Im Behälter-Management hat RFID großes Potenzial

19.10.2006 von Dimitrios Gizanis, Wolfgang Stölzle und Harald Bachmann
Unter den zahlreichen Einsatzmöglichkeiten für die Radiofrequenzidentifikation(RFID) ist die Abbildung von Behälterbewegungen eine der Vielversprechendsten.

Im Supply-Chain-Management ist die RFID-Technik unstrittig im Kommen. Aber darüber hinaus gibt es andere Einsatzmöglichkeiten, die ebenfalls gute Erfolge versprechen. Eine Erfolg verheißende und branchenübergreifend nutzbare Anwendung für die Identifikation mit Hilfe von Radiowellen ist das Behälter-Management.

RFID-Techniken ermöglichen hier eine hohe Erfassungsdichte. Damit unterstützen sie die genaue IT-Abbildung der Bewegungen, die ein Behälter innerhalb eines Unternehmens vollzieht. Mit relativ geringem Arbeitsaufwand lässt sich so die operative Steuerung von Behälterkreisläufen verbessern.

Studie mit Logistikexperten aus der Praxis

Etwa 90 Prozent der Studienteilnehmer bestätigten, dass die RFID-Technik Vorteile für das Behälter- Management biete – vor allem hinsichtlich Transparenz und Rückverfolgbarket.

Gerade die unternehmensübergreifende Steuerung von Ladungsträgerkreisläufen wurde bislang stiefmütterlich behandelt, so dass hier noch relativ große Verbesserungspotenziale zu erwarten sind. Um sie zu identifizieren, hat das Kühne-Institut für Logistik an der Universität St. Gallen gemeinsam mit seinen Projektpartnern IMG AG, Inet-Logistics GmbH, Intellion AG und Microlog Logistics AG eine Studie zum Behälter-Management ins Leben gerufen. Die Ergebnisse basieren auf der Befragung von 188 Experten aus der Automobil-, Konsumgüter- und Logistikdienstleister-Industrie. Grundlage war ein Online-Fragebogen, der sich aus 36 Fragen zusammensetzte. Hier einige ausgewählte Ergebnisse:

90 Prozent der Befragten beurteilen den RFID-Einsatz als vorteilhaft

Um die realen Behälterflüsse automatisch in IT-Systemen abbilden zu können, müssen die Bewegungen der Container zeitnah und präzise erfasst werden. Gerade hierfür bieten sich Identifikationstechniken wie RFID an. Sie liefern vollständige und richtige Informationen an Ausführungs- und Planungssysteme zur Unterstützung von Entscheidungen. Diese positive Einschätzung der RFID-Potenziale wird durch die Untersuchung bestätigt.

Experten hoffen auf bessere Prozesse und weniger Schwund

Zwei Drittel der Unternehmen bilden das Behälter-Management durch die eine oder andere Form von IT-System ab.

Die Befragten erwarten von innovativen Identifikationstechnologien vor allem eine höhere Transparenz und bessere Rückverfolgbarkeit der Behälterbewegungen - mit positiven Konsequenzen: Die Prozessqualität soll steigen, der Schwund an Ladungsträgern sinken. Bislang setzt jedoch nur ein sehr kleiner Teil der befragten Unternehmen - genauer gesagt: drei Prozent - RFID-Technik dafür ein. Auch die optische Kodierung, beispielsweise durch Barcodes, hat nur in 28 Prozent der befragten Unternehmen Eingang gefunden. Der größere Teil der Studienteilnehmern (53 Prozent) kennzeichnet seine Ladungsträger derzeit noch mit Klarschrift, die er mehrheitlich sogar noch manuell identifiziert (siehe Abbildung "Identifikationstechnik - Stand heute").

Zwei Drittel der Unternehmen nutzen nur ihre ERP-Systeme für das Behälter-Management

Eine "Stand-alone-Lösung", also eine eigenständige Anwendung ohne Möglichkeit zum Datenaustausch mit anderen Systemen wird von 15 Prozent der Umfrageteilneher genutzt. Genauso viele setzen eine "Schnittstellen-Lösung" ein. Bei dieser Variante kommt sowohl ein ERP-System als auch ein gesondertes IT-Tool zum Einsatz, wobei der Datenabgleich über eine Schnittstelle erfolgt. Relativ viele Unternehmen (rund 34 Prozent) kommen offenbar ohne IT-Unterstützung für ihr Behälter-Management aus. Gründe hierfür könnten eine geringe Anzahl an Behältern oder die unkritische Bedeutung der behälterbezogenen Prozesse sein.

In neun von zehn Fällen wird die Behälterbestandsführung abgebildet

Unabhängig von der Art des eingesetzten IT-Systems stellt die Führung des Behälterbestands mit annähernd 90 Prozent der Nennung die am häufigsten abgebildete Aktivität dar, Auf Platz 2 und 3 folgen die Ermittlung des Behälterbedarfs (56 Prozent) beziehungsweise der Behälterverfügbarkeit (42 Prozent). Die Kostenerfassung und die Transportprozess-Steuerung hingegen spielen derzeit noch keine große Rolle.

Deutlich höhere Kostentransparenz

Bislang nutzt nur ein verschwindend geringer Teil der Befragten die Radiowellen-Identifikation für das Behälter-Management.

Viele der befragten Unternehmen haben bisher wenig in innovative Technologien wie RFID investiert. Häufig beobachten sie diese Entwicklung sogar eher mit Zurückhaltung. Doch wie die Studie bestätigt, verfügen Organisationen mit einem IT-gestützten Behälter-Management über eine deutlich höhere Kostentransparenz. Unternehmen ohne eine solche IT-Unterstützung kennen die Hälfte ihrer wichtigsten behälterbezogenen Kosten nicht!

Darüber hinaus tun sich diese Betriebe schwer bei der Planung ihres Behälterbedarfs. Von den Geschäftspartnern werden nur die zu befördernden Güter, nicht aber die Behälter nachgefragt. Deshalb muss sich der Behälterbedarf aus der Nachfrage nach den darin zu transportierenden Gütern ableiten.

Die Bedeutung einer regelmäßigen Bedarfsplanung wird ebenfalls durch die Studie belegt: Unternehmen die ihren Behälterbedarf regelmäßig planen, können die Reichweiten ihrer Behälterbestände und damit das gebundene Kapital deutlich reduzieren! Die Administrationskosten lassen sich durch eine stärkere Automatisierung der Behälterkreisläufe weiter senken.

Geschlossene Systeme als Einstiegspunkt

Einen Einstiegspunkt für das RFID-gestützte Behälter-Management bieten vor allem operative Anwendungen in geschlossenen logistischen Systemen mit einem vergleichsweise geringen finanziellen Risiko. Sinkende Preise für RFID-Produkte und die technische Reife werden die Unternehmen mit einiger Sicherheit veranlassen, die skizzierten Nutzenpotenziale weiter auszuschöpfen. Die branchenspezifische Auswertung der Studie lässt erkennen, dass in der Automobilbranche der grösste "Leidensdruck" besteht. Interessenten können die Studie ab sofort über den Deutschen Verkehrs-Verlag beziehen. (qua)