Sony zu Android 4.0

"Ice Cream Sandwich macht Smartphones fett und träge"

07.04.2012
Nach Meinung der Entwickler von Sony Mobile Communications ist das neue Betriebssystem von Google mit Vorsicht zu genießen.

Nicht alle Besitzer eines Android-Smartphones werden damit ihre Freude haben, erklärt das Unternehmen in seinem Entwicklerblog. Denn Android 4.0 ICS sei ressourcenhungriger bei Speicher, CPU und Datenverbrauch. So benötigen nach Erkenntnissen der Entwickler viele Apps etwas mehr Arbeitsspeicher bei Android 4.0 Ice Cream Sandwich als bei Android 2.3 Gingerbread. So zum Beispiel der Browser, der bei ICS zwischen 20 und 30 Megabyte mehr besetzt.

Das ist eine Menge, wenn man die typischen 512 Megabyte Arbeitsspeicher ansetzt, mit denen viele Smartphones ausgeliefert wurden, die Android 2.3 Gingerbread installiert hatten. Erschwerend kommt laut Sony hinzu, dass rund ein Drittel des Arbeitsspeichers für feste Funktionen wie etwa die Kamera reserviert sind, weitere 340 Megabyte für den Linux-Kernel. Anderen Anwendungen bleibe dann nur ein Rest von knapp 54 Megabyte.

ICS
Android 4.0 - Ice Cream Sandwich
Android 4.0 aka Ice Cream Sandwich führt die OS-Versionen für Smartphones und Tablets wieder zusammen.
Lockscreen
Der neue Lockscreen..
Lockscreen mit Kamera und Notifications
iOS lässt grüßen: Über den Lockscreen können Nutzer nun direkt auf die Kamera springen oder die Benachrichtungsleiste herunterziehen.
Face Unlock
Alternativ zur PIN-Abfrage kann die Entsprerrung auch über eine Gesichtserkennung erfolgen.
Homescreen
Neue Homescreen-Ordner erlauben es dem Nutzer, Apps und Verknüpfungen logisch zu sortieren.
Zuletzt benutzt
Die Liste der zuletzt benutzten Anwendungen macht Multitasking einfacher
All Apps
Ebenfalls neu: Der All Apps Launcher...
Kalender-Widget
und in der Größe veränderbare Widgets (hier die Terminansicht).
Eingehenes Telefonat
Auf eingehende Telefonate kann man nun auch via Text (SMS) antworten.
Verbrauchsanzeige
Neue Tools erlauben eine bessere Kontrolle der Datennutzung.
Kontakte
Kontakte und Profile sind in Apps...
Google Mail
.. E-Mail und sozialen Netzen integriert.
Browser
Der überarbeitete WebKit-Browser speichert Seiten offline und zeigt optional die Desktop-Version von Webseiten an.
Tabbed Browsing
Außerdem wird das Surfen mit bis zu 16 offenen Tabs unterstützt.
Rechtschreibprüfung
Die neue Texteingabefunktion beinhaltet nun eine Rechtschreibprüfung.
Text to Speech
Android 4.0 bringt auch eine verbesserte Spracheingabe für Diktate etc..
Screenshots
Mit Android 4.0 kommen On-Device-Screenshots nun endlich auch auf Smartphones.
Kamera
Die Kamera-App wurde um eine Reihe neuer Features erweitert, darunter schnelle Auslösung, Panorama-Aufnahmen, Bildstabilisator und Gesichtserkennung.
Bilder bearbeiten
Bilder können in der App bearbeitetet ...
Bilder teilen
...und mit anderen geteilt oder in sozialen Netzen veröffentlicht werden.
Android Beam
Nutzer entsprechender Android-Geräte mit NFC können Inhalte durch Berühren austauschen.

Auch die Hardware-Beschleunigung trägt ihren Teil zum Verstopfen des Speicherplatzes bei, so Sony weiter. Sie ermöglicht, dass die Grafikkarte einen Teil der Benutzeroberfläche berechnet, was die Reaktionsgeschwindigkeit des Systems verbessern soll. Allerdings müssten Anwendungen dafür zusätzliche Grafikbibliotheken in den Arbeitsspeicher laden, was den Speicherverbrauch nochmals erhöhe. Die Hardwarebeschleunigung leere darüber hinaus in einigen Fällen den Akku schneller. Das sei besonders beim Abspielen von Videos zu beobachten, wo bei aktivierter Beschleunigung jedes Bild nochmal durch den Grafikchip geleitet wird, was den Stromverbrauch erhöhe.

Sony Xperia Ray: Wer ist schuld? Google oder die magere RAM-Ausstattung von Sony?
Foto: Sony

In einigen Fällen kann die Hardware-Beschleunigung und der damit einhergehende Abruf zusätzlicher Software auch einen umgekehrten Effekt haben und die Geschwindigkeit des Systems bremsen, etwa beim Starten von Anwendungen. Aber es gibt noch eine weitere Änderung, die sich negativ auf die Systemgeschwindigkeit auswirkt, so Sony. Die Android-Entwickler bei Google haben sich entschieden, Teile des Datenbank-Managements aus dem Linux-Kernel auf die übergelagerte Java-Schicht zu heben. Abfragen bei der SQL-Datenbank dauern daher nach Tests von Sony länger, was zahlreiche Anwendungen bremst. Das sei insbesondere beim Start einer App erkennbar, wenn viele Zugriffe auf die Datenbank erforderlich seien.

Sony rät deshalb allen Besitzern eines Xperia-Smartphones von 2011, sich das Update auf Android 4.0 ICS gründlich zu überlegen. Android 2.3 Gingerbread laufe stabil, schnell und gehe im Zweifel sparsamer mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen um. Das Unternehmen liefert das Update für erste Modelle wie das Xperia Arc S oder das Xperia Ray ab Mitte April aus. Weitere Modelle folgen Ende Mai, Anfang Juni. Android 4.0 wird aber nicht als Direkt-Download auf das Handy angeboten, sondern muss über den PC installiert werden. Sony möchte damit verhindern, dass der Nutzer das neue System unüberlegt aufspielt.

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