HVB streicht die IT zusammen

02.01.2006
Die Verschmelzung der Hypovereinsbank-Töchter HVB Info und HVB Systems könnte 600 von 1800IT-Mitarbeiter den Job kosten.

Die HVB Info GmbH beschäftigt rund 600, die HVB Systems GmbH etwa 1200 Mitarbeiter. Nach Informationen der computerwoche haben die bevorstehenden Entlassungen nichts mit der Zusammenführung beider Gesellschaften zu tun, sondern mit den Zielen, die die HVB-IT im Zuge des Mergers der Hypovereinsbank mit der Unicredito Italiano bekommen hat. "Wir müssen einen wesentlichen Teil der Entlassungen tragen, die im Zuge der Fusionspläne der italienischen mit der deutschen Bank genannt wurden", hieß es aus bankinternen Kreisen.

Die Unternehmen hatten bereits bekannt gegeben, dass rund jeder zehnte Arbeitsplatz in der gesamten Gruppe Unicredito/HVB wegfallen wird. Von den etwa 26000 Mitarbeitern, die hierzulande bei der HVB arbeiten, sollen demnach mehr als 4000 entlassen werden.

Um den Zusammenschluss von HVB Info und HVB Systems so schnell wie möglich zu bewerkstelligen, wurde nun ein Projektteam geformt. Dort herrscht die Meinung vor, dass solch ein Zusammenschluss keinesfalls vor Mitte 2006 zu realisieren ist. Das Topmanagement hingegen würde die Fusion "am liebsten morgen erledigt wissen, spätestens aber Ende März oder Anfang April 2006", berichtete die interne Quelle. Um am Ende des Jahres 2006 eine einzige Bilanz für das fusionierte Unternehmen aufstellen zu können, soll der Merger offiziell zum 1. Januar 2006 rückwirken.

Fragwürdiges Konstrukt

Der Zusammenschluss der beiden IT-Gesellschaften der bayerischen Bank scheint nach den Informationen nicht grundsätzlich auf Ablehnung zu stoßen. Sowohl in der HVB Systems als auch der HVB Info gibt es Stimmen, die sagen, die IT der beiden Firmen sei ohnehin so verzahnt, dass es nicht recht klar sei, warum die HVB ihre IT in zwei Firmen organisiert habe.

Allerdings sei der Zeitpunkt der Ver- quickung unglücklich. Von jetzt an seien die Mitarbeiter auf die Zusammenführung der beiden HVB-Einheiten fixiert. Dabei müssten sie ihr Augenmerk eigentlich auf die Fusion mit der Unicredito-Bank richten.

Im Zuge dieses Mergers gebe es die Order, auf eine einheitliche Systembasis umzustellen, was allein schon eine Herkules-Aufgabe darstelle.

In dem durch den Zusammenschluss von HVB Info und HVB Systems geformten Unternehmen soll der jetzige Chief Operating Officer (COO) der HVB, Matthias Sohler, als Verantwortlicher für den Global-Banking-Service im Vorstand agieren. Sohler war erst im November 2005 als COO in den Vorstand der HVB aufgestiegen. Dort verantwortet er die Ressorts IT und Operations. Schon zuvor leitete er als Bereichsvorstand diese Segmente.

Nach etwa einem Jahr soll es laut den jetzigen Plänen allerdings eine Verschiebung der Hierarchielinie geben. Dann dürfte Sohler an den CIO der Unicredito berichten. Bis es so weit ist, soll er in Deutschland eine Organisation eingeführt haben, die der italienischen möglichst gleicht. In diesem Sinn sei der jetzige HVB-COO von den italienischen Kollegen instruiert worden, sagte der Informant.

Neuer Chef für Ruf und Bauer

In dem entstehenden Firmengebilde aus HVB Info und HVB Systems wird es eine für den IT-Betrieb zuständige Sparte geben. In dieser werden im Wesentlichen die Funktionen der HVB Info GmbH zusammengeführt, die derzeit von Gabriele Ruf als Geschäftsführerin geleitet wird. Daneben soll eine Sparte Anwendungen etabliert werden, in der sich die HVB Systems wiederfindet. Hier leitet derzeit Margit Bauer die Geschäfte. Aus beiden jetzigen GmbHs werden Querschnitts- und Stabsfunktionen wie beispielsweise Controlling und Finanzen, aber auch technische Themen wie IT-Architekturen herausgezogen und in einer Geschäftsführung verankert.

Dieser sollen Ruf und Bauer ebenso angehören wie Klaus Rausch, der in diesem Konstrukt als Sprecher der Geschäftsführung fungieren würde. Rausch ist erst seit Anfang Januar 2006 bei der HVB beschäftigt. Er war bislang bei der Landesbank Baden-Württemberg IT-Verantwortlicher.

Ein Insider in der Bank mit Münchner Hauptsitz sagte, die Tatsache, dass allein die IT der HVB 600 Entlassungen zu verkraften habe, sei "heftig". Die IT-Organisation der Unicredito und deren IT-Belegschaft seien zwar kleiner als die der HVB. Allerdings habe die Informatik der Bayern ihre Prozesse wesentlich stärker automatisiert. In den Filialen der Bank werde vieles elektronisch abgewickelt, was bei den Italienern noch von Hand erledigt wird. (jm)