MWC 2016 - Mobilfunkbranche im Wandel

Internet der Dinge eröffnet neue Chancen

23.02.2016
Die Dienste der Mobilfunk-Anbieter sind heute gefragter denn je - doch mit SMS- und Sprachtelefonie fallen bewährte Erlösquellen weg. Neue Technologien sollen die Branche zu neuem Wachstum führen.

Die Mobilfunk-Industrie bereitet sich auf einen tiefgreifenden Wandel vor. Es gebe nur zwei Alternativen: "Entweder man krempelt sein Geschäft um oder man wird damit umgekrempelt", warnte am Montag Topmanager Ralph de la Vega vom amerikanischen Telekom-Riesen AT&T. Zugleich öffne sich der Branche die Aussicht auf ein neues Geschäft: "Die ganzen vernetzten Geräte müssen miteinander verbunden werden, und - hey! - das ist genau das, was wir machen." Zugleich werde es durch das Internet der Dinge in wenigen Jahren zehn Mal mehr vernetzte Maschinen als Menschen auf der Welt geben, gab er zu bedenken.

Die Industrie habe 100 Jahre daran gearbeitet, Menschen miteinander per Telefon sprechen zu lassen - "und jetzt ist Sprachtelefonie nur noch so etwas wie Lärm in der Leitung", sagte der Chef des Netzwerk-Ausrüsters Ericsson, Hans Vestberg. Der digitale Umbruch erreiche 2016 jeden industriellen Bereich. Auf der Mobilfunk-Messe gab Ericsson eine Kooperation mit dem Online-Handelsriesen Amazon im Cloud-Geschäft bekannt. Man wolle Diensteanbieter dabei unterstützen, neue Chancen zu ergreifen, etwa im Internet der Dinge und bei der Auswertung großer Datenmengen.

Mobilfunkbranche vs. Online-Dienste

Chefs führender Mobilfunk-Anbieter bekräftigten ihre Forderung nach besseren Bedingungen für ihr Geschäft und weitere Investitionen in Netze. "Wir müssen für diese riesige Wette auf den Wandel der Gesellschaft, die wir eingehen, belohnt werden", sagte Vodafone-Chef Vittorio Colao. Die Politik müsse auch sicherstellen, dass es in der digitalen Gesellschaft und den verschiedenen Ökosystemen keine dominanten Player gebe, sagte er, ohne Google beim Namen zu nennen.

Die Mobilfunk-Anbieter kritisieren schon seit Jahren, dass sie Milliarden in den Netzausbau investieren - aber dann keinen Anteil an den Erlösen von Online-Firmen wie Facebook, WhatsApp oder Google bekommen, die diese Infrastruktur auslasten. Die Internet-Unternehmen entgegnen, ihre Dienste machten die Datentarife der Netzbetreiber erst für die Kunden attraktiv.

Smartphone-Trends 2016
Virtual- und Augmented Reality
Bereits heute kann man mit einem Smartphone virtuelle Welten erkunden – zum Beispiel mit Googles Cardboard oder Samsungs Gear VR. Die VR-Erfahrung dürfte in diesem Jahr mit Project Tango – einem Gemeinschaftsprojekt von Lenovo und Google – deutlich an Qualität gewinnen. Das VR-Handset soll jede Menge Infos zum Aufenthaltsort seiner Nutzer und Objekten in Sichtweite zur Verfügung stellen. Die Informationen werden dabei ins Sichtfeld eingeblendet. <br /><br /> Sensoren werden – ähnlich wie bei Microsofts Xbox-Bewegungssteuerung Kinect – Abstände messen, sowie Bewegungen und Gesten erfassen. Durch das Mapping der Umgebung soll es beispielweise möglich sein, einen Mitarbeiter per Smartphone direkt zum richtigen Meeting-Raum zu geleiten. Lenovo und Google sehen Project Tango in erster Linie im Ingenieurs- und Gesundheitswesen im Einsatz. Natürlich dürfen zur Erheiterung auch Augmented-Reality-Games gespielt werden – dann verschmilzt die reale Welt mit dem Spieluniversum. Mitte 2016 soll Project Tango Markteinführung feiern – zum Preis von unter 650 Dollar. Für Entwickler wird Intel zudem für 399 Dollar ein Tango-kompatibles Smartphone inklusive SDKs und 3D-Kamera anbieten.
Wireless-Boost
Mit zunehmender Verbreitung der LTE-Technik werden Smartphones datenintensive Inhalte wie Karten oder Filme künftig deutlich schneller laden können. Viele High-End-Smartphones, die beim diesjährigen MWC gezeigt werden, dürften mit dem neuen Qualcomm Snapdragon 820 ausgestattet sein, der in seiner Funktion als LTE-Modem einen Downstream von bis zu 600 Mbps und einen Upstream von bis zu 150 Mbps erreichen soll. Erstmals werden Smartphones auch den neuen LTE-U-Standard unterstützen, der noch schnellere Datentransfers ermöglicht – und zwar in lizenzierten wie unlizenzierten Frequenz-Spektren. <br /><br /> Der Snapdragon 820 unterstützt außerdem auch die WiGig-Technologie, mit der sich Smartphones kabellos mit externen Monitoren und sonstiger Peripherie verbinden lassen. Bei Qualcomm ist man der Überzeugung, dass WiGig bis zu dreimal schneller ist als der WiFi-Standard 802.11ac. Leider werden nicht alle Exemplare des Snapdragon 820 mit WiGig und LTE-U ausgestattet sein – ein Blick in die Specs des entsprechenden Geräts empfiehlt sich deshalb.
Cognitive Computing / Machine Learning
Die Kombination von Smartphone und Machine Learning steht bei Qualcomm übrigens ebenfalls hoch im Kurs. Dadurch könnten Applikationen, die auf Gesichts- und Bilderkennung oder Lokalisierung setzen, deutlich optimiert werden. Laut dem US-Chiphersteller können alle neuen Smartphones mit Snapdragon 820-Chipsatz darauf „trainiert“ werden, die Gewohnheiten ihrer Nutzer zu erkennen, indem sie Geräusche, Lokalisierung und andere Datenströme analysieren. <br /><br /> Diese Fähigkeiten erhält das Mobiltelefon durch den sogenannten Zeroth-Chip. Die Kollegen des IDG News Service durften ein solches, „kognitives“ Smartphone bereits ausprobieren und berichten davon, dass das Gerät beim Fotografieren sofort alle Personen erkannt und getaggt hat. Eine Methode, wie sie ganz ähnlich auch bei Facebook geschieht – nur dass dieser Prozess beim Device mit der neuen Qualcomm-Technik komplett lokal abläuft. Laut Qualcomm hat man für diese Technologie bereits rund 30 App-Ideen – auch wenn das kognitive Smartphone so manchem Datenschutz-Jünger die Schweißperlen auf die Stirn treiben dürfte.
Schnellere GPUs
Die Bedeutung von Smartphones in Sachen Home-Entertainment steigt kontinuierlich. Dass Virtual-Reality-Apps und Ultra-HD-Filme nicht nur mehr Rechen-, sondern auch Grafikpower benötigen, ist klar. Mobiltelefone aus dem unteren Preissegment dürften vorerst weiterhin maximal Full-HD-Auflösung bieten, während High-End-Devices für besagte Aufgaben neue, schnellere Grafik-Prozessoren von Qualcomm und ARM erhalten. Auf Smartphones mit Nvidia-GPU wird man künftig leider verzichten müssen. Das US-Unternehmen baut zwar die besten mobilen Grafikprozessoren, hat sich aber aus dem Smartphone-Markt zurückgezogen.
Bessere Displays
Wer Ultra-HD-Inhalte in Zukunft auch auf dem Smartphone genießen will, braucht auch ein entsprechendes Display. Momentan sind noch keine (echten) 4K-Displays auf dem Markt erhältlich, doch das dürfte sich 2016 bei den hochpreisigen Devices ändern. Generell werden Smartphone-Displays noch mehr Farbenintensität bieten und noch höhere Auflösungen unterstützen. Die Analysten von Morgan Stanley gehen zudem davon aus, dass faltbare OLED-Screens in den nächsten zwei Jahren auf den Markt kommen. Vorreiter bei der OLED-Technologie ist LG – die Koreaner zeigten bereits auf der CES 2016 einen flexiblen OLED-Bildschirm, der sich zusammenrollen lässt.
USB-C
Mobiltelefone aller Preissegmente werden künftig den USB-C Anschluss unterstützen. Die neuen Anschlüsse sind nicht nur verdrehsicher, sondern sollen auch den Anschluss von Smartphones an Monitore oder externe Festplatten vereinfachen. So lässt sich beispielsweise Samsungs T3-SSD direkt an Android-Devices anstöpseln.
Schnellere CPUs
Natürlich werden Smartphones im Jahr 2016 nochmals schnellere und energieeffizientere Chips an Bord haben. Ein neuer Trend bei der Herstellung von Mikrochips sind gestapelte Transistoren, die es erlauben, mehr Features in kleinere Chips zu integrieren. Diese Technik kann man durchaus als Quantensprung auf dem Gebiet der Chipherstellung bezeichnen, da sie den kommenden Smartphones noch mehr Rechenpower verleiht, dabei aber gleichzeitig den Akku schont. Einige Smartphones werden zudem auch mit energieeffizientem DDR4-Speicher kommen, der der App-Performance durch schnellere, interne Datentransferraten nochmals einen Boost verleihen dürfte.

Branche fordert gleiche Rahmenbedingungen

Auch der Chef des spanischen Telekom-Riesen Telefónica, César Alierta, sagte, die Regulierung müsse verändert werden, damit für Netzbetreiber und Internet-Firmen die gleichen Rahmenbedingungen gelten. Dienste wie WhatsApp zum Beispiel haben für viele Verbraucher die SMS der Mobilfunker abgelöst. Ihre Umsätze sind auch durch den Rückzug der klassischen Sprachtelefonie unter Druck.

Der Mobile World Congress, das wichtigste Treffen der Mobilfunk-Branche, begann offiziell am Montag und läuft noch bis Donnerstag. Im vergangenen Jahr brachte die Fachmesse die Rekordzahl von 93.000 Besuchern nach Barcelona, diesmal dürften es kaum weniger sein. Die U-Bahn-Fahrer der Stadt setzten für Montag und Mittwoch einen Streik an. Die Folgen hielten sich am ersten Tag jedoch in Grenzen, es gab den festgelegten Mindestbetrieb von 50 Prozent der Züge zur Hauptverkehrszeit und 30 Prozent zu den Randzeiten. (dpa/fm)

Mobile World Congress 2016 Impressionen
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Das Messegelände Fira Barcelona ist 2016 komplett ausgebucht.
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Schlange stehen gehört auch 2016 zum Messealltag auf dem MWC.
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Einer der zahlreichen Messeeingänge.
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Einen chinesische Delegation kommt am MWC an.
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Angesichts der angedrohten Streiks im öffentlichen Nahverkehr beschäftigt viele Messebesucher eine andere Mobilitätsfrage. Zweiräder wären auch eine Mobility-Lösung.
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Die Ruhe vor dem Sturm. Am Sonntag geht es bei der Registrierung noch beschaulich zu.
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Während Apple traditionell auf dem MWC fehlt, ist Android an jeder Ecke zu sehen.
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Das Messemotto des MWC 2016.
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Die GSMA ist der Veranstalter des Mobile World Congress.
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Per Mobile TV können sich die Besucher über das Messegeschehen informieren.
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Klotzen statt kleckern - mit gigantischen Werbepostern wirbt Samsung für die nächste Galaxy-Generation.
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Hochbetrieb am Eingang zum MWC - schon in den frühen Morgenstunden.
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Hier trifft sich wie jedes Jahr die Mobile-Elite zum Stelldichein.
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5G kommt - das ist auf dem MWC natürlich unübersehbar.
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We all live in a yellow submarine... Ein Hauch von Beatles in Barcelona.
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Ansturm auf dem Stand von LG.
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In der "Samsung Mobility Zone" gibt es alles rund um den Global Player aus Südkorea.
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Samsung Knox lockt...
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... viele Besucher an den Stand von Samsung.
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Die Deutsche Telekom taucht sich ganz in Magenta und stellt Lösungen rund um das Internet der Dinge in den Mittelpunkt seines MWC-Auftritts.
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Die großen Hersteller lassen sich wieder einmal nicht lumpen, was den Pomp ihrer Ausstellungsstände angeht. VMware wirbt unter anderem für seine EMM-Lösung Airwatch
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Microsoft lockt mit zahlreichen Angeboten auf seinen Stand, der alles rund um das Windows-10-Ökosystem präsentiert.
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Business-Lösungen, Surface-Tablets, IoT-Software - der Konzern aus Redmond ist auch in Barcelona sehr breit aufgestellt.
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Ein Hauch von fernöstlichem Miniatur-Wunderland in Barcelona.
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Virtual Reality steht in Barcelona in diesem Jahr hoch im Kurs...
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... sei es beim Gaming...
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... oder bei den Geschäftsleuten.
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Smart Glasses sind gefragt.
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Mittags lange aufs Essen warten, ist nicht ganz so angenehm. Aber immerhin lacht die Sonne vom katalonischen Hmmel.
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Alcatel präsentiert neue Smartphones...
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... und das neue 2-in-1-Device Plus 10.
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Auch intelligente Uhren sind gefragt, ...
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... denn je smarter, desto intelligenter. Oder so ähnlich.
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AVM und seine Fritz-Boxen dürfen auch nicht fehlen.
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Und - sieh mal einer an - sogar Nordrhein-Westfalen ist mit einem eigenen Stand in Barcelona vertreten.
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Allgegenwärtig auf dem MWC: der immergrüne Android-Bot...
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...egal ob als riesige Dachkuppel...
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...Gartenkunstwerk...
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...oder gleich in Form eines kompletten Standes.
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Das Wetter in Barcelona nutzen viele Gäste für ein intensives Februar-Sonnenbad.
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Bei Giesecke & Devrient gibt es die Demonstration eines Secure Gateways für Connected Cars zu sehen.