Preisvergleiche

IaaS rechnet sich nur manchmal

02.12.2015 von Werner Kurzlechner
Studien zeigen, dass interne Ressourcen durchaus günstiger sein können als IaaS. Und Forrester warnt vor Veränderungen in der Strategie von Salesforce.
  • Die IaaS-Preisunterschiede sind zwischen den Anbietern beträchtlich
  • Der Nutzungsgrad ist der primäre Kostentreiber
  • Die Preise von proprietären Codes und Open Source unterscheiden sich kaum
  • Salesforce wird vermutlich ab 2017 profitabel werden müssen
Die zentrale ISG-Aussage in der Übersicht: Im Fallbeispiel liegt die IaaS-Nutzung bei 55 Prozent unterhalb der Kosten für die eigene IT.
Foto: ISG Research

Beim Cloud Computing, so tönt es unüberhörbar, sollten die Flexibilitäts- und Skalierbarkeitspotenziale im Vordergrund stehen, nicht krude Kostensenkungshoffnungen. Dennoch: Selbstverständlich ist die Reise in die Wolke immer auch mit preislichen Überlegungen verbunden. Und das Thema Cloud Pricing bleibt in der Praxis ziemlich komplex. In jüngster Zeit beleuchteten drei Studien dieses Feld und liefern CIOs nützliche Einblicke in aktuelle Entwicklungen. Der Fokus der drei Untersuchungen ist dabei grundverschieden: Die Analysten der Information Services Group (ISG) nehmen die Public Cloud ins Visier, 451 Research zielt auf die Private Cloud, Forrester Research setzt sich mit der Strategie von Salesforce.com auseinander.

Richtschnur bei 55 Prozent Nutzung

Die ISG-Studie liefert sogar eine leicht fassbare Richtgröße für die Public Cloud-Nutzung, die sich selbstredend verkompliziert, wenn man die zu Grunde gelegten Annahmen aufdröselt. Gesendet wird folgende klare Botschaft: Im Vergleich zur Nutzung interner Ressourcen lohnt sich Infrastructure-as-a-Service (IaaS) nur dann, wenn die Nutzungsquote bei höchstens 55 Prozent liegt. Der Grund dafür ist die nutzungsabhängige Preisberechnung. Wenn es bei der Cloud-Nutzung keine Pausen gibt, zahlen die Kunden schlichtweg mehr.

ISG stellt fest, dass der monatliche Preis für die beispielhaft gewählte Konfiguration zwischen den Anbietern signifikant variiert. Analysiert wurden Amazon Web Services, Google Cloud Platform, Microsoft Azure und IBM SoftLayer. Bei durchgängiger Nutzung beträgt der Preisunterschied zwischen der günstigsten und der teuersten Variante laut Studie 35 Prozent.

Welcher Anbieter wo auf der Preisskala zu finden ist, verrät die Studie nicht. Den Anwendern wird aber klar dazu geraten, die möglichen Kosten genau unter die Lupe zu nehmen. Darüber hinaus konstatiert ISG, dass der günstigste Anbieter in Abhängigkeit vom Nutzungsniveau wechsle. Die Preisschere unter den Providern klaffe bei 100 Prozent-Nutzung doppelt so weit auseinander wie bei 50 Prozent-Nutzung, heißt es in der Studie.

Wann interne IT-Kosten geringer ausfallen

"Die internen IT-Kosten fallen im Vergleich zur Public Cloud signifikant geringer aus, wenn die Nutzung der Cloud-Instanzen hoch ist", so ISG. Um das genau zu fassen, schieben die Analysten eine Definition ein: Eine Cloud-Instanz sei eine virtuelle Maschine, die aus einer spezifischen Zahl an CPUs und einer ebenso festgelegten Menge an RAM zusammengesetzt sei; die Cloud-Instanzen-Nutzung sei der Prozentsatz an Zeit, in der die Instanz läuft und in der Gebühren für den Provider anfallen. Liegt die Nutzungsquote für die in der Fallstudie gewählte Konfiguration bei 100 Prozent, so liegen laut Studie die internen IT-Kosten um 32 Prozent unter dem günstigsten IaaS-Angebot.

"Die Nutzung ist der primäre Kostentreiber in der Public Cloud, aber Konfigurationen und Features spielen ebenfalls eine wichtige Rolle", heißt es in der Studie. Im gewählten Beispiel habe der Break-Even-Punkt bei 55 Prozent gelegen, aber dieser Punkt könne sich bei anderen Konfigurationen und bei anderen zum Teil vom einzelnen Provider abhängigen Optionen dramatisch verschieben.

Die Konfiguration des ISG-Fallbeispiels sieht so aus:

Cloud Price Index

Die ISG-Studie zeigt also klar, dass die Public Cloud nicht per se die IaaS-Kosten senkt. Der "Cloud Price Index (CPI) - Private Edition" von 451 Research wartet mit einer höchst überraschenden Erkenntnis im Segment Private Cloud auf: Eine kleinschalige Private Cloud, die auf kommerzieller, proprietärer Orchestrierungs-Software etwa von VMware oder Microsoft beruht, kostet je Virtual Machine-Stunde nur rund 0,02 US-Dollar - sprich 2 Cent - mehr als die Open Source-Variante aus dem OpenStack-Kosmos.

Preisunterschiede pro Stunde im Centbereich

Ein zweiter Aspekt kommt hinzu: Ein unterstütztes OpenStack-Plattform-Angebot kostet ebenfalls nur 2 Cent pro VM-Stunde mehr als eine Do-It-Yourself-Wolke auf OpenStack-Basis. Der Kostenaufschlag auf den Code mit Eigentumsrechten gegenüber dem freien Code falle alles in allem geringer aus als gedacht.

"Die Niveaugleichheit des Preise zwischen proprietären und Open Source Cloud-Orchestrierungs-Plattformen ist insgesamt eine gute Nachricht für die Anwender", schlussfolgern die Autoren Owen Rogers, William Fellows und Al Sadowski. "Sie können die Orchestrationsschicht und den Anbieter auswählen, der am besten zu ihren spezifischen technischen und geschäftlichen Anforderungen passt - ohne den Preis als großen Faktor." Anders gesagt: Es gibt gar keinen Grund, wegen der Kosten Abstriche bei der Qualität zu machen.

Allerdings bedeutet das laut 451 Research auch, dass keine Anzeichen für einen Preiswettkampf der Anbieter in diesem Bereich bestehen. Fallende Preise sind also nicht zu erwarten. Der geringe preisliche Abstand zur selbstgebauten Private Cloud deute aber darauf hin, dass das Preisniveau insgesamt ziemlich fair sei. Für Anwender, die nicht in den Komplexitäten von OpenStack untergehen wollen, seien Managed Services ebenfalls ein Option, so die Analysten.

CIOs und Consultants über Cloud-Marktplätze
Cloud-Marktplätze
Die Deutsche Börse hat im Mai 2015 einen herstellerneutralen Cloud-Marktplatz eröffnet. Der Business Marketplace der Deutschen Telekom ist bereits am Start. Wir haben CIOs und Consultants gefragt, wie sie die Chancen von Cloud-Marktplätzen in Deutschland einschätzen.
Andreas Miehle, CIO bei der Constantia Flexibles Group
Andreas Miehle, CIO bei der Constantia Flexibles Group aus Wien, sagt: "Ich nutze Cloud-Marktplätze und halte das für eine gute Idee, Firmen, Menschen und Ideen zusammen zu bringen. Das ganze Thema steckt noch in den Kinderschuhen und leidet - wie es bei neuen Technologien häufig der Fall ist - an der Verschlossenheit und mangelnder Vision potenzieller Marktteilnehmer." Trotzdem zeigt er sich optimistisch: "Diese Cloud-Marktplätze werden sich bestimmt durchsetzen. In anderer Definition gibt es ja bereits etablierte Lösungen in geschlosseneren Formen. Daher sehe ich hier keine grundsätzliche Neuerung, sondern viel mehr eine Prozessverbesserung dank neuer Technologien."
Constantia Flexibles Group
Über Bedenken in puncto hohem Integrationsaufwand, Datensicherheit oder zu geringem Bedarf sagt Miehle: "Diese Art von Gründen wird immer dann angeführt, wenn man neue Technologien verhindern will und diese Zeiten sollten eigentlich vorbei sein. Fakt ist jedoch, dass man in seiner Applikationslandschaft immer Altsysteme mit sich herumschleppt, die für neue Technologien ungeeignet sind. Wann die Wechselkosten mögliche Vorteile rechtfertigen, muss man natürlich vorab prüfen."
Rolls-Royce Power Systems
Dietmar von Zwehl ist CIO bei Rolls-Royce Power Systems. Er sagt: "Wir nutzen aktuell private Clouds und halten Ausschau (konservativ) nach public Clouds. Security ist ein zentraler Faktor."
Karsten Leclerque, PAC
Für Karsten Leclerque, Principal Consultant Outsourcing & Cloud bei PAC (Pierre Audoin Consultants), sind die verschiedenen Marktplätze kaum vergleichbar, weil sie sehr unterschiedliche Ansätze verfolgen. Was sie eint, ist das Kundenversprechen der einfachen Nutzung von Lösungen ohne Vorabinvestition.
Aufwand für den Anwender
Nach Beobachtung von Leclerque verlangen Cloud-Marktplätze dem Anwender zumindest derzeit noch einiges ab. Das gilt etwa für die Integration. „Oft werden Insel-Lösungen nebeneinander angeboten, ohne dass Kompatibilität der Angebote untereinander gewährleistet ist“, sagt er. „Ebenso unterscheiden sich die Vertragsmodalitäten, etwa bezogen auf die Abrechnung der SaaS- und IaaS-Bestandteile, oder bezüglich der End-to-End-Verantwortung gegenüber dem Kunden.“
Daniel Just, Sopra Steria
Daniel Just, Outsourcing-Experte bei Sopra Steria Consulting, sagt: "Die Digitalisierung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens benötigt immer flexiblere Infrastrukturleistungen. Getrieben durch disruptive Technologien sowie den Einzug des Internets in immer mehr Produkte, ist eine permanente digitale Innovation erforderlich. Um in diesem dynamischen Umfeld die Übersicht zu behalten und eine möglichst optimale Entscheidung für einen Partner zu treffen, werden Cloud-Marktplätze zunehmend wichtiger werden. Da standardisierte Infrastrukturleistungen bald als reine Commodity wahrgenommen werden, sollte eine solche Plattform für den Kunden einen Mehrwert zum Beispiel in Form von Applikations- bzw. Softwareleistungen bieten."
Voraussetzung für den Erfolg
Weiter sagt Daniel Just von Sopra Steria: "Dazu wird es von großer Bedeutung sein, dass ein nachhaltiger Marktplatzanbieter ein möglichst umfassendes und bedarfsorientiertes Angebot in der geforderten Menge, Zeit und größtmöglichen Nutzen vermitteln kann."
Integrationsprojekte ad absurdum geführt
Sopra Steria-Experte Daniel Just führt aus: "Der Vorteil der schnellen und barrierefreien Implementierung von IaaS, PaaS und auch SaaS Lösungen führt zu einer Vielzahl von Applikationen und Services die sich jeweils in einem Silo befinden und nicht oder nicht nahtlos miteinander kommunizieren können. Bei der Einführung von Cloud-Lösungen muss man sich also bewusst machen, dass eine Verlagerung von Applikationen in die Cloud einer Integration von Unternehmensapplikationen entgegenwirkt, d.h.: Die Integrationsprojekte, die in den letzten 15 Jahren durchgeführt wurden, um Informationssilos aufzubrechen, werden durch die Cloud-Lösung ad absurdum geführt."
Integration jedes Mal neu herstellen
Weiter erklärt Daniel Just von Sopra Steria: "Anwendungsfälle wie zum Beispiel der kurzfristige Zukauf von Rechnerleistung, etwa für eine zeitlich befristete Kampagne, lassen sich durch Cloud-Marktplätze sicher gut abdecken. Allerdings ist dafür die Integration zu den führenden, also datenenthaltenen Systemen jedes Mal neu herzustellen. Ein relativ hoher Aufwand, der angemessen zum Nutzen sein muss."
Matthias Kraus, IDC
Laut Matthias Kraus, Research Analyst bei IDC, sind Cloud-Marktplätze insbesondere für Mittelständler interessant: "Mit der zunehmenden Nutzung unterschiedlicher Cloud-Services adressieren Cloud-Marktplätze den Bedarf der Anwenderunternehmen: Transparenz, einen Vertragspartner und eine zentrale Management-Plattform für unterschiedliche Cloud-Services. Cloud-Marktplätze sind insbesondere für mittelständische Kunden interessant, denn ihnen fehlt es oftmals an Ressourcen, Tools und Erfahrung. Insgesamt befinden sich die Marketplaces aber noch in einer frühen Phase."
Anwender eingelocked
Weiter sagt Matthias Kraus von IDC: "Bei herstellergebunden Markplätzen befürchten die Anwender einen Vendor Lock-In. Der technische Integrationsaufwand stellt die größte Herausforderung dar. Die Cloud-Marketplaces müssen hier erst noch den Beweis antreten, wie sich die herstellerunabhängige Verknüpfung mit der On Premise-Umgebung der Anwenderunternehmen, aber vor allem der schnelle Wechsel zwischen verschiedenen Cloud Services in der Praxis effizient realisieren und managen lässt."
Matthias Wendl, Capgemini
Matthias Wendl ist Senior Consultant, CIO Advisory Services bei Capgemini Consulting. Seine Einschätzung: "Für sogenannte Commodity-Dienstleistungen wie Infrastruktur-Services (IaaS), dazu zählen Storage oder CPU/Rechenpower, sehe ich da durchaus einen Markt. Die großen Vorteile hierbei sind eine kurzfristige Skalierbarkeit und die on-demand Abrechnung (pay-per-use). Anwendungsfälle sind zum Beispiel zusätzliche Test-Server, oder zusätzliche Rechenleistung für einen Webshop zu Spitzenzeiten. Ein weiterer Anwendungsfall sind abgrenzbare Software as a Service Angebote (SaaS) wie z.B. Kommunikationslösungen oder Projektmanagement Software, die nicht aufwändig integriert werden müssen."
Die Standort-Frage
Über die Knackpunkte sagt Wendl: „Für alle Fälle, in denen der Service mit der vorhandenen Anwendungslandschaft interagiert, ist immer ein gewisser Planungs-, Auswahl- und Integrationsaufwand zu berücksichtigen. In Punkto Datensicherheit sind andere Punkte wichtig, wie bestehende Zertifizierungen, der Standort und die Größe des Cloudanbieters sowie seiner Rechenzentren und vor allem die Art der Datenübermittlung.“
Holger Röder, A.T. Kearney
Holger Röder, Partner bei A.T. Kearney, sagt über Cloud-Marktplätze: "Der Cloud-Providermarkt ist sehr intransparent und proprietär, also stellenweise wenig effizient. Auf der anderen Seite wird „Infrastructure as a Service“ (IaaS) erst langsam in Zentraleuropa etabliert, gewinnt aber zunehmend an Größe."
Frage der Definition
Holger Röder von A.T. Kearney nennt jedoch Schwierigkeiten: "Die Integration und Sicherheit von Clouds lassen sich durch geeignete Konzepte in den Griff bekommen. Es stellt sich jedoch die Frage – da es bei der Börse um strukturierte Produkte geht – welcher Anteil des Cloud-Marktes strukturierbar ist (Definition eindeutiger Produkte beziehungsweise Services) und damit handelbar. Gefühlt ist das nur die Spitze des Eisberges, da vieles was unter Cloud (insbesondere der sogenannten „private Cloud“) läuft, sehr unternehmensspezifisch und „Neuverpacktes“ ist. Interessant ist, dass sich Service-Marktplätze rund um typische Cloud-Rechenzentren (zum Beispiel eShelter und Interxion in Frankfurt) sehr gut entwickeln und damit den CIOs viel mehr Flexibilität für die Gestaltung ihres Operating Models geben – insbesondere Zugang zu knappen Know-how-Ressourcen rund um Digitalisierung."
Sebastian Paas, KPMG
Sebastian Paas, Partner CIO Advisory Service bei KPMG, erklärt: „Der Handel mit IaaS-Leistungen wird sicherlich zunehmen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass gerade kleine und mitteständische sowie Unternehmen, die ein hohes Unternehmenswachstum erwarten, interessant ist. Oft sogar Bestandteil deren Wachstumsstrategie. Auf der anderen Seite sind die Anbieter von IaaS-Leistungen häufig hochmoderne Rechenzentren, die es auszulasten gilt."
Peter Wirnsperger, Deloitte
Peter Wirnsperger, Partner Cyber Risk Services bei Deloitte, sagt: "Cloud-Marktplätze werden auf jeden Fall eine wichtige Option darstellen, wo effizient und kostengünstig Ressourcen gesucht und kurzfristig eingesetzt werden sollen. Der Bedarf an schnell verfügbaren und einfach nutzbaren Infrastrukturservices ist groß und wird noch weiter ansteigen, was auch das Wachstum der bestehenden Cloud-Player zeigt."
Detaillierte Bewertung
Peter Wirnsperger von Deloitte schränkt jedoch ein: "Sicherlich sind die Lösungen nicht für alle Bereiche anwendbar. Aber überall, wo Geschwindigkeit, Speichermenge und Verfügbarkeit in der Breite eine Rolle spielen, sind sie eine gute Alternative. Bei kritischen Informationen und komplexen Anwendungen muss man im Detail bewerten, ob und wie die Services nutzbar sein können. Aus Kostengesichtspunkten lohnt es sich auf jeden Fall die Ansätze im Detail zu bewerten."

Forrester blickt auf die Strategie von Salesforce.com

Forrester Research beleuchtet nicht alleine die Preispolitik, sondern die Gesamtstrategie von Salesforce.com. Der Cloud-Anbieter mischt aktuell die Szene auf und buhlt mit klaren Wachstumszielen auch verstärkt um Unternehmen als Kunden. Das eigene Umsatzziel von 10 Milliarden US-Dollar im Jahr wird wohl bald erreicht, die 20 Milliarden-Grenze hat der Anbieter mittelfristig im Visier. Günstig im Vergleich zur Konkurrenz ist Salesforce und zweifelsohne innovativ. Aber inwieweit eine Option für CIOs?

Die Forrester-Analysten warnen unter dem Strich davor, zu leichtfertig auf den Zug aufzuspringen. CIOs sollten sich zunächst über die Geschäftsstrategie von Salesforce klar werden, fordern die Studienautoren. Auf Grundlage seiner Lösungen aus dem Bereich Customer Relationship Management (CRM) habe sich Salesforce einer "Growth First"-Strategie verschrieben, so Forrester.

Im Kern ging es bisher darum, zu wachsen und Marktanteile zu gewinnen - der Profit war bislang sekundär. Die Salesforce-Kunden profitieren so von hohen Investitionen in Forschung und Entwicklung, Support, Sales und Marketing.

Ab 2017 werden Shareholder Gewinne einfordern

"Aber ab 2017, wenn sich das Umsatzwachstum wahrscheinlich verlangsamen wird, werden die Shareholder unserer Ansicht nach beginnen, neben Wachstum auch Gewinne einzufordern", so Forrester. Salesforce werde dann die Größe seiner Deals ausweiten müssen. Neue Produktkategorien wird es dann nach Einschätzung der Analysten geben.

Moderate Änderungen der Preispolitik zu erwarten

Das ist für CIOs einerseits gut zu wissen, denn CRM alleine wird nicht ausreichen, um ein Business-Partner von Rang zu sein. Allerdings werde das Paket aus zum Teil akquirierten, zum Teil selbst entwickelten Produkten vermutlich nur zum Premium-Preis zu haben sein. Auch mit moderaten Veränderungen der Preispolitik insgesamt sei zu rechnen. "CIOs müssen sich entscheiden, inwieweit sie Salesforce als strategischer Plattform für ihre Business-Technologie vertrauen", heißt es in der Studie. "Und sie müssen die tatsächlichen Kosten eines Commitments auf breiter Basis verstehen."

Die IT-Chefs sollten diesen Anbieter laut Forrester nicht als Verkäufer von Punktlösungen betrachten, sondern als potenziellen strategischen Provider. Es spreche nichts dagegen, die guten Salesforce-Produkte wie Sales Cloud und Service Cloud zu nutzen - aber man sollte sich andere Optionen auch im CRM-Segment offen halten.

Die Gesamtkosten ansehen

Lizenz-Deals sollten nach Forrester-Einschätzung auf höchstens drei Jahre begrenzt werden und Kostengrenzen enthalten. Die Fachbereiche reagierten häufig euphorisch auf die Transparenz des nach Usern berechneten Preismodells von Salesforce. CIOs sollten hier Aufklärungsarbeit leisten: "Addieren sie die Kosten für Anpassung, Integration, Datenmigration, Betrieb und Lizenzen für Dritte, um das realistische Bild zu zeigen."

Ratsam sei im Falle einer strategischen Zusammenarbeit außerdem, Kernfunktionen an weitere Partner zu vergeben. Gerade in Bereichen wie Integration, Analyse, Reporting, Anpassungsentwicklung und Storage seien andere Produkte günstiger und transparenter hinsichtlich der Gesamtkosten.