IFPI: "Gefühl für den Wert der Musik geht verloren"

26.04.2007 von Markus Pilzweger
14,44 Milliarden Songs haben die deutschen PC-Besitzer derzeit auf ihren Rechnern gespeichert - im Vorjahr waren es noch weniger als 9 Milliarden. Das ist das Ergebnis der aktuellen Brennerstudie der GfK, die die IFPI, der Interessenverband der Phonoindustrie, soeben veröffentlicht hat. "Intelligente Aufnahme-Software" (zum Beispiel Clipinc), rückt ebenfalls ins Blickfeld des Industrieverbands.

Alljährlich untersucht die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) das Brennverhalten der Bundesbürger. Heraus kommt die so genannte "Brennerstudie", die die Industrie in erster Linie dazu nutzt, für schärfere Vorgehensweisen in Sachen Kopierschutz und Urheber-Vergütung zu argumentieren.

Die Kernergebnisse der Studie in der Kurzzusammenfassung:

Laut GfK ist der Anteil derjenigen Personen über 10 Jahre, die Musik auf ihrem Rechner speichern, von 31 im Jahr 2006 auf 37 Prozent gestiegen. Im Schnitt sind 614 Titel gespeichert, woraus sich hochgerechnet 14,44 Milliarden Songs ergeben. Laut IFPI kommen dazu noch weitere 2 Milliarden Titel auf MP3-Playern sowie 128 Millionen Songs auf MP3-fähigen Handys hinzu - damit kommt die IFPI auf insgesamt 16, 6 Milliarden Musiktitel.

Die Anzahl der gebrannten Rohlinge nahm insgesamt ab (die Zahl der abgesetzten Rohlinge wird bei der Untersuchung mit der Anzahl der tatsächlich gebrannten gleichgesetzt). Laut Studie wurden im Jahr 2006 464 Millionen CD-Rohlinge sowie 267 Millionen DVD-Medien bespielt. Im Vorjahr waren es noch 594 Millionen CDs und 247 Millionen DVDs. Beliebtester Inhalt (Mehrfachnennung war möglich) war laut den Befragten Musik (68 Prozent), gefolgt von Fotos/Videos (61 Prozent) und Daten (50 Prozent). Erst auf Platz 4 folgen Spielfilme mit 20 Prozent.

Daraus ergibt sich laut GfK, dass im Jahr 2006 47 Prozent aller gebrannten CDs mit Musik bespielt waren, bei DVDs waren es 10 Prozent. In Zahlen ausgedrückt wurden also 244 Millionen CDs und 31 Millionen DVDs mit Musik bespielt. Um einen Vergleich mit den Verkaufszahlen normaler Musik-CDs herstellen zu können, werden die DVDs auf Grund der höheren Kapazität kurzerhand mal 7,8 genommen (242 Millionen "CD-Äquivalente"), woraus sich in der Summe 486 Millionen CDs ergeben. An herkömmlichen Musik-CDs wurden im Jahr 2006 rund 150 Millionen Stück verkauft.

Tauschbörsen weiter beliebt

Insgesamt wurden laut Studie im vergangenen Jahr 465 Millionen Musiktitel legal/illegal aus dem Netz heruntergeladen. Dies entspricht einem Rückgang um 9 Prozent. 42 Prozent aller "Downloader" gaben dabei an, auch kostenpflichtige Angebote zu nutzen.

80 Prozent der Befragten gab dabei an, Musik über Tauschbörsen herunter zu laden (Vorjahr 81 Prozent), 14 Prozent (15 Prozent) besorgten sich kostenlose Titel - etwa freie Songs von Künstlern über deren Homepage - und 6 Prozent kauften bei kostenpflichtigen Download-Portalen ein (4 Prozent).

So genannte "intelligente Aufnahme-Software", die automatisch Web-Radiosendungen aufzeichnet, ist der Industrie schon länger ein Dorn im Auge, erstmals wurden nun Daten für diesen Bereich abgefragt.

So nutzten 2,7 Prozent der Bevölkerung derartige Software, am aktivsten ist dabei der Personenkreis zwischen 20 und 29 Jahre. Nicht abgefragt wurde, wie viele Titel die Anwender über diese Programme aufgenommen haben.

IFPI befürchtet Wertverlust

Auf Grund der rasant wachsende Zahl der gespeicherten Musiktitel befürchtet die IFPI einen Wertverlust der Musik: "Weil eine Festplatte immer das gleich wiegt - egal ob 100, 1.000 oder 10.000 Musikdateien darauf gespeichert sind - geht schleichend das Gefühl für den Wert von Musik verloren“, sagte Michael Haentjes, Vorsitzender der Deutschen Phonoverbände, anlässlich des Tages des geistigen Eigentums am Donnerstag. "Die fortschreitende Digitalisierung kreativer Inhalte wie Musik, Filme oder Bücher erfordert dringend eine Neubewertung des Urheberrechts. Vom Kopieren können Künstler nicht leben, deshalb brauchen wie eine breite Debatte zum Schutz geistigen Eigentums in der digitalen Welt", so Haentjes weiter.

Auf den Web-Seiten des Verbands finden Sie Auszüge der Brennerstudie im PDF-Format.