Erster 802.11n-Access-Point vorgestellt

HP ProCurve will über Colubris in fremde Netze

11.11.2008 von Manfred Bremmer
Mit dem inzwischen integrierten WLAN-Spezialisten Colubris hofft HP ProCurve auch Kunden von konkurrierenden Netzausrüstern zu gewinnen.

Nachdem sich HP ProCurve lange dem Draft-WLAN-Standard 802.11n verweigert hatte, hat die Netzwerksparte von Hewlett Packard mit dem Kauf von Colubris die entstandenen Lücken im Portfolio schnell geschlossen. Auf einer Veranstaltung in London präsentierte die Company nun das kombinierte Portfolio in dem Bereich.

Carl Blume, Worldwide Director Mobility Solutions bei HP ProCurve.

"Obwohl kaum sechs Wochen seit der am 1. Oktober abgeschlossenen Übernahme vergangen seien, sind die beiden Unternehmen nun voll integriert", verkündete der frühere Colubris-Manager Carl Blume, der nun bei ProCurve die Position des weltweiten Leiters im Bereich Mobility Solutions inne hat. "Die Colubris MSM (Multi-Service Mobility) Hardware wird nun von Hewlett Packard gefertigt und die beiden Entwicklungs-Teams arbeiten zusammen."

Als Käufer der mehr als zwanzig hinzugekommenen Produkte visiert ProCurve dabei nicht nur eigene Bestandskunden an, die auf den bis zu 300 Mbit/s schnellen WLAN-Standard wechseln wollen. "Viele Unternehmen fügen später ein WLAN zu ihren drahtgebundenen Netzstruktur hinzu", erklärte Blume. Dank der Oberlay-Architektur von Colubris könnten sie die WLAN-Produkte dabei in jede Ethernet-Infrastruktur integrieren, egal, ob von ProCurve oder einem anderen Anbieter.

Erster 802.11n-Access Point von HP ProCurve: MSM410
Foto: HP Procurve

"Damit bietet sich für ProCurve eine günstige Eintrittsstrategie in Märkte, die aktuell von anderen Anbietern besetzt seien", fügt der Manager hinzu. Gleichzeitig profitiere Colubris von HPs weltweiten Vertriebskanälen bis hin zur Technology Solutions Group (TSG) und EDS, während ProCurve über Colubris besseren Zugang zu vertikalen Märkten erhält, wie das Bildungs, Gesundheits- und Transportwesen sowie Fertigung oder Service Provider.

Neben der deutlich verbesserten Vertriebssituation hofft Blume, dass sich die Colubris-Produkte auch wegen ihrer Technik beim Kunden durchsetzen. So würde der Traffic in WLAN-Netzen der Konkurrenten Cisco, Aruba und Meru durch einen zentralen Controller gesteuert, während MSM den Controller mit intelligenten Access Points (AP) kombiniert. Obwohl der Traffic damit zentral verwaltbar ist, können die MSM-APs den Datentransport direkt über das Edge leiten und die Last im Backbone somit verringern. Daraus ergebe sich ein besserer Durchsatz bei 11n-WLAN-Traffic und weniger Latency und Jitter - diese Faktoren bestimmen insbesondere die Qualität bei Voice via WLAN.

HP stellt ersten 802.11n- Access-Point vor

Als erstes neues Wireless-Produkt hat HP ProCurve nun den 802.11n-Access-Point "MSM 410" vorgestellt. Dabei handelt es sich um einen Single-Radio-AP für den Inneneinsatz, ohne sichtbare Antennen und bewusst unscheinbar gehalten (Diebstahlschutz). Mit einem Preis von knapp 500 Euro richtet sich das Produkt speziell an Kunden ohne höhere Ansprüche, die langsam zu einer 11n-Umgebung migrieren wollen, erklärt Blume. So unterstütze der AP zwar den gleichzeitigen Zugriff von 11a/b/g- und n-Clients. Da aber nur eine Frequenz (wahlweise 2,4 oder 5 Ghz) bereit steht, gehe die Performance in gemischten Umgebungen zurück.

Erkennt nun auch Colubris-MSM-Produkte: Die Netz-Management-Software ProCurve Manager.
Foto: HP Procurve

Gleichzeitig hat HP ProCurve seine Netz-Management-Software "ProCurve Manager" (PCM) aktualisiert - diese kann nun auch MSM-Hardware automatisch entdecken, abbilden, konfigurieren und zentral verwalten. Den Umstand, dass die Integration von MSM in den ProCurve Manager so schnell möglich war, führt Nick Hancock, Product Manager Emea, darauf zurück, dass beide Unternehmen auf offene Standards wie SNMP oder XML setzten. Weitere Integration ist geplant, unter anderem soll der PCM weitere Netzausrichtung erkennen, einschließlich Hardware von Drittanbietern. "Auf diese Weise kommen wir über die reine Wireless-Schiene beispielsweise in Cisco-Netze, um dort anschließend auch die drahtgebundene Infrastruktur mitzuverwalten", hofft Hancock.