Edge Computing

IoT Edge – Von Gateway bis Machine Learning

28.09.2018 von Stefan  Ried
Insbesondere Anwender haben beim Thema Edge Computing noch Fragen zu Definition und Abgrenzung. Aber wie viel muss man von Edge Computing überhaupt verstehen und welche Anbieter gibt es für diese Technologie?

Der Begriff Edge Computing selbst kommt aus der Netzwerktopologie (“Edge”, zu deutsch Rand), wie es auch die Edge-Computing-Definition auf Wikipedia erklärt: Edge Computing bezeichnet im Gegensatz zum Cloud Computing die dezentrale Datenverarbeitung am Rand des Netzwerks, der sogenannten Edge.

Edge-Computing zeichnet sich vor allem durch lokale Rechenleistung, sehr niedrige Latenz zu den angeschlossenen Devices und Echtzeitfähigkeit aus.
Foto: BeeBright - shutterstock.com

Ähnlich dem Cloud Computing, das in den ersten Jahren viel Begriffsverwirrung und Cloud-Washing erleben musste, grenzt die Edge an die verschiedenen Computing-Topologien und -Charakteristika an und muss um ihre klare Wahrnehmung kämpfen. Wir reden deshalb nur von Edge Computing, wenn sowohl der Ort der betrachteten Compute-Power dezentral ist, als auch die typischen Charakteristika des Edge Computing erfüllt sind.

Edge Computing - Die dezentrale Hälfte der IoT-Welt

Vom Sensor bis zur Cloud - zum Edge-Computing zählt vor allem der untere Bereich in der IoT-Welt
Foto: Crisp Research AG 2018

Als Edge Computing betrachten wir in der IoT-Welt die untere Hälfte, nahe an Sensoren und Aktuatoren von digitalisierten Dingen. Ganz kleine Edge-Devices haben kein Filesystem und sehr große Einschränkungen und werden oft Constrained Controller genannt. Die mittleren Devices in der Raspberry-Pi-Klasse, die schon eine kleine Linux Distribution ausführen, werden entsprechend Non-Constrained-Controller genannt.

Zu Beginn des Edge-Computing-Trends sprach man (besonders Cisco) auch von Fog Computing. Damit war die Intelligenz in den verteilten, aber größeren (Non-constrained) Devices wie Gateways und Router gemeint. Edge Computing kam zunächst aus den kleineren (constrained) Devices. Im obigen Bild hätte man das Gebäude als Fog und den Raum und den programmierbaren Sensor als Edge bezeichnet. In den letzten zwei Jahren wird der Begriff Fog Computing immer weniger benutzt und man spricht im Zusammenhang mit IoT fast nur noch von Edge Computing.

Natürlich ist die Grenze nach oben etwas fließend. Ein “Server” in einem Bürogebäude kann dabei verschiedene Aufgaben übernehmen. Wenn er ein klassischer Server für Client-Server-Computing wie beispielsweise ein File-Server oder Datenbankserver darstellt, würden wir ihn nicht als “Edge” Computing bezeichnen. Ein zentraler Gebäude-Automatisierungs-Server, der Licht, Klima, Security und womöglich Brandschutzaufgaben hat und viele tausend Sensoren überwacht, bezeichnen wir hingegen als Edge Computing. Die obere Grenze von Edge-Devices kann also sehr wohl in der Leistungsfähigkeit mit Office-PCs und Servern überlappen. Meist sind die starken Edge-Devices als “Industrial PCs” ganz anders gebaut. Insgesamt macht nicht nur die Device-Größe, sondern die Aufgabe in der Software-Architektur den Unterschied.

Edge-Computing-Charakteristika

High Reduction of Latency & Real Time Capability - das zeichnet Edge Computing aus
Foto: Crisp Research AG 2018

Edge Computing zeichnet sich demnach vor allem durch lokale Rechenleistung, sehr niedrige Latenz zu den angeschlossenen Devices und Echtzeitfähigkeit aus. Edge Computing ist auch bewusst selten hochverfügbar oder mit großen Speicher- oder CPU-Leistungen ausgelegt, um Kosten und Stromverbrauch zu sparen. Fällt ein Edge-Device aus, das beispielsweise als Gateway zwischen Rauchmeldern und der Brandmeldezentrale fungiert, verbinden sich drahtlose Sensoren (Rauchmelder) selbstständig auf das Gateway des Nachbar-Raumes. Insbesondere moderne drahtlose Mesh-Topologien ggf. auch parallel über mehrere Funkfrequenzen, machen so aus einem kleinen nicht-hochverfügbarem Edge-Device eine extrem ausfallsichere IoT-Architektur. Im Idealfall sind kleine Edge-Devices eher mit einzelnen Containern in einem Cloud-Cluster vergleichbar.

Typische Aufgaben des Edge Computing sind sowohl traditionelle Aufgaben, die auch aus dem embedded Computing bekannt sind, als auch moderne Möglichkeiten, die durch leistungsfähigere Edge Devices und leicht-gewichtigere Software-Frameworks möglich werden:

Neben diesen ganzen Funktionalitäten, die auf der Edge selbst laufen, gibt es ein Reihe von Management-Funktionalitäten, die zwar in der Cloud oder On-Premises laufen, aber überhaupt den Betrieb von vielen Edge-Devices möglich machen.

Dies sind wichtigsten Edge-Management-Funktionalitäten, die ebenfalls als Kriterien zu Edge Technologien im aktuellen Vendor Universe IoT bewertet wurden:

Welche Angebote es im Bereich Edge gibt, zeigt das kürzlich veröffentlichte Vendor Universe IoT mit insgesamt 40 Angeboten. In der Gruppe der starken Innovatoren finden sich vor allem Anbieter, die sich auf bestimmte innovative Funktionalitäten auf der Edge konzentrieren. Die reifen Accelerators hingegen glänzen meist durch ein recht umfangreiches Portfolio aus den eher traditionellen Funktionalitäten auf der Edge und den Edge Management Funktionalitäten, die sie als Cloud Service anbieten.

Ein großes Plus bei der Bewertung der Edge-Technologien war es, wenn ein Hersteller eigene Devices anbietet, so dass ein Anwender sicher sein konnte, dass die Funktionalität auf der Edge auch wirklich zuverlässig läuft. Alternativ konnten sich Edge-Technologie-Anbieter durch eine Liste von zertifizierten Devices bzw. Partnerschaften mit Hardware-Herstellern qualifizieren.