Internationale Einstiegsgehälter: Italiener bilden das Schlusslicht

07.03.2003 von Hans Königes
Die Spanne bei den Einstiegsgehältern von Hochschulabsolventen wird in Deutschland und Westeuropa immer größer. Dies ergab die jüngste Gehaltsumfrage des Beratungsunternehmens Towers Perrin im Auftrag von Young Professional.

Die Situation auf dem IT-Arbeitsmarkt spiegelt sich auch in den Gehältern wieder. Je mehr Kandidaten sich um eine Stelle bewerben, desto kleiner ist der Verhandlungsspielraum, desto höher muss die Qualifikation des Jobsuchenden sein und desto besser muss er sich verkaufen. Das bedeutet, dass formale Qualifikationen zunächst der Türöffner überhaupt sind, um bei einem Unternehmen Fuss zu fassen.

So erzählte der Abteilungsleiter eines Softwarehauses, dass er einen Riesenstapel an Bewerbungen übers Wochenende nach Hause nahm und seine ganze Familie am Ausleseprozess beteiligte. Davor definierte er formale K.-o-Kriterien wie saubere Bewerbungsunterlagen, keine orthografischen und Kommafehler, ordentliches Passfoto etc. Im nächsten Schritt sind dann Kriterien wie Abschlussnoten, kurze Studienzeit, Auslandsaufenthalte, Sprachkenntnisse und Praktika dran. Personaler mit jahrelanger Erfahrung warnen allerdings davor, die Einsteiger in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten knallhart herunterzuhandeln. "Damit haben wir von Anfang an einen Unzufriedenen mehr im Unternehmen", weiß Manuel Dohr, Personalchef beim Münchner Softwarehaus Ixos. Das ließe sich auch durch überdurchschnittliche Gehaltserhöhungen kaum kompensieren.

Lukrativer Einstieg im Vertrieb

Vor allem Quereinsteiger müssen sich auf niedrigere Gehälter einstellen. Der Personalverantwortliche eines bayerischen Softwarehauses sprach sogar von einem Minus von bis zu 20 Prozent gegenüber den Vorjahren. Die aktuelle Towers-Perrin-Studie hat nun die Einstiegsgehälter in den verschiedenen Unternehmensbereichen unter die Lupe genommen und hat auch einen europäischen Vergleich gezogen. Keine Überraschung dürfte sein, dass die Einsteiger ins Key-Account-Management und im Vertrieb mit über 50 000 Euro Jahresgehalt am besten wegkommen, wobei einschränkend hinzuzufügen ist, dass sie mit über 30 Prozent auch den höchsten variablen Einkommensanteil haben.

Damit macht der Key-Account-Manager auch den spektakulärsten Gehaltssprung und verbessert sich um 42 Prozent gegenüber 2001. Die Vergütungsberater des Frankfurter Unternehmens weisen indes darauf hin, dass es sich in diesem Fall um so genannte Zieleinkommen handelt, was in der Realität oft bedeuten kann, dass der Einzelne diesen Wert gar nicht erreicht. Die folgenden Zahlen beziehen sich, wenn nicht anders erwähnt, auf das Grundgehalt, das in der Regel etwa zehn Prozent unter dem Zieleinkommen liegt.

Ebenfalls gut im Rennen liegen die Juristen und Mitarbeiter aus Forschung und Entwicklung, was auch andere Gehaltsstudien bestätigen. Wer also in der Rechtsabteilung und in Forschung und Entwicklung landet, darf 44000 Euro nach Hause nehmen, während die IT-Consultants auf 41000 Euro kommen. Das entspricht, so die Berechnungen der Vergütungsexperten, einem durchschnittlichen Plus von fünf Prozent gegenüber 2001.

Trotz der Flaute im Beratermarkt bleiben die Gehälter in dieser Branche hoch. Verständlich, wenn man an die hohen Anforderungen an diese Berufsgruppe denkt: Und dass es keine 38-Stunde-Woche gibt und das Leben aus dem Koffer keine Ausnahme ist, gehört ebenfalls zu diesem Job. Dazu darf man nicht vergessen, dass viele Consulting-Firmen Jahr um Jahr mindestens zehn Prozent der Mitarbeiter aussortieren, mit denen sie nicht zufrieden sind.

Mit etwas weniger Geld müssen die Marketiers und die Spezialisten aus dem technischen Kundendienst auskommen. Erstere sind in diesem Jahr mit einem Salär von rund 38000 Euro dabei, zweitere mit 39000 Euro und erzielten dazu noch einen zweistelligen Zuwachs im Vergleich zu vor zwei Jahren. Kleinere Brötchen müssen die Mitarbeiter aus den Bereichen Neue Medien und dem Training backen. Nach dem Internet-Hype der vergangenen Jahre, als viele so genannte Web-Experten überdurchschnittlich verdient hatten, schlägt jetzt das Pendel gewaltig zurück. Das Grundgehalt der Multimedia-Mitarbeiter liegt bei 31000 Euro, was einem Rückgang um zwölf Prozent gegenüber 2001 entspricht.

Bei den Dozenten sieht es noch schlechter aus, sie erhalten in diesem Jahr 30000 Euro Grundvergütung, das entspricht einem Rückgang um immerhin 19 Prozent. Nach der Towers-Perrin-Rechnung liegen die Zielgehälter dieser Berufsgruppen bei etwa zehn Prozent über den Grundgehältern. Die Frankfurter Vergütungsberatung hat nun zum Vergleich die Einstiegssaläre aus den Ländern Österreich, Schweiz, Frankreich, Italien und Holland hinzugezogen. Es fällt auf, dass selbst innerhalb Westeuropas die Unterschiede sehr groß sind und bis zu 50 Prozent ausmachen. Osteuropa ist in dieser Statistik noch gar nicht berücksichtigt.

Europas Topverdiener sind die Schweizer, die im Durchschnitt ein Grundgehalt von 51000 Euro erreichen, es folgen die Deutschen mit 38000 Euro und die Österreicher mit 35000 Euro. Das Schlusslicht bilden die Italiener, die sich mit 22000 Euro zufriedengeben müssen. Die IT-Berater verdienen in jedem Land mit Ausnahme Italiens und Hollands etwa zehn Prozent mehr als die durchschnittlichen Einsteiger. In Amsterdam sind es 29000 Euro, was dem Durchschnitt entspricht und in Italien sind es 1000 Euro weniger als der Durchschnitt, also 21000 Euro.Angesichts der vergleichsweise niedrigen Einkommen sind die Gehaltsspannen beim südlichen Nachbarn nicht hoch. So verdient ein Dozent 21000 Euro, der Multimedia-Mitarbeiter 22000 Euro und in Forschung und Entwicklung liegen die Einstiegsgehälter bei 23000 Euro.

Nullrunden in vielen Firmen

Überraschend ist, dass Holland nach Italien am zweitschlechtesten zahlt und noch etwa ein Fünftel unter dem deutschen Durchschnitt liegt. Auch hier bilden die Dozenten mit den Einsteigern ins Marketing und in das Personal-Management mit 25000 bis 27000 Euro Grundgehalt das Schlusslicht. An der Spitze liegen die Key-Accounter und im Gegensatz zu Deutschland die Neue-Medien-Beschäftigten mit 34000 Euro.

In Frankreich wird das Einsteigergehalts-Ranking mit 35000 Euro von den IT-Beratern angeführt. Ansonsten bewegen sich die Grundgehälter zwischen 30000 und 33000 Euro. In Österreich lässt sich nochmals zehn Prozent draufschlagen, denn unsere alpenländischen Nachbarn bewegen sich bei Einkommen von 33000 bis 37000 Euro. Stark darunter mit 29000 Euro - und das scheint eine österreichische Spezialität zu sein - sind die Einkommen im Bereich Forschung und Entwicklung. Ansonsten liegen sie in jedem Land über dem Durchschnitt.

Die Vergütungsberater von Towers Perrin empfehlen den Bewerbern Thema Gehalt gut vorbereitet ins Gespräch zu gehen. Es gilt zu berücksichtigen, dass in den letzten beiden Jahren die Einkommen im Durchschnitt um drei bis fünf Prozent gestiegen sind. Immerhin 25 Prozent der Firmen hatten Nullrunden eingeführt. Zudem stellt Towers-Perrin-Berater Dirk Ewert fest, dass Unternehmen immer häufiger Ausnahmeregelungen für ihre Leistungsträger einführen: "Diese möchte man weiter halten, um sie nicht zu verlieren, wenn die Konjunktur wieder anzieht." Darum könnten etwa zehn bis 20 Prozent der Belegschaft auch in diesen harten Zeiten mit einer ordentlichen Gehaltserhöhung rechnen.