensturm Gustav soll heute im Lauf des Tages die Golfküste erreichen.

"Wir haben unsere Schulaufgaben gemacht", verkündet David Avgikos, President des Softwarehauses Digimation Inc, gegenüber der CW-Schwesterpublikation "Computerworld". Sein Unternehmen mit Sitz in St. Rose bei New Orleans hatte damals die Folgen von Katrina voll zu spüren bekommen: Eine Woche hatte man nicht arbeiten können, die Website war nicht erreichbar, und zwei weitere Wochen brauchte es, bis die Stromversorgung wieder stand.

Heute existiert für die rund 50 PCs und Server von Digimation ein zentraler Backup-Server, der seinerseits seine Daten auf einem tragbaren 1-Terabyte-USB-Speicher spiegelt. Im Notfall nimmt der letzte Mitarbeiter das mobile Gerät samt einer "Notfall"-Box mit zusätzlichen Backups auf DVD mit, um alle Daten zu retten. Ebenso werden mittlerweile die Website und der E-Mail-Sever nicht mehr intern, sondern über einen externen Dienstleister gehostet, der laut Avgikos weit entfernt von New Orleans sitzt. "Im schlimmsten Fall können wir schnell von einem anderen Ort aus arbeiten und müssen nur die Hardware kaufen", hofft der Manager.

Externes Backup

Aufwändiger sind die Vorbereitungen, die beispielsweise die Loyola University in New Orleans getroffen hat, um Gustav zu trotzen. So wurde nach der Katastrophe 2005 außerhalb des Bundestaates bei einem Hoster eine Site aufgebaut, über die die Kommunikation sowie der (funktional eingeschränkte) Betrieb der Website im Notfall weitergehen kann. Hierzu sei nur ein Wechsel der Domäne nötig.

"Schon vor Katrina hatten wir einen detaillierten Desaster-Recovery-Plan samt Backup entwickelt, berichtet Bret Jacobs, IT-Verantwortlicher der Ujniversität. So existierten bereits Notstromaggregate und Klimaanlagen für den Ernstfall. Aber nach den verheerenden Stürmen hatte man lernen müssen, dass es weiterer Vorsichtsmaßnahmen bedurfte. "Wir waren längere Zeit ohne Strom und konnten unsere Website nicht in Betrieb halten." Deshalb entschied sich die Uni als "dritte Sicherheitsebene" jene externe Site aufzubauen. Zudem wird einmal im Jahr mit allen Beteiligten der Ernstfall trainiert.

Ebenso erfolgt heute die gesamte Kursverwaltung für die Studenten auf einem gehosteten System, um Störungen im Lehrbetrieb zu vermeiden. Trotz aller Vorkehrungen befinden sich die IT-Abteilung der Loyola University und ihre Dienstleister dennoch im Alarmzustand. So erfolgt beispielsweise derzeit täglich ein kompletter Backup der Systeme auf die externe Site als Teil des IT-Notfallplans. Die Schüler und Lehrkräfte wurden bereits am Freitag nach Hause geschickt.

Satellitenkommunikation und Bunker

Um den Kontakt zur Außenwelt auch in Katastrophenzeiten zu sichern, setzt das St. Tammany Hospital in Covington, Louisiana, auf die Satellitenkommunikation. Dank eines neuen Kommunikationssystem besitze das 237-Betten-Krankenhaus nun eine Verbindung über Mobilfunk und Internet, erzählt Pressesprecherin Melissa Hodgson. Dies sei eine Lehre aus Katrina gewesen, als man wochenlang nicht telefonisch erreichbar gewesen war. "Das neue System wird regelmäßig getestet. Zudem machen wir ein Backup aller unternehmenskritischen Daten auf ein externes System bei einem Dienstleister. Das eigene Rechenzentrum wurde außerdem so gebaut, dass es einem Hurrikan standhalten kann. Es gleicht einem Bunken und befindet sich rund acht Meter über dem Boden, um Überflutungen zu verhindern.

Sorge um die Mitarbeiter

Auf Hochtouren laufen auch die Vorkehrung bei Tidewater Inc., ein Dienstleister der Ölindustrie mit Sitz in New Orleans. Dort wurde die IT-Infrastruktur nach Katrina und Rita komplett überholt. "Die Stürme haben uns gelehrt, dass wir vollständig redundante Systeme betreiben müssen, um sicher zu gehen. Diese haben wir damals nicht gehabt", räumt Joe Bennett, Executive Vice President bei Tidewater, ein. Nun stehe so eine Backup-Infrastruktur bei einem Hoster in Dallas, die sich im Notfall sofort nutzen lasse. Zudem habe man regelmäßig Notfallübungen gemacht.

Trotzdem bleibt die Unsicherheit, ob im Ernstfall alles klappt. Vor allem sorgt man sich angesichts des nahenden Hurrikans um die rund 8400 Mitarbeiter, von denen die meisten auf Versorgungsschiffen für die Ölplattformen arbeiten. "Wenn wir etwas aus Katrina und Rita gelernt haben, dann, dass wir nie auf alles vorbereitet sein können. Auch wenn Gustav am Ende nicht so gefährlich wie seine Vorgänger sein sollte, müssen wir uns auf auf das Schlimmste einstellen." (Hier finden Sie mehr zum Thema Datensicherung).