HP sucht seine Rolle im Servicemarkt

10.10.2006 von Joachim Hackmann
HPs Anspruch als Komplettanbieter im Servicemarkt scheint sehr ambitioniert.

Der HP-Konzern schöpft seine Möglichkeiten im Servicegeschäft nicht aus. "Theoretisch verfügt HP über ein enormes Potenzial, die praktische Um- setzung ist aber schlecht", bemängelt Forrester-Analyst Pascal Matzke. Aufgrund ständiger interner Umorganisationen stehe sich das Unternehmen selbst im Weg. Die Vorteile des umfassenden Portfolios an Software, Hardware und Dienstleistungen habe HP bislang nicht in die Waagschale werfen können.

Viele gute Ideen

HPs Umsatz im Servicesgeschäft stagniert. Die Einnahmen stammen zum Großteil aus Wartungsaufträgen.

Angetan ist der Marktbeobachter aber von dem Adaptive-Enterprise-Konzept des Unternehmens. "HP versucht über dieses Modell, System-Management-Software und Itil-basierende Frameworks mit Services zu verknüpfen. Dadurch entsteht ein ganzheitliches Konzept für das On-Demand-Computing - da gibt es schon einige innovative Ideen", lobt Matzke. Der Anbieter müsse es allerdings schaffen, die einzelnen Komponenten zu verknüpfen und mit Dienstleistungen anzureichern.

Daran arbeitet HP, ist aber, so Matzke, noch nicht am Ziel. Sichtbar ist das Unternehmen im Servicemarkt vornehmlich im Niedrigpreissegment, also dort, wo die Menge über den Geschäftserfolg entscheidet. In diese Kategorie fallen etwa Wartungsdienste für die von der eigenen Hardware-Unit. Das Consulting-Geschäft ist im Vergleich zum Support- und Auslagerungsgeschäft noch klein. Immerhin wachsen die weltweite Consulting-Unit und das globale Auslagerungsgeschäft, zu dem auch die Übername von BPO-Diensten zählt, ordentlich (siehe Grafik).

Zumindest in Deutschland hat HP mit der Übernahme von Triaton, der IT-Ausgründung des Thyssenkrupp-Konzerns, einigen Boden gut gemacht. Deutschland ist Hauptsitz beziehungsweise Competence-Center der weltweiten SAP-Beratungs- und Integrationsmannschaft im Hause HP. "Vor der Triaton-Übernahme war die Serviceeinheit von HP in Deutschland wesentlich weniger sichtbar", bemerkt Tobias Ortwein, Geschäftsführer des Beratungshauses PAC, München. "Die Übernahme und der damit verbundene Outsourcing-Deal mit Thyssenkrupp hat HP in Deutschland die kritische Masse gebracht."

Glaubwürdigkeit gewonnen

Rund eineinhalb Jahre nach der Triaton-Übernahme scheint die Integration vollzogen. Der Markenname wurde gestrichen, von wichtigen Führungskräften hat man sich getrennt. Trotz eines von vielen Marktforschern als zu hoch kritisierten Akquisitionspreises hat sich der Deal für HP gelohnt: Der Anbieter hatte durch das Ende 2003 gescheiterten weltweite Desktop-Outsourcing-Vorhabens mit Daimler-Chrysler viel Renommee in deutschen Chefetagen verspielt. "Nach diesem Debakel musste HP einen deutschen Outsourcing-Deal erfolgreich betreiben, um die Glaubwürdigkeit in deutschen Anwenderunternehmen wieder zu gewinnen. Das ist mit dem Thyssenkrupp-Auftrag gelungen", meint Matzke.

Auch im BPO-Geschäft hat sich die Übernahme ausgezahlt. Während die weltweiten Aufträge für den Betrieb von Geschäftsprozessen langsam anlaufen, ist HP Deutschland dank Triaton zumindest im Markt für Services in Personalabteilungen (Human Resources) gut aufgestellt. Andere mit der Akquisition erworbenen Kapazitäten, etwa im Hosting und RZ-Betrieb, sind dagegen mittlerweile der Konsolidierung zum Opfer gefallen. "Davon hatte HP selbst genug, da hat man kräftig abgebaut", berichtet Matzke.

Unterm Strich scheint es so, als finde HP seine Rolle im Servicemarkt nur langsam. Einerseits beschwört das Unternehmen sein positives Image als Ingenieurs-Konzern und betreibt technische Dienstleistungen. In dieses Bild passt beispielsweise das Adaptive-Enterprise-Modell, in dem sich Hardware-, Software- und System-Management-Produkte sowie IT-Beratungs- und -Betriebsservices ergänzen. "HP stellt sich als Partner im IT-Umfeld auf", erläutert PAC-Analyst Ortwein. "Die klare Botschaft lautet: ,Wir begleiten die Anwender auf dem Weg zum Adaptive Enterprise mit einer standardisierten und flexiblen IT-Infrastruktur‘."

IT- und BPO-Partner

Andererseits passt es nicht ins Bild, dass HP gleichzeitig bei Beratung und Geschäftsprozess-Outsourcing mitspielen will. Hier ist das Image von HP Services weniger ausgeprägt. "Jeder IT-Dienstleister schielt zurzeit auf das BPO-Geschäft", kritisiert Ortwein. "HP hat das BPO als strategisches Geschäft definiert. Das passt nur bedingt zu der IT-Botschaft, mit der HP sich im Markt profilieren möchte."