Intel steigt aus dem Infiniband-Markt aus

27.05.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Halbleiterkonzern Intel wird entgegen früheren Absichtserklärungen nun doch keine Chips für die neue I/O-Technik "Infiniband" produzieren. "Wir haben uns entschieden, die Arbeit an Host Control Adapters für Infiniband einzustellen", erklärte Unternehmenssprecher Daven Oswalt. "Wir unterstützen Infiniband aber weiterhin stark und werden mit der Infiniband Trade Association dabei zusammenarbeiten, die erfolgreiche Einführung der Technik für die Intel-Architektur zu ermöglichen." Das "Ökosystem" rund um die neue Technik sei bereits weit genug entwickelt, dass Intels Produkte keine Voraussetzung für eine weitere Entwicklung mehr darstellten.

Infiniband soll die Datenübertragungsrate zwischen Servern, Storage und anderen vernetzten Geräten erhöhen. Im Gegensatz zu herkömmlicher PCI-X- und Gigabit-Ethernet-Technik im 1Gbps-Bereich verspricht die Switched-Fabric-Architektur anfänglich Bandbreiten zwischen 2,5 und 10 Gbps. Entsprechende Produkte sind bereits von IBM und der kalifornischen Startup-Firma Mellanox erhältlich. Mehr als 20 weitere Anbieter, darunter Adaptec, Infinicon Systems und Bandercom, zeigten auf dem letzten Intel Developer Forum (IDF) ebenfalls erste Infiniband-Produkte.

Aus Sicht von Insight64-Analyst Nathan Brookwood ist Intels Ausstieg zu verschmerzen. Der Konzern sei im Rahmen der Trade Association ein Mitglied von vielen gewesen. "Ein Großteil des geistigen Eigentums und Wissens kam von anderen Teilnehmern", meint der Experte. Er verweist außerdem darauf, dass Intel bislang nur die frühe Infiniband-Spezifikation "1x" unterstützt habe, während die Industrie bereits bei "4x" angelangt sei und bereits eine noch schnellere "12x"-Generation entwickle. "Sie haben erkannt, dass sie entweder ihre Investitionen in Richtung 4x erhöhen oder aussteigen mussten", vermutet Brookwood.

Sein Kollege Jonathan Eunice von Illuminata hält Intels Ausstieg jedoch für folgenschwer. "Der Zeitpunkt hätte nicht schlechter sein können", so der Analyst. Infiniband befinde sich gerade in dem wichtigen Stadium, wo erste Produkte auf den Markt kommen. Intels Entscheidungen seien für andere Anbieter von großer Bedeutung. "Wenn sie sagen: Wir machen dies oder jenes, dann ziehen viele nach. Das gibt vielen Leuten Vertrauen, dass dies die richtige Richtung ist, in die man investieren muss", erklärte Eunice. Steige Intel dagegen aus, ergebe sich der gegenteilige Effekt. (tc)