IT-Abteilungen am Scheideweg

16.10.2006
Acht von zehn Dollars, die Unternehmen für Informationstechnik ausgeben, tragen nicht zum Geschäftserfolg bei, sagen die Analysten von Gartner.

"Dead Money" ist der Begriff, den die Marktforscher für diesen Zustand kreiert hat: Gemeint sind IT-Ausgaben, die sich weder auf das Wachstum noch auf die Konkurrenzfähigkeit des Unternehmens auswirken. "Heute ist jede Funktion im Konzern, die weder das Wachstum noch die Wettbewerbsfähigkeit stärkt, verzichtbar", urteilt Gartner-Analystin Daryl Plummer. Noch schärfer formuliert ihr Kollege Richard Hunter: "Entweder die IT-Abteilung trägt zum Unternehmenserfolg bei, oder die IT wird an Dritte ausgelagert."

Mindestens zwei Drittel der IT-Ressourcen werden derzeit dazu verwendet, den laufenden IT-Betrieb irgendwie aufrecht zu erhalten. Das Business mit Hilfe moderner Technik auf einen neuen Produktivitätslevel zu heben, ist ein Anspruch, dem die wenigsten IT-Organisationen genügen können. In den meisten Fällen werde weniger als 20 Prozent des IT-Budgets für Innovation und Business-Transformation hergenommen. CIOs seien daher gefordert, den Anteil der für den IT-Betrieb eingesetzten Mittel von 80 Prozent auf möglichst unter 60 Prozent des Etats zu senken.

Der laufende Betrieb frisst das IT-Budget. Für CIOs ein echtes Problem

Doch selbst wenn die Mittel vorhanden sind, tappen viele IT-Macher mit ihren Entscheidungen für innovative Projekte im Dunkeln. In einer Umfrage von Gartner hatte sich kürzlich gezeigt, dass die Hälfte der befragten CIOs unklare Anforderungen seitens des Business beklagt. Außerdem seien die Fachbereichs-Verantwortlichen oft entweder nicht imstande oder nicht willens, sich mit der IT auszutauschen.

Gartner empfiehlt....

Die Analysten raten IT-Managern, sich nicht ausschließlich mit Cost-Cutting profilieren zu wollen. Das Geld, das durch Sparmaßnahmen erwirtschaftet wird, sollte für das Erreichen ganz bestimmter strategischer Aufgaben oder Ziele eingesetzt werden. Außerdem müsse eine IT-Organisation den Mut haben, in Vorlage zu gehen und in für das Unternehmen besonders relevanten Business-Initiativen die Verantwortung zu übernehmen. Wenn Personal und Ressourcen vorhanden sind, sollten IT-Shops nicht warten, sondern das Heft in die Hand nehmen.

Und schließlich sei es entscheidend, den Wertbeitrag der IT für das Business nachvollziehbar zu messen und öffentlich zu machen. Schwammige Metriken auf Projektebene seien dabei wenig hilfreich. Besser sei es, die Entwicklung der IT im Konzern über einen bestimmten Zeitraum darzustellen und die Verbesserung des Wertbeitrags nachzuweisen.

IT-Verantwortliche müssen laut Gartner Disziplinen wie Programm- und Portfolio-Management, Architektur und Risiko-Management blind beherrschen. Funktionieren diese Aspekte nicht, ist die IT-Infrastruktur inkonsistent und die Steuerung der IT (Governance) funktioniert nicht. Neben dem Management der IT-Assets sollten die Leistungen der IT transparent gemacht werden, Außerdem ist den Business-Bereichen dabei zu helfen, ihre Anforderungen verständlich zu machen.

Neue Mitarbeiter mit neuem Schwung

Absolut kritisch für den Erfolg der IT-Organisation sei in Zukunft die Personalauswahl, so Gartner. IT-Manager müssten neue, junge Mitarbeiter und vor allem Mitarbeiterinnen finden und ausbilden. Der IT-Nachwuchs müsse vielseitiger vor- und ausgebildet sein als die heutigen IT-Profis, denn er werde eine andere Rolle spielen. Monokulturen, in denen nur Ingenieure Platz haben, hätten künftig ebenso wenig Bestand wie stark hierarchische Organisationen, die mit der Web-2.0-Idee der "kollektiven Intelligenz" nichts am Hut haben.

Laut Gartner wächst die erste vollständig "digitale Generation" heran. Sie beherrsche den Umgang mit Internet und Unterhaltungselektronik vielfältigster Art. IT-Abteilungen sollten Consumer Electronic nicht arrogant von sich weisen, wie es bisher geschehen sei, sondern sie sichten, prüfen, sicher machen und gegebenenfalls in der Breite einführen. Die Vorteile der Technik seien im Sinne des Unternehmens zu nutzen. (hv)