Personalmangel in der IT

IT-Abteilungen geht das Geld aus

22.02.2010 von Joachim Hackmann
Viele IT-Abteilungen können keine Effizienzprojekte mehr verfolgen, weil ihnen die IT-Spezialisten und das Geld fehlen.
Quelle: Mipan/Fotolia
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In der Wirtschaftskrise regiert das Spardiktat, ganz besonders auch in der IT. Kreativität ist gefragt, wenn die IT günstig betrieben und neue Effizienzprojekte schnell gestartet werden sollen. Doch für solche Vorhaben fehlt es oft an Geld und Mitarbeitern. Das ist das Ergebnis einer gemeinsam von A.T. Kearney und der COMPUTERWOCHE betriebenen Umfrage unter 55 Managern.

Was sind die größten Hürden beim Umsetzen von Projekten zur Effizienzverbesserung?

Auf die Frage, warum Projekte mit dem Ziel, Einsparungen zu erzielen, nicht realisiert werden können, nannten die meisten Anwender Personalengpässe. Auf einer Skala zwischen eins (keine Relevanz) und fünf (große Relevanz) lag dieser Aspekt mit einem Durchschnittswert von 3,5 wieder klar vorne. Es folgen das fehlende IT-Budget für die Einsparprojekte (3,1), die mangelnde Unterstützung durch das Topmanagement (2,6) sowie Widerstände der Mitarbeiter (2,7). "Die Unternehmen wollen viele Projekte anstoßen. Doch das scheitert oft daran, dass die fähigsten Mitarbeiter bereits ausgelastet sind", beobachtet Edgar Simons, Berater bei A.T. Kearney. Daher bleibe viel Effizienzpotenzial ungenutzt.

41 Prozent der Befragten planen mit stagnierenden oder erhöhten IT-Ausgaben. Der Rest muss weiter sparen.

Beim Sparen ergeben sich für die IT-Manager zwei Ansatzpunkte: Zum einen lassen sich die direkten IT-Kosten senken (etwa in der IT-Infrastruktur), zum anderen können sie mit Hilfe der IT die Kosten in Fachbereichen reduzieren (etwa durch schlanke Prozesse und automatisierte Arbeitsabläufe). Die Analyse zeigt, dass in den meisten Unternehmen die direkten IT-Ausgaben weiterschrumpfen, wenngleich immerhin 41 Prozent der Befragten entweder auf stagnierende oder auf steigende Budgets hoffen. Für Lösungen, die Einsparungen in den Fachbereichen versprechen, sind die Unternehmen dagegen deutlich mehr bereit, Geld auszugeben.

Die direkten IT-Ausgaben schrumpfen

Markus Eul, Partner bei A.T. Kearney im Bereich Strategisches IT-Management: "In den Unternehmen hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass sie ihre IT erst aufräumen müssen, bevor sie sie outsourcen. Insofern werden die Projekte in der richtigen Reihefolge gestartet."
Foto: A.T.Kearney

Grundsätzlich müssen die IT-Abteilungen aber weiter mit kleineren Budgets kalkulieren. Erst 2011 oder später erwartet die große Mehrheit der Befragten eine Trendumkehr. Die Optimisten, die schon im laufenden Jahr mit steigenden Mitteln rechnen, sind mit 26 Prozent Anteil in der Minderheit.

Auf die Kürzung ihrer Budgets reagieren die IT-Manager vor allem, indem sie Projekte verschieben oder ganz absagen. Eine beliebte Maßnahme ist zudem, die IT-Ausgaben einzuschränken, indem etwa Release-Zyklen verlängert werden. Damit wollen die IT-Chefs die Ausgaben für Lizenzen, Wartung und externe Provider reduzieren. Personalabbau steht in der IT nur noch selten auf der Agenda. Auch an der Qualität des IT-Betriebs wollen nur wenige Unternehmen sparen. Qualitätseinschnitte bei den Service-Levels sind selten.

Obwohl Projekte auf Eis gelegt werden, stoßen die Verantwortlichen Vorhaben an, die langfristigen Nutzen stiften. Sowohl in der IT-Infrastruktur als auch in der Applikationslandschaft wird fleißig standardisiert und konsolidiert. Gewachsene Outsourcing- und Offshoring-Aktivitäten kann die Umfrage indes nicht nachweisen . "Auslagerungsprojekte können später folgen. In den Unternehmen hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass sie ihre IT erst aufräumen müssen, bevor sie sie outsourcen. Insofern werden die Projekte in der richtigen Reihefolge gestartet", lobt Markus Eul, Partner bei A.T. Kearney im Bereich Strategisches IT-Management.

Investitionen in BI und CRM steigen

In welchen Bereichen planen Sie in den kommenden 18 Monate verstärkte IT-Investitionen?

In Krisenzeiten stärken die Unternehmen ihr Kerngeschäft. 69 Prozent der Befragten berichten von steigenden Investitionen in Lösungen, die die Arbeit in den Fachbreichen verbessern. Das betrifft vor allem Installationen für die Datenanalyse (Business Intelligence und Data Warehouse), von denen sich die Unternehmen mehr Transparenz ihrer Geschäftstätigkeiten versprechen. Zudem geben sie mehr Geld für CRM und ERP aus. Damit wollen sie die Arbeitsabläufe weiter automatisieren und beschleunigen. Ferner sollen die neuen Systeme die Einnahmen im Kerngeschäft verbessern. 59 Prozent der Manager sagten, dass ihr Unternehmen im Zuge der Krise Investitionen erhöht habe, von denen es sich Umsatzsteigerungen verspreche. Das zielt vor allem auf den Vertrieb und ist insbesondere in den Branchen zu erwarten, deren Märkte bereits gesättigt sind. Die Telekommunikation ist hier die Vorreiter-Branche. Mit Hilfe von IT-Lösungen will man mehr Informationen über Kunden sammeln sowie die Vertriebsprozesse und -steuerung verbessern.

Der Druck auf die IT-Ausgaben bleibt

Insgesamt zeigt sich, dass die IT-Ausgaben in der Mehrzahl der Unternehmen zunächst noch schrumpfen werden, die Ansprüche gleichzeitig aber steigen. "Unternehmen erwarten von der IT die Quadratur des Kreises: Einerseits sollen IT-Ausgaben reduziert, andererseits ihr Geschäftsnutzen erhöht werden. Diese Tendenz hat sich durch die derzeitige wirtschaftliche Lage noch verstärkt. Der Handlungsdruck für CIOs hat sich erhöht", fasst Eul zusammen. Dennoch zeigen sich die Befragten einigermaßen gelassen. Der Kostendruck ist zum Tagesgeschäft geworden. Zudem zeigt die Erhebung, dass viele IT-Manager ihre Hausaufgaben gemacht haben. Vielen erscheint als größtes Problem, dass sie nicht über genügend Mitarbeiter mit entsprechendem Know-how verfügen. Außerdem fehlt es an ausreichenden Budgets, um die geforderten effizienz- und umsatzsteigernden Projekte betreiben zu können.