Kaufpreis 3,1 Milliarden Dollar

Intel Security heißt nach Verkauf wieder McAfee

08.09.2016 von Simon Hülsbömer
Intel Security ist bald nicht mehr: Der Chiphersteller hat die Mehrheit an seiner IT-Sicherheitssparte an den Finanzinvestor TPG verkauft, die sich künftig wieder "McAfee" nennen soll. John McAfee gefällt das nicht.

Gerüchte über einen Verkauf von Intel Security hielten sich bereits seit Monaten, nun wurden Fakten geschaffen: Für 51 Prozent der Firmenanteile zahlt TPG 3,1 Milliarden Dollar (2,76 Milliarden Euro) an Intel, das die restlichen 49 Prozent zunächst behalten will. Künftig soll der alte Name McAfee unter der Führung des bisherigen General Managers Chris Young, der zuvor schon bei Cisco und VMware tätig war, wieder aufleben.

Intel Security geht zu 51 Prozent an eine Investorenfirma.
Foto: Ken Wolter - shutterstock.com

In einer gemeinsamen Mitteilung begründen Intel und TPG die Teilübernahme damit, dass die Sicherheitssparte nun auf komplett eigene Füße gestellt werden solle, um noch besser zu können. Intel-Angaben zufolge seien die Umsätze von Intel Security im ersten Halbjahr 2016 um 11 Prozent auf 1,1 Milliarden Dollar gestiegen - der Gewinn habe um 391 Prozent auf 182 Millionen Dollar zugelegt.

"Mit dem neuen Investment seitens TPG und der anhaltenden strategischen Unterstützung durch Intel erwarten wir von der neuen Geschäftseinheit, dass durch einen größeren Fokus und gezieltere Investments ein signifikantes weltweites Wachstum erreicht", schreiben die Unternehmen in dem offenen Brief an Investoren und Kunden. Neue kundengerechte Produkte sollen schneller entwickelt und an den Markt gebracht werden können.

John McAfee, der Störenfried

Der Plan, Intel Security wieder in McAfee umzubenennen, könnte noch von John McAfee durchkreuzt werden. Der Antiviren-Pionier möchte seine Namensrechte zurück, die er vor nunmehr 25 Jahren abgetreten hatte, um ein neues Unternehmen zu gründen. McAfee behauptet, er habe niemals die vollen Rechte an seinem Namen verkauft und hat deshalb geklagt.

John McAfee will seinen Namen zurück.
Foto: CC-BY-SA 2.0 - NullSession from Bettendorf, Iowa, United States

Intel Security hatte MGT Capital Investments, dessen CEO John McAfee ist, Anfang Juni über seine Pläne informiert, sich in John McAfee Global Technologies umzubenennen. Gleichzeitig hatte Intel um die Bestätigung gebeten, dass sich MGT keinen neuen Namen geben werde, "der die Marke McAfee enthält". Sollte diese Bestätigung ausbleiben, werde man rechtliche Schritte ergreifen, um seine Markenrechte zu schützen. Auslöser dieser Aktion seitens Intel war die von MGT öffentlich gemachte Absicht, den Anti-Spyware-Anbieter D-Vasive zu übernehmen.

Die teuersten Übernahmeflops der IT-Branche
AOL / Time Warner 2000 - 165 Milliarden Dollar
Die mit Abstand teuerste gescheiterte Übernahme der IT-Geschichte ist nach wie vor der Jahr-2000-Plan von AOL und Time Warner. Der damalige Internetriese AOL wollte Time Warner kaufen, war aber sehr viel kleiner als der Medienkozern und konnte die Übernahme überhaupt nicht verkraften. Am Ende waren 300 Milliarden Dollar Aktionärskapital futsch, AOL wurde 2015 von TK-Dienstleister Verizon vergleichsweise günstig für 4,4 Milliarden Dollar geschluckt.
HP / Compaq 2001 - 25 Milliarden Dollar
HP hat viel Erfahrung mit desolaten Managerleistungen im Zuge von Übernahmen: Bereits 2001 wollte die damalige CEO Carly Fiorina unbedingt den Hardware-Hersteller Compaq kaufen, obwohl sich viele Aktionäre heftig gegen diesen Plan wehrten. Schließlich baute auch HP Hardware. Es kam, wie es kommen musste: Viele Geschäftsbereiche und Produkte lagen nach der Fusion doppelt vor - der Wertverlust des Konzerns war enorm, der Aderlass an Mitarbeitern auch. CEO Meg Whitman gab kurz nach ihrem Antritt im Jahr 2012 jedoch zu Protokoll, dass sie den Compaq-Deal trotzdem für einen der besten Zukäufe der HP-Geschichte halte.
Google / Motorola 2012 - 12,5 Milliarden Dollar
Google scheffelt zwar viel Geld - die 12,5 Milliarden Dollar, die der Konzern 2012 für die Handysparte von Motorola hinblätterte, war trotzdem kein Pappenstiel. Gerade angesichts dessen, dass eine Integration nicht gelang und man nur zwei Jahre später an Lenovo weiterverkaufte - für gerade einmal noch 2,9 Milliarden Dollar.
Microsoft / Nokia 2014 - 9,5 Milliarden Dollar
Erst das Smartphone-Geschäft verschlafen, dann mit der Übernahme eines Ex-Giganten, der aber schon auf dem absteigenden Ast war, ins Klo gegriffen: Die teure Übernahme von Nokia durch Microsoft brachte zwar neue Smartphones hervor, die sich am Markt aber nicht gegen die starke Konkurrenz behaupten konnten. Mitte 2015 musste Microsoft 7,6 Milliarden Dollar abschreiben - viele tausend Jobs wurden gestrichen.
Oracle / Sun 2009 - 7,2 Milliarden Dollar
Lange wurde gerätselt, wer Sun Microsystems, zunächst für seine Unix-Workstations, später dann für die Java-Programmiersprache bekannt, übernehmen könnte - überraschenderweise war es dann Software- und Datenbankspezialist Oracle. Das Hardwaregeschäft Suns wurde nicht weiter gefördert, viele lange gut laufende Produkte eingestellt. Die langjährigen Firmenchefs Scott McNealy (Sun, links auf dem Foto) und Larry Ellison (rechts) machten trotzdem gute Miene zum bösen Spiel, das auch einige Rechtsstreitigkeiten beinhaltete.
HP / Palm 2010 - 1,2 Milliarden Dollar
Kennen Sie noch den PDA? Der "Personal Digital Assistant" war als tragbarer Kleincomputer der Vorgänger des Tablets und in Unternehmen in den 1990er Jahren durchaus beliebt. Obwohl Apple mit dem Newton den ersten als solchen bezeichneten PDA auf den Markt brachte, war es Palm, das sich in diesem Markt zunächst die Spitzenposition erwarb. Als jedoch das erste iPad kam, ging es steil bergab - der Wettbewerb wurde zu groß, Palm ausgerechnet von HP aufgekauft. Das konnte ja nur eines heißen: Das Palm-Betriebssystem WebOS war angesichts der sexy Apple-Konkurrenz ein Flop, die Geräte verkauften sich überhaupt nicht. Bereits 2011 spielte Palm in HPs Strategie keine Rolle mehr.