IFA: Ricke will mit Preissenkungen aus der Krise

31.08.2006
Die Deutsche Telekom reagiert auf den harten Wettbewerb in Deutschland mit einer Preis- und Produktoffensive.

Die Preise sollen dafür um bis zu 30 Prozent sinken, kündigte Vorstandschef Kai-Uwe Ricke am Donnerstag auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin an. Kern der Strategie sind Bündelangebote von Handy-Telefonie, Festnetz, Internet sowie Unterhaltungsinhalten.

Das Top-Management der Telekom bei der IFA-PK.

"Wir werden unsere Marktanteile und Umsätze im Inland noch konsequenter verteidigen", kündigte Ricke an. Zugleich beteuerte er, dass der Konzern nicht der "billige Jakob" werden wolle. Wichtig seien auch Qualität und Service. Darüber könne die Telekom die Erosion im Festnetzgeschäft stoppen, sagte T-Com-Chef Walter Raizner.

Für die Bündelangebote sollen die vor allem auf Privatkunden fokussierten Sparten T-Mobile und T-Com künftig enger zusammenarbeiten. "T-Com und T-Mobile gehen erste Schritte in das Segment Quadruple Play: Mobil- und Festnetztelefonieren, Breitbandsurfen und Entertainment von einem Anbieter", sagte Ricke. Für 81 Euro im Monat könnten die Kunden unbegrenzt ins deutsche Festnetz und ins T-Mobile-Netz telefonieren und unbegrenzt das Internet nutzen. Ein wichtiger Baustein bei Rickes Strategie ist das neue Hochgeschwindigkeitsnetz VDSL, mit dem die Grundlage für Fernsehen über das Internet gelegt werden soll. Die Preisspanne für die Tarife liegt bei 81 bis 91 Euro.

Experten weiterhin kritisch

Trotz der Preisnachlässe zeigten sich Experten kritisch. "Die Vergünstigungen sind positiv, allerdings sind die Tarife immer noch zu unübersichtlich", sagte Martin Gutberlet von der Marktforschungsgesellschaft Gartner. Zudem hätte die Telekom stärker ihre exklusiven Inhalte wie die Übertragung von Spielen der Fußball-Bundesliga in der Vordergrund stellen müssen. "Das sind wirkliche Unterscheidungsmerkmale zu den Wettbewerbern."

Mit der Offensive tritt Ricke auch der Kritik an seiner Führung des Konzerns entgegen. Auf Grund der schwachen Entwicklung der Telekom in Deutschland war in Medienberichten über eine vorzeitige Abberufung spekuliert worden.

Ricke wies die Kritik zurück: Man dürfe nicht kurzfristig handeln, sondern müsse mittel- und langfristig planen. "Der bequeme Weg ist nicht immer der richtige", sagte Ricke, dessen Vorstandsvertrag im November zur Verlängerung ansteht. Am Freitag und Samstag will er dem Aufsichtsrat seine neue Strategie erläutern. Zu Details machte der Manager keine Angaben. Als sicher gilt aber, dass die Zusammenarbeit zwischen den Sparten besser werden soll.

Massiver Wettbewerbsdruck

Mit den neuen Tarifen will die Telekom dem Umsatzrückgang im deutschen Festnetz- und Mobilfunkgeschäft entgegenwirken. In den vergangenen Monaten hatte das Unternehmen den Wettbewerbsdruck massiv zu spüren bekommen. So entwickelten sich das Handy- und Festnetzgeschäft rückläufig. T-Com verlor in der ersten Jahreshälfte eine Million Kunden. Profitiert haben vor allem die Wettbewerber, die mit Bündelangeboten bei den Kunden punkten konnten. Die Telekom sah sich hingegen durch die verzögerte Übernahme der Internettochter T-Online behindert.

Der Druck auf die Telekom wird sich durch den Einstieg von Vodafone D2 und O2 noch einmal verstärken. Die beiden Unternehmen bringen im Oktober ebenfalls ein Bündel von DSL und Handy auf den Markt - und das zu günstigeren Konditionen als die Telekom. O2-Chef Rudi Gröger will mit seinem DSL-Angebot in den ersten Monaten über 100.000 Kunden gewinnen. Vodafone will noch mehr Kunden einsammeln. (dpa/tc)