Sun-Gründer Andy Bechtolsheim

"Ich brauche die intellektuelle Stimulation der Innovation"

07.04.2010 von Manfred Bremmer
Mit dem kleinen Netz-Startup Arista Networks tritt Sun-Gründer und Milliardär Andy Bechtolsheim noch einmal gegen die Großen der Branche an. Mit der COMPUTERWOCHE sprach der 54-Jährige über seine Motivation.

CW: Herr Bechtolsheim, Sie haben sich gleich in mehrfacher Hinsicht einen Namen gemacht: Als Sun-Gründer, als Serial Entrepreneur und als Venture Investor, der Ende der 70er Jahre in die USA zog und dort großen Erfolg hatte…

Keine Lust auf Rente: Andreas von Bechtolsheim hätte sich schon vor 20 Jahren zur Ruhe setzen können, seitdem gründet er immer wieder Unternehmen.


Bechtolsheim: Mein Timing war sehr gut. Ich bin genau zur Entwicklung der Microprozessor-Systeme in den Vereinigten Staaten angekommen und habe damit mein Glück gemacht. Ein paar Jahre früher wäre es zu früh gewesen, und ein paar Jahre später wäre es schwer gewesen, in dieses Geschäft hineinzukommen.

CW: Und wie wären damals die Chancen für eine Karriere in Deutschland gewesen?

Bechtolsheim: Ich wollte auf alle Fälle in die Staaten, weil dort das Zentrum der Computerentwicklung war. Sicher gab es hier noch Siemens oder Nixdorf, aber ich konnte mir eine Karriere in Deutschland in diesem Bereich nicht vorstellen. Dazu kam, dass die Firmengründung in den USA viel leichter ist als in Deutschland, weil der Heimatmarkt sehr viel größer ist und eine einheitliche Gesetzgebung und Besteuerung hat. Das ist nach wie vor in Europa denkbar schwieriger.

CW: In diesem Zusammenhang hat sich ja inzwischen mit der Europäischen Union einiges getan…

Bechtolsheim: Die gemeinsame Währung ist ein Fortschritt, aber die einzelnen Länder sind nach wie vor gesetzlich und steuerrechtlich getrennt. Mein Wunsch für Europa ist, dass die Fusionierung noch viel stärker vorangetrieben wird. Das wäre sehr wichtig für Firmen, die heute noch einen großen Overhead haben, weil sie in jedem Land Betriebsprüfer brauchen und separate Steuerabrechnungen machen müssen. Das kostet eine Menge Geld, das man sinnvoller investieren könnte.

von Bechtolsheim und der Reiz des Gründens

CW: Sie haben ja nicht nur Sun mitgegründet, sondern auch andere Unternehmen, zum Beispiel vor kurzem Ihre neue Firma Arista Networks. Was reizt Sie am Gründen - finanziell betrachtet, könnten Sie sich ja längst zur Ruhe setzen?

Bechtolsheim: Ich muss nicht arbeiten, um Geld zu verdienen. Ich hätte mich auch schon vor 20 Jahren in den Ruhestand begeben können. Aber so ein Leben ist nicht interessant. Ich brauche die intellektuelle Stimulation der Innovation, die es am besten in einer neuen Firma gibt. Im Moment geht es darum, wie wir bessere Produkte im 10-Gigabit-Ethernet-Markt bauen - ein Markt, der in den nächsten paar Jahren auf neun Milliarden Dollar Umsatz wachsen wird. Das Thema der Innovation ist immer wieder eine neue Herausforderung: Was ist die beste neue Technologie, die wir einsetzen können, um in diesem Markt zu gewinnen. Das sorgt bei mir für einen Adrenalinstoß.

CW: Trotz Ihrer vielen Projekte hatten Sie zu Ihrer ersten Gründung Sun eine ganz besondere Beziehung, Sie bezeichneten die Company öfter sogar als Ihr "Kind". Dieses ist letztendlich in den Brunnen gefallen…

"Die beste Zeit von Sun waren die ersten 15 Jahre": Andy von Bechtolsheim (zweiter von rechts)1982 im Kreis der Sun-Gründer, rechts neben ihm der langjährige Sun-Chef Scott McNealy.
Foto: Sun Microsystems Inc.


Bechtolsheim: Die beste Zeit von Sun waren die ersten 15 Jahre, als Sun mit offenen Schnittstellen und Open Source die ganze Computerbranche renoviert hatte. Damals gab es viel Wachstum und Innovationen. Leider hat es Sun nicht geschafft, in der zweiten Phase mit Linux preislich mitzuhalten, und damit gab es kein Happy End. Jetzt wird Sun Oracle helfen, bessere Datenbank-Server zu bauen.

CW: Besser sieht die Bilanz bei Ihrem Google-Investment von 100.000 Dollar im Jahr 1998 aus?

Bechtolsheim: Ja, das war eine gute Investition. Für mich ist das Erstaunlichste an Google, wie erfolgreich sie das Geschäft ausgebaut haben und wie viele Innovationen sie auf den Markt gebracht hat. Firmen wie Google und Apple sind bewundernswert in ihrer Fähigkeit, neue Ideen in die Tat umzusetzen. Davon kann man viel lernen.

Andy Bechtolsheim

  • 1955 am Ammersee geboren.

  • 1976 Master in Informatik an der Carnegie Mellon University, Pittsburgh.

  • 1982 Gründung von Sun Microsystems gemeinsam mit Scott McNealy, Vinod Khosla und Bill Joy.

  • 1985 Vice President Technology von Sun.

  • 1995 Weggang von Sun und Gründung von Granite Systems.

  • 1996 Vice President of Engineering bei Cisco nach Granite-Übernahme.

  • 2001 Gründung von Kaelia.

  • 2003 Senior Vice President von Sun nach Kaelia-Übernahme.

  • 2008 nach Weggang von Sun Chief Development Officer und Chairman von Arista Networks.