5 Tipps für Bewerber

Im Assessment Center zählt die Persönlichkeit

07.06.2011 von Hans Königes
Allein mit guter Fachkompetenz übersteht ein Kandidat das Assessment Center (AC) nicht.

Ein Leser in unserem Online-Karriereforum möchte wissen, worauf er in einem Assessment Center achten muss und wie er Fettnäpfchen vermeidet.

Foto: Herbert Wittemer, msg

Herbert Wittemer, Personalchef vom Münchner IT-Dienstleister msg systems hat ein paar Tipps parat, um das Assessment Center erfolgreich zu bestehen:

"1. Recherchieren Sie zum Unternehmen und zum Job: In der Vorbereitung kann man vieles (richtig) machen. Kenntnis von Produkten, Historie, Kultur der Firma und der Branche ingesamt wie wirtschaftliche Situation, Schlüsselfaktoren, Wettbewerber kann sehr hilfreich sein. Versuchen Sie sich vorzustellen, wie der Job in der Praxis konkret ist. Wie läuft ein üblicher Arbeitstag ab, was sind die Aufgaben, was wird von den Mitarbeitern erwartet? Vielleicht können Sie sich hier bei Freunden oder in einem sozialen Netzwerk erkundigen.

2. Wählen Sie die passende Kleidung: Rufen Sie im Zweifel einfach bei der Personalabteilung an. Bei der Gelegenheit können Sie vielleicht auch gleich etwas über das Assessment Center in Erfahrung bringen. Wichtig: Wenn Sie zum ersten Mal einen Anzug beziehungsweise ein Kostüm anhaben (damit sind Sie in der Regel auf der sicheren Seite) probieren Sie das vorher aus, um sich beim AC darin nicht unwohl zu fühlen.

1. Nicht mauern!
Ein Anzug allein macht noch keine Karriere. Dennoch hilft ein attraktives Design der persönlichen Benutzeroberfläche in vielen Lebenslagen. Also: Öffnen Sie sich für den Gedanken, dass neben Wissen und Können auch der Auftritt zählt. Selbstvermarktung ist eben nicht nur etwas für Marketing-Leute. Einem Techniker vertraut der Kunde generell schon - einem gut gekleideten erst recht. Warum also auf diese Form der Kundenbindung verzichten?
2. Nicht verkleiden!
Ein Programmierer im Brioni-Anzug würde nur Kopfschütteln hervorrufen. Um ein attraktives Erscheinungsbild abzugeben, kommt es darauf an, die eigene Persönlichkeit attraktiv zu präsentieren. Optische Brüche vermeidet man am besten, indem man seinen eigenen Stil findet - jenseits von Sportsocken und Funktionsjacke. Statt des Anzugs überzeugt an manch einem Kollegen vielleicht eher die Kombination dunkle Jeans plus Hemd (und Sakko). Wer keine Krawatten mag, greift möglicherweise zum dunklen Rollkragenpullover plus Anzughose.
3. Achtung, Details!
Oft sind es Kleinigkeiten, die das Outfit stimmig erscheinen lassen - oder die es zerstören. So sollte etwa das Muster der Krawatte den Gesamteindruck der Kleidung unterstützen (also mit Hemd und Sakko harmonieren). Ansonsten besteht die Gefahr, dass vom Träger nur der "lustige" Schlips in Erinnerung bleibt. Der Gürtel sollte zu den Schuhen passen. Also bei beidem entweder zu braun oder zu schwarz greifen, nicht mischen. Wichtig: Das richtige Schuhwerk kann oft über topp oder Flop entscheiden. Teure Treter entpuppen sich häufig als gute Investition, weil sie etwa in Besprechungen ein Blickfang sind. Nicht akzeptabel sind Sneakers und ungeputzte Schuhe - egal welcher Art.
4. Keine Hektik!
Auch wenn Einkaufen nicht zu Ihren Hobbys gehört: Lassen Sie sich beim Einkleiden unbedingt genug Zeit. Vielleicht hilft Ihnen Ihre bessere Hälfte oder eine Freundin bei der Beratung. Dann sind Sie nicht allein dem Urteil des Verkäufers ausgeliefert - und Ihrem eigenen. Probieren Sie verschiedene Stücke an, nur so lässt sich herausfinden, was wirklich zu Ihnen passt. Ein Jackett darf nicht bei der kleinsten Bewegung kneifen. Und Frauen sollten nur dann Highheels tragen, wenn sie darauf auch problemlos laufen können.
5. Strategisch anziehen!
Man zieht sich nicht für den Job an, den man hat, sondern für den, den man anstrebt. Schließlich sind auch (Personal-)Chefs Augenmenschen. Wer also eine Stelle als Pre-Sales-Chef anstrebt, sollte nicht in ausgeleierten Pullis und Jeans rumlaufen. Denn so wird ihm kaum eine Position mit Kundenkontakt zugetraut. Man muss den Rucksack ja nicht gleich gegen eine Aktentasche aus Krokoleder eintauschen. Aber vielleicht tut es auch eine Schulterumhängetasche in gedeckter Farbe. Und was spricht dagegen, sich bei den Outfits von Kollegen oder Geschäftspartnern etwas abzuschauen? So bekommt man neue Ideen frei Haus geliefert, ohne gleich Modeprospekte wälzen zu müssen. Schließlich hat man Wichtigeres zu tun.

3. Seien Sie pünktlich: Banal aber dennoch manchmal falsch gemacht: Planen Sie für die Anreise ein, dass alle Risiken eintreten können und Sie dennoch pünktlich sind - ohne müde oder gehetzt zu sein. Falls Sie um die Ecke wohnen: Nicht direkt aus dem Bett ins AC fallen. Treffen Sie sich mit einem Freund oder Bekannten zum Frühstück, um Geist und Mundwerk in Gang zu bringen.

4. Legen Sie sich eine Selbstpräsentation zurecht: In den meisten AC müssen sich die Teilnehmer persönlich vorstellen. Überlegen Sie vorher, was Sie über sich erzählen wollen, was könnte die Zuhörer (also die anderen Kandidaten und die Personaler oder Führungskräfte) interessieren - privates, Ausbildung, Beruf, Ziele. Legen Sie sich dies auch sprachlich zurecht und üben Sie das vor Bekannten. Noch besser: Machen Sie auch eine Selbstkontrolle mittels Video oder Webcam. Aber nicht auswenig lernen, denn Ihre Selbstpräsentation muss zur konkreten Situation passen. Oft stehen als Medien Flipchart und Tafel zur Verfügung. Wer im Umgang mit diesen Medien nicht geübt ist, sollte dies vorher unbedingt nachholen.

5. Und der wichtigste Tipp: Seien Sie authentisch und bleiben Sie es das ganze AC über! Zur Hälfte, wenn nicht mehr, kommt es auf persönliche Kompetenzen an. Fachliche Qualifikation können die Entscheider aus Zeugnissen ablesen und die Ergebnisse aus IQ-Tests dienen nur als zusätzliche Info im Auswahlprozess. Verhalten Sie sich aktiv im AC. Nicht die Ellenbogen ausfahren, aber auch nicht in die Defensive geraten. Seien Sie kooperativ und konstruktiv in der Gruppe.