FAQ

HTML5 - Fragen und Antworten

30.08.2011 von Simon Hülsbömer
Mit dem neuen Web-Standard HTML5 kommen jede Menge Anwenderfragen auf. Wir beantworten die zwölf wichtigsten.

1. Was ist HTML5?

HTML5 steht für Hypertext Markup Language 5 und ist die fünfte Version der Web-Auszeichnungssprache, mit der Websites sowohl programmiert, als auch untereinander verlinkt werden. Das neue HTML5 bietet nun auch viele der Features, die Webseitenbetreiber bisher nur in Flash umsetzen konnten - Audio, Video und interaktive Grafiken - von Haus aus, ohne dass lästige Nachinstallationen auf Seiten der Anwender nötig sind. Entwickelt wird HTML5 seit 2006 gemeinsam vom unabhängigen Standardisierungsgremium W3C (World Wide Web Consortium) und dem Industrieverband WHATWG (Web Hypertext Application Technology Working Group), dem unter anderem Vertreter von Mozilla, Opera, Google und Apple angehören.

2. Wann erscheint HTML5?

Erstmals in der Geschichte des W3C bekam ein HTML-Standard ein eigenes Logo.
Foto: W3C

Es gibt kein festes Releasedatum für HTML5. Die 5er-Version ist in etlichen Teilen ihrer Spezifikation bereits produktiv im Einsatz, gerade was die Auszeichnungs- und Multimedia-Fähigkeiten angeht. Andere, wie die FileAPI, stehen noch ganz am Anfang. Internen Aussagen aus dem Entwicklerkreis nach könnte es noch bis 2022 dauern, bis der Standard vollständig einsatzbereit ist.

3. Warum ist HTML5 so ein großes Thema?

Ist die Einbettung von Videos oder Geodiensten in Websites bislang nur über separate, weitgehend geschlossene Standards wie Flash möglich, lässt HTML5 die Entwicklung so genannter Rich Internet Applications (RIA) nun direkt im frei zugänglichen Quellcode der Seite zu. Internet-Inhalte wie E-Mails auch dann anzeigen zu können, wenn gerade keine Online-Verbindung besteht, ist nur eine von vielen weiteren Stärken des neuen Standards. Nicht zuletzt ist die Standardisierung der Website-Darstellung über alle Browser hinweg ein Grund, warum es sich lohnt, auf HTML5 zu setzen. Bislang überließ es die Auszeichnungssprache dem Endgerät, wie es bestimmte Elemente interpretiert; damit ist nun Schluss.

Making Apps Developer Days HTML 5

Making Apps Developer Days

HTML 5 heißt das Zauberwort für alle App-Entwickler, die OS-übergreifende Apps entwickeln wollen. Die Grundlagen dafür liefert Making Apps mit einem zweitägigen Entwicklerworkshop am 13./14. September in München.

Wann: 13.-14. September 2011, 09 - 18 Uhr. Das Programm finden Sie hier.

Referenten: Peter Kröner, Jochen Grochtdreis

Wo: Skylounge, München

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Tag 1: 199 Euro (zzgl. MwSt.)
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4. Welche Browser unterstützen HTML5?

Mit Canvas und Video, den wohl derzeit wichtigsten neuen HTML-Elementen, werden dynamische Grafiken, Videos und andere Medienformen in die Seite eingepflegt. Alle gängigen Browser - IE, Firefox, Opera, Chrome und Safari - unterstützen Canvas schon jetzt. Abweichungen gibt es lediglich in den unterstützten Videoformaten, was beispielsweise HD-Video und -Audio angeht. Hier haben Google Chrome (voller Support von H.264 und Ogg Theora) und Opera (voller Audiosupport) heute klar die Nase vorn - IE, Firefox und Safari hingegen noch Nachholbedarf. Auch die skalierbaren Vektorgrafiken, die durch das neue svg-Element realisiert werden, sind in Chrome und Opera am besten darstellbar. Das W3C bietet eine noch im Aufbau begriffene Übersichtsseite über alle aktuellen Browser-Releases und ihre Kompatibilität mit den HTML5-Elementen.

5. Was kann das Canvas-Element von HTML5 genau?

Wikipedia schreibt: "Das Canvas-Element ist Bestandteil von HTML5 und gestattet ein dynamisches Rendern von Bitmap-Grafiken. Ursprünglich von Apple als Bestandteil des Webkit entwickelt, ist es später von der WHATWG standardisiert worden. Canvas umfasst einen in HTML-Code mit Höhen- und Breiten-Attributen definierten Bereich, in den gezeichnet werden kann. Innerhalb von JavaScript stehen 2D-Zeichenfunktionen zur Verfügung, die dynamisch erzeugte Zeicheninhalte innerhalb des Canvas-Bereichs gestatten."

Unsere Definition geht ein wenig weiter: Mit dem Canvas-Element wird ein rechteckiger Bereich auf der Website erstellt, in dem JavaScript-Code eingebaut werden kann, um Bitmapgrafiken dynamisch zu rendern. Ursprünglich war HTML als reine Auszeichnungssprache gedacht, um Daten grafisch darstellen zu können. Die Umsetzung dieser Darstellung blieb dem Browser überlassen. Das jetzt direkt im Code implementierte Rendering bricht mit dem alten Prinzip. Vor allem für grafisch anspruchsvolle Webdesigner ist das Element eine gute Sache, weil sie es nun selbst in der Hand haben, wie bestimmte Seitenelemente aussehen sollen. Die Idee für das Canvas-Element stammt von Apple, das es ursprünglich in sein WebKit-Projekt eingebaut hatte.

Canvas lässt sich auch mit den neuen Video-, Audio- und SVG-Elementen kombinieren und ganz neue Möglichkeiten der Seitengestaltung zu - auf Wunsch komplett ohne Flash.

6. Was hat es mit der FileAPI von HTML5 auf sich?

Die FileAPI gliedert sich in zwei Objekttypen: FileReader und FileWriter. Beide Objekte greifen über die Browser-Sandbox hinaus auf die lokale Festplatte zu. Mit dem FileReader, der bereits seit einiger Zeit beispielsweise in Firefox implementiert ist, wird der Browser zu einer Art Explorer - statt einer Web-Adresse gibt der Anwender eine lokale Adresse an wie file://C: ein und landet im Verzeichnisbaum des C-Laufwerks. Der Sinn dahinter ist, dass einheitliche XML-http-Request-Anfragen in Zukunft weniger stark zwischen lokalen und serverseitigen Daten unterscheiden sollen - das Cloud Computing lässt grüßen.

Mit dem FileWriter lassen sich Daten direkt - auch aus dem Web - auf die Festplatte schreiben. Die API könnte unter anderem die Installation neuer Software stark vereinfachen. Zunächst wird ein Block mehrerer Bytes erstellt (Blob) und in ein FileWriter-Objekt umgewandelt. Anschließen können Rechte wie "append" oder "write" vergeben werden, die es dem Objekt erlauben, auf der Festplatte der Anwender zu wildern.

Da in diesem Teil der Spezifikation komplexe Sicherheitsaspekte eine übergeordnete Rolle spielen, sind die FileAPI-Details die mit am wenigsten bis noch gar nicht bereits ausgearbeiteten und umgesetzten HTML5-Neuerungen.

7. Was bringt HTML5 Neues in Bezug auf positionsbezogene Dienste?

Diese Neuerungen betreffen beispielsweise JavaScript-Funktionen, die es einem Web-Angebot ermöglichen, Längen- und Breitengrad des aktuellen Aufenthaltsorts des Anwenders zu bestimmen, sofern das eingesetzte Gerät über entsprechende Ortungssysteme verfügt. Das wäre auch ohne HTML5 möglich - mit der fast gleichzeitig stattfindenden Entwicklung von HTML5 und Geotargeting-Diensten ergab sich dem W3C aber die einfache Möglichkeit, eine Spezifikation für eine eigene Geolocation-API zu schreiben.

Firefox unterstützt das HTML5-Geotargeting bis auf die Abfrage der Meereshöhe schon ziemlich gut. In diesem konkreten Fall beträgt die Abweichung vom tatsächlichen Standort im innerstädtischen Gebiet aber immerhin noch rund fünf Kilometer.

In erster Linie für Smartphones und andere mobile Geräte gedacht, ist das JavaScript-Objekt "Navigator Geolocation" auch in vielen Desktop-Browsern bereits integriert - darunter Chrome (ab Version 5), Firefox (ab Version 3.5) und Internet Explorer 9. Da Geotargeting ein sensibles Feld ist, muss der Anwender jedoch erst zustimmen, bevor die erhobenen Daten vom Code weiterverarbeitet werden dürfen. Das Feature gibt mögliche Ungenauigkeiten bei der Koordinatenangabe gleich mit aus und zeigt zusätzlich an, wie stark die Abweichungen in der Angabe der Höhe über Normalnull sein könnten. "Navigator Geolocation" arbeitet mit den beiden Funktionen getCurrentPosition und watchPosition. Die erste findet den Standort heraus, die zweite überwacht ihn und stößt wiederum die erste Funktion an, sobald sich ein Wechsel ergibt.

Interessant sind diese Möglichkeiten besonders für mobile Geräte, die beispielsweise Informationen über das Wi-Fi-Netzwerk einholen können, um GPS-Daten zu ermitteln und an das Skript weiterzureichen. Ist der Rechner nicht in der Lage, sich selbst zu orten, wartet das Skript mit der Fehlermeldung POSITION_UNAVAILABLE auf.

8. Sollten Website-Betreiber jetzt auf HTML5 umstellen?

Ein kleines Pro-Argument für die Umstellung: Mit dem Attribut contenteditable="true" in Absatzelementen wie section lassen sich frei editierbare Seitenbereiche definieren. (Quelle: html5demos.com / Screenshot: CW)

Aus Kostensicht kommt es darauf an, wie Web-Entwickler Tobias Baldauf vom eco-Verband der deutschen Internetwirtschaft meint: "Das hängt vom Unternehmen ab. Für den, der ein großes Video-Portal betreibt, kann sich ein Umstieg auf HTML5 durchaus lohnen. Nicht, weil sich direkt Geld sparen lässt, sondern weil sich in den kommenden Jahren vermutlich mehr Entwickler finden werden, die HTML5 beherrschen, als solche, die mit ActionScript 3 gut umgehen können. Unternehmen, die sich stärker auf mobile Endgeräte mit plattformübergreifenden Angeboten spezialisieren, sparen mit HTML5 eher nicht." Was die Unterstützung auf breiter Front im Business-Umfeld angeht, ist ein Umstieg laut Baldauf aber noch zu früh: "Es macht für Unternehmen keinen Sinn, ihre web-basierenden Dienste schon jetzt auf HTML5 umzustellen, weil die Browser-Engines noch hinterherlaufen. Anbieter müssten derzeit immer zwei Varianten in petto haben: eine mit HTML5 und eine Alternative für alle Browser, die kein HTML5 verstehen. Das lohnt sich nicht. Momentan befindet sich HTML5 auf der 'Web-Developer-Spielwiese': Es gibt die ersten Websites und Projekte und seit neuestem auch ein schickes offizielles Logo. Marktreif ist der Standard aber noch nicht."

9. Was passiert mit XHTML?

Die HTML5-Spezifikation beschreibt zwei Syntaxen - HTML und XHTML. Die HTML-Syntax soll via Text/HTML-Medientypen ausgegeben werden, die XHTML-Syntax via Applikation/XHTML+XML-Medientypen Mit dem "Polyglot Markup" ist derzeit noch eine HTML-kompatible XHTML-Spezifikation in Arbeit, die beide Syntaxen unterstützt und alternativ via Applikation/XHTML+XML oder Text/HTML ausgegeben werden kann.

10. Welche neuen Elemente bietet HTML5 und welche alten fallen weg?

In der folgenden Tabelle finden Sie noch einmal alle neuen Elemente samt Beschreibung:

Die neuen HTML-Tags

<article>

Artikel

<aside>

Inhalt außerhalb des Seiten-Hauptinhalts

<audio>

Audio-Inhalt

<canvas>

grafisches Elements

<command>

Befehlsschaltfläche

<datalist>

Auswahlliste

<details>

Details eines Seitenelements

<embed>

Externer interaktiver Inhalt / Plug-in

<figcaption>

Beschreibung eines grafischen Elements

<figure>

Gruppe von Medienelementen und deren Beschreibungen

<footer>

Fußzeile eines Absatzes / einer Seite

<header>

Kopfzeile eines Absatzes / einer Seite

<hgroup>

Informationen über einen Absatz innerhalb eines Dokuments

<keygen>

Generiertes Schlüsselpaar innerhalb eines Formulars

<mark>

Hervorgehobener Text

<meter>

Messwerte aus einem vorgegebenen Messbereich

<nav>

Navigationselement

<output>

Verschiedene Arten der Ausgabe

<progress>

Fortschrittsanzeige einer beliebigen Operation

<rp>

Beschreibt, was Browser, die das <ruby>-Element nicht unterstützen, stattdessen anzeigen sollen (vergleichbar mit dem früheren <noframes>)

<rt>

Erklärung der Ruby Annotations

<ruby>

Ruby Annotation

<section>

Absatz / Artikelbereich

<source>

Medienquelle

<summary>

Kopfzeile eines <detail>-Elements

<time>

Datum / Zeit

<video>

Video

<wbr>

Möglicher / erlaubter Zeilenumbruch (für kleine Bildschirme etc.)

Übersicht: Was nicht mehr unterstützt wird

Und noch die Aufstellung der Elemente, die nicht mehr unterstützt werden:

Welche Tags HTML5 nicht mehr unterstützt

  • <acronym>

  • <applet>

  • <basefont>

  • <big>

  • <center>

  • <dir>

  • <font>

  • <frame>

  • <frameset>

  • <noframes>

  • <strike>

  • <tt>

  • <u>

  • <xmp>

11. Bedeutet HTML5 das Ende von Adobe Flash?

Tobias Baldauf sieht eine Zukunft für Flash.
Foto: Tobias Baldauf

Nein, sagt Web-Entwickler Tobias Baldauf: "Adobe hat sich in den vergangenen Jahren durch die weite Verbreitung des Flash Players einen guten Stand erarbeitet. Derzeit arbeitet das Unternehmen daran, Flash nicht nur für die bekannten Video- und Audio-Einbettungsfunktionen, sondern auch für Web-Applikationen nutzbar zu machen. Gerade der wachsende Mobile-Markt spielt Adobe in die Karten: Flash bietet die Möglichkeit, Programme zu entwickeln, die sich schnell auf alle mobilen Plattformen übertragen lassen. Das spart denen, die damit arbeiten, Entwicklungskosten und sichert Flash das Überleben."

12. Wann kommt HTML6?

Bisher wird nach Auskunft des W3C noch nicht an HTML6 gearbeitet. Zukünftige Anforderungen, die für HTML5 nicht mehr eingeplant sind, werden aber bereits unter dem Stichwort "HTML.next" gesammelt. Erste Arbeitsgruppen sollen sich demnächst zusammenfinden, um die Diskussionen über künftige Webstandards zu beginnen.

Alle weiteren Infos auf computerwoche.de

Alle technischen Neuerungen, Details und weiterführende Informationen zu HTML5 finden Sie in unserer fünfteiligen Artikelserie "HTML5 - was es kann":