IDS Scheer plant Software auf SAP-Technologiebasis

02.09.2005
Der Spezialist für Geschäftsprozess-Optimierung will mit Applikationen auf Basis von SAPs Enterprise Software Architecture (ESA) wachsen.

Um neue Umsatzquellen zu erschließen, plant IDS Scheer die Entwicklung eigener Anwendungen: "In zwei Jahren werden wir definitiv ein Softwareanbieter im Business-Application-Bereich sein", sagte Vorstandschef Helmut Kruppke gegenüber der computerwoche. Inhaltlich unterscheide sich das neue Angebot nicht vom bisherigen Kerngeschäft des Unternehmens: "Wir machen nur spezifische ‘Aris’-Prozessmodelle zu Geld, indem wir Software daraus generieren."

Möglich werde der strategische Schwenk durch die neue Enterprise Software Architecture (ESA) des großen Partners SAP. Die Plattform rufe förmlich dazu auf, sich daran mit eigenen Programmen und Ideen zu beteiligen.

Augenmerk auf SCM

IDS Scheer zielt dabei vornehmlich auf Segmente, in denen bereits fundiertes Prozesswissen im Unternehmen vorhanden ist. Dies umfasse etwa das Supply-Chain-Management (SCM), wo die Saarbrücker den Walldorfer Konzern beim Bau des "APO"-Moduls unterstützt haben: "Es gibt genügend Felder, die wir bestellen können, weil die SAP dort keine vergleichbaren Angebote hat", so Kruppke.

Einen ähnlichen Ansatz wie SAP mit der ESA hatte IDS Scheer bereits 1997 verfolgt. Vor acht Jahren war unterhalb von Aris die Schicht "Aris Application" eingezogen worden - laut Kruppke eine frühe Form der heute von SAP angestrebten Business Process Platform. Die Idealvorstellung war, vorhandene Prozessmodelle einzubringen und daraus fertige Software zu generieren. "Damals haben wir den Aufwand für das System unterschätzt, er war schlicht zu groß für uns", konzediert Kruppke. Inzwischen errichtet SAP die Plattform und trägt den Entwicklungsaufwand, was den Partnern entgegenkommt. Je mehr Softwareanbieter auf der ESA aufbauen, desto stabiler und bedeutender wird das System im Markt.

Keine Angst vor Abhängigkeit

Eine Abhängigkeit von den Walldorfern befürchtet Kruppke nach eigenem Bekunden nicht: "Um unser Business-Modell zu leben, brauchen wir die SAP nicht. Aber gemeinsam mit ihr können wir zehnmal so viele Kunden wie mit unserer eigenen Organisation erreichen." Zudem, so gibt sich der Manager zuversichtlich, "werden wir auch unseren Nicht-SAP-Markt weiter stärken". Beispielsweise verhandelt das Unternehmen über eine Partnerschaft mit Microsoft zur Integration von Aris mit dem "Biztalk"-Server. Auch zu IBMs "Websphere" gibt es Schnittstellen.

Aris und Netweaver im Verbund

Die größten Hoffnungen ruhen aber auf einer engen Zusammenarbeit mit SAP. Nächstes Jahr soll eine tief integrierte Version von Aris und "Netweaver" auf den Markt kommen. Dementsprechend optimistisch ist der Chef von IDS Scheer für die Zukunft. Durch die Allianz mit SAP öffne sich für das Unter- nehmen "ein Scheunentor", hinter dem sich viele neue ge- schäftliche Möglichkeiten verbergen. (ajf)