Intel-Prozessoren: Rechenkerne ohne Ende

17.04.2007
Kommendes Jahr arbeiten acht Kerne auf einem Chip, künftig sind es 80 und noch mehr: Intel macht auf seinem Entwicklerforum mächtig Druck auf die Konkurrenz.

Intel hat auf dem Entwicklerforum IDF in Peking eine Reihe neuer Prozessoren mit bis zu acht Rechenkernen angekündigt. Bereits im zweiten Halbjahr 2007 wolle der weltgrößte Chiphersteller mit der Produktion der neuen Prozessor-Familie (Codename "Penryn") beginnen, sagte Intel-Technik-Chef Justin Rattner am Dienstag zum Auftakt des Intel Developer Forums (IDF). 2008 will Intel die Produktion der Prozessorfamilie "Nehalem" starten, die acht Rechenkerne haben und unter anderem über eine eigene Chipeinheit für Grafik verfügen soll.

Für die Unterhaltungselektronik-Industrie kündigte Intel einen speziellen Chip an, der 2008 auf den Markt kommen soll. Der "Intel CE 2110 Media Prozessor" bildet eine komplette Systemeinheit ("System on a Chip") und erreicht eine Taktfrequenz von einem Gigahertz. Der Chip soll Herstellern von Verbraucherelektronik helfen, schneller kostengünstige Geräte mit vielen Funktionen etwa für Internet- oder Video-Telefonie, für interaktive Spiele und Unterhaltung auf den Markt zu bringen, sagte Intel-Manager Eric Kim.

Die Prozessoren der Penryn-Familie für schnelle Rechner wie Spiele-PCs oder Server sollen in Strukturbreiten von nur noch 45 Nanometer hergestellt werden. Bereits in der zweiten Hälfte dieses Jahres werde Intel insgesamt 94 Prozent seiner Chips mit der 65-Nanometer-Technologie fertigen, behauptete Rattner: "Damit halten wir klar die Technologie-Führerschaft." Kleinere Konkurrenten wie AMD produzieren derzeit weitgehend in Strukturbreiten von 90 oder sogar 130 Nanometer. 2009 will Intel die Produktion in der Größenordnung von 32 Nanometer starten.

Je kleiner die Strukturen, also die logischen "Leiterbahnen" auf einem Chip hergestellt werden können, umso mehr Prozessoren können auf einem einzigen Stück Silizium (Wafer) gefertigt werden. Damit verringern sich auch die Material- und Produktionskosten. Die größten Probleme bei solchen Miniatur-Linien sind dabei die deutlich zunehmende Hitzeentwicklung sowie zusätzlich auftretende Leckströme. In ersten Testversuchen habe Intel eine Reduktion der Leckströme um den Faktor 10 sowie deutliche Leistungssteigerungen bei verschiedenen Anwendungen erreicht, sagte Rattner. Nach Angaben von Intel-Manager Pat Gelsinger sind Leistungssteigerungen von 15 Prozent etwa bei der Bildbearbeitung, 25 Prozent mit 3-D-Software und mehr als 40 Prozent bei Spielen zu erwarten.

Aus Intels Forschungslabors präsentierte Rattner erstmals den Prototypen eines Chips mit 80 Rechenkernen in Aktion, der auf der Bühne des IDF eine Rechenleistung von zwei Teraflops (zwei Billionen Rechenschritte pro Sekunde) erreichte. An der Entwicklung erforschen die Wissenschaftler Möglichkeiten etwa zur Energieeinsparung. So lassen sich die einzelnen Bestandteile je nach Gebrauch aktivieren oder in Schlaf versetzen. Mit dieser Technik würde eine Rechenleistung von einem Teraflops lediglich noch 65 Watt verbrauchen - etwa so viel, wie ein heutiger leistungsfähiger PC, hieß es. (dpa/ajf)