IT-Architektur nach Bedarf

Hyper Converged Infrastructure ist mehr als nur ein Hype

26.07.2016 von Markus Härtner
Hyperkonvergente Infrastrukturen werden zunehmend eingesetzt, um Anwendungen schneller, agiler und effizienter bereitzustellen.

Selbst die großen Player in der IT-Branche beginnen damit, sich mit dem Thema Hyperconverged Infrastructure zu beschäftigen. Schließlich kaufen immer mehr Kunden entsprechende Lösungen, um die virtualisierte Bereitstellung von Unternehmensapplikationen wie Microsoft Exchange oder VDI zu verbessern.

Diese benötigen die gleichen Services zur Gewährleistung von Sicherheit, Verfügbarkeit und Performance wie in herkömmlichen Rechenzentrums-Infrastrukturen. Doch bislang gab es kein integriertes Angebot dafür. Hyperkonvergente Infrastrukturen lösen dieses Problem.

Was bedeutet Hyper Converged Infrastructure?

Worum handelt es sich bei dem Begriff überhaupt? Hyperkonvergenz bedeutet eine Erweiterung der konvergenten Infrastruktur, bei der Rechen-, Server-, Speicher-, Netzwerk-Ressourcen und Software zusammen auf Standard-Hardware betrieben werden. Dabei handelt es sich in der Regel um Systeme von unterschiedlichen Unternehmen, die speziell aufeinander abgestimmt entwickelt wurden.

Das meist modulare System ist auf horizontale Skalierbarkeit (Scale-Out) ausgelegt. Statt dem Hinzufügen einer einzelnen neuen Komponente lässt sich ein ganz neues Modul nutzen, um das gesamte System zu beschleunigen. Hyperkonvergenz unterstützt dabei zusätzliche Funktionen wie Wide-Area-Network-(WAN-)Optimierung, Software-Defined-Networking (SDN)-Technologie und Daten-Deduplizierung.

Gartner: 10 Technologie-Trends für 2016
10 Technologie-Trends für 2016
Welche Trends prägen IT und Technik im kommenden Jahr – diese Frage beantwortet jetzt der US-Marktforscher Gartner in dem Papier „Gartner identifies the top 10 strategic technology trends for 2016“.
1. Endgeräte-Mischmasch
Gartner fasst unter diesem Punkt die wachsende Menge mobiler Geräte zusammen. Es geht dabei nicht nur um Smartphone und iPad, sondern auch um Wearables (etwa zum persönlichen Gesundheits-Management), klassische Consumer-Geräte und Devices für das vernetzte Zuhause sowie Geräte im Zusammenhang mit dem Internet der Dinge. Aufgabe von Anbietern jeglicher Services und Gadgets ist es, die Interoperabilität dieses Mischmasch zu ermöglichen.
2. Erfassung der unmittelbaren Umgebung
Die Welt ist immer weniger, was sie scheint – beziehungsweise die IT verändert die Wahrnehmung dieser Welt in Richtung Augmented Reality und virtuelle Welten. Noch aber stehen der genussvollen Nutzererfahrung Medienbrüche im Wege. Unter den unabhängigen Software-Vendoren werden sich bis 2018 die durchsetzen, die diese Medienbrüche am besten kitten können.
3. 3D-Druck
Längst geht es bei 3D-Druck nicht mehr nur um Dinge wie Ersatzteile für Maschinen. Tüftler sprechen bereits von biologischem Material wie etwa menschlicher Haut, die per 3D-Druck hergestellt werden kann. Gartner erwartet im allerdings schwammig formulierten Segment „3D-druckfähige Materialien“ bis 2019 ein jährliches Wachstum von 64 Prozent.
4. Ordnung in der allumfassenden Information
Inhaltliche Daten etwa aus Dokumenten, Audiodaten, Videodaten, Daten von Sensoren – die ganze Welt wird datentechnisch erfasst, aber noch fehlen Menschen, die diese Daten in nützliche Zusammenhänge setzen. Diese Menschen brauchen semantische Tools. Gartner schreibt „Information of Everything“ bereits als eine Art neuer Strategie aus, die dieses Thema angehen wird.
5. Lernende Maschinen
In seinen „Robotermärchen“ schreibt der polnische Autor Stanislav Lem über die Urweltmaschinen, die die denkenden Maschinen erzeugten, die wiederum die gescheiten Maschinen erzeugten bis zu den vollkommenen Maschinen. Gartner scheint einer ähnlichen Logik zu folgen. Smarte Maschinen werden das klassische Computing hinter sich lassen und mittels Deep Neural Nets (DNN) selbstständig lernen können.
7. Lernfähige Sicherheitsarchitekturen
Während CIOs zunehmend Cloud nutzen und offene Schnittstellen schaffen, um Partner, Lieferanten und Kunden besser zu integrieren, schläft auch die Hacker-Branche nicht. In Sachen Security müssen sich Unternehmen lernfähiger zeigen.
8. Lernfähige System-Architekturen
Was für die Sicherheits-Architekturen gilt, betrifft auch die System-Architekturen. Gartner schreibt von neuro-morphologischen Architekturen, die das Zusammenspiel all der Hardware (stationär und mobile) und den Daten von Sensoren und aus anderen Quellen ermöglichen soll. CIOs werden verstärkt mit Field-programmable Gate Arrays (FPGAs) operieren. Salopp formuliert: Die IT-Systeme gleichen sich immer stärker der Funktionsweise eines menschlichen Gehirns an.
9. App und Services-Architekturen
Die Zeit monolithischen Anwendungs-Designs ist vorbei. Die Architektur der Zukunft orientiert sich an Apps und Services. Sie funktioniert Software-definiert und soll dadurch mehr Agilität und Flexibilität ermöglichen. Stichworte sind hier Microservices und Container.
10. Plattformen für das Internet der Dinge
Die genannten neuen Architekturen erfordern neue Plattformen, das Internet der Dinge steuert weitere Anforderungen bei. CIOs müssen ihre aktuellen Plattformen überprüfen, was keine leichte Aufgabe sein wird, so Gartner. Denn: Der Anbietermarkt für geeignete Plattformen ist schwer zu durchschauen, von Standardisierung kann bei diesem ganzen Thema noch keine Rede sein. Vor 2018 wird das auch nicht besser, schätzt Gartner.

Welche Vorteile bietet HCI

Der große Vorteil einer hyperkonvergenten Infrastruktur liegt darin, dass sich sämtliche Elemente von einem einzigen Punkt aus verwalten lassen. Damit können Unternehmen das Management der virtualisierten Umgebung deutlich vereinfachen. Zudem werden die Prozesse schneller, agiler und effizienter. Im Vergleich zu herkömmlichen Virtualisierungstechnologien ermöglicht Hyperkonvergenz nämlich eine noch höhere Abstraktion von Software und Hardware und damit noch effizientere Virtualisierungsmöglichkeiten. Damit lassen sich wiederum Unternehmensanwendungen schneller und höher skalierbar bereitstellen.

Denn Hyperkonvergenz besitzt enorme Skalierungsmöglichkeiten und kann mehrere tausend virtuelle Anwendungen gleichzeitig bearbeiten. Dadurch stehen sie ohne Latenzprobleme genau dann zur Verfügung, wenn sie benötigt werden. Doch Mitarbeiter möchten nicht nur sofort auf benötigte Applikationen zugreifen, sondern mit jedem beliebigen Gerät von jedem Ort aus. Das bedeutet, dass Dienste für die Bereitstellung von Anwendungen beispielsweise auch höhere Verfügbarkeit, Geschwindigkeit, Lastenausgleich und viele weitere Aspekte bieten müssen, ohne dabei die Sicherheit zu beeinträchtigen. Dies ermöglichen hyperkonvergente Infrastrukturen ebenfalls - zu geringeren Gesamtkosten.

Konkrete Anwendungsbeispiele für HCI

Tatsächlich haben hyperkonvergente Infrastrukturen den Status als Hype-Thema inzwischen verlassen und werden zunehmend in der Praxis genutzt. Die sofort einsetzbaren Lösungen zur Integration von Server, Storage, Netzwerk und Virtualisierung in eine einzige Plattform mit zentralem Management lassen sich in verschiedenen Bereichen verwenden.

Zum Beispiel können Web-Scale IT-Methodiken zur Entwicklung, Installation und Verwaltung von Infrastrukturen damit in einer Weise genutzt werden, die sich auf jede benötigte Größe skalieren lässt, basierend auf den Anforderungen des Unternehmens oder der Märkte. Web-Scale-Lösungen senken dabei die Kosten der Rechenzentrums-Infrastruktur, ermöglichen die einfache Bereitstellung neuer Lösungen, reduzieren den Technologie-Aufwand und verbessern die Skalierbarkeit.

Viele Kunden wählen hyperkonvergente Infrastrukturen zur Implementierung von VDI-Lösungen wie VMware Horizon, da sie schnellere und einfachere Installation, voraussagbare Skalierung und geringere Kapitalausgaben bieten. Durch einfache Plug-and-Play-Anwendungen sparen sie damit Zeit und Geld, da sie nur die exakte Anzahl an Geräten kaufen, die sie benötigen.

Unternehmen suchen auch zunehmend nach Möglichkeiten für Deployment und Skalierung kritischer Tier-1 Applikations-Workloads wie Microsoft Exchange oder Microsoft SharePoint. Hyperkonvergente Lösungen bringen die Vorteile in den Bereichen Kosten, Skalierbarkeit und Agilität von Web-Scale-IT zu den Enterprise-Anwendungsumgebungen. Hyperkonvergente Infrastrukturen bieten auch eine aktive Lösung für Disaster Recovery (DR), die von Grund auf für virtuelle Workloads entwickelt wurde. Sie eignen sich zur Gewährleistung der Business Continuity und sind dabei äußerst anpassungsfähig, günstig, hochperformant und einfach zu implementieren.

Fazit

Lösungen auf Basis einer hyperkonvergenten Infrastruktur bietet aktuell nahezu jeder bekannte IT-Infrastruktur-Hersteller an. Diese Systeme werden die herkömmlichen IT-Silos ablösen, in denen bislang Netzwerke, Server und Speicher unabhängig voneinander betrieben werden. Dabei sollten Unternehmen aber bedenken, dass eine schnelle, agile Bereitstellung von Anwendungen nur ein Teil der Antwort auf aktuelle und künftige Anforderungen darstellt. Sie müssen auch die richtigen Anwendungen bereitstellen, die Mitarbeiter zur effizienten Erledigung ihrer Aufgaben benötigen. Nur dann können hyperkonvergente Infrastrukturen auch die Vorteile bringen, die sie versprechen. (hal)