Converged Infrastructure als Konzept

HP macht internen IT-Umbau zum Showcase

06.11.2009 von Jan-Bernd Meyer
Erklärt wird sie als Weiterentwicklung von Hewlett-Packards "Adaptive Infrastructure" - gemeint ist "Converged Infrastructure" wohl als Versuch, die Erkenntnisse aus HPs interner IT-Restrukturierung zu verkaufen.

Bei HP hatte CIO Randall Mott die unternehmensweite IT komplett renoviert, Altsysteme hinausexpediert und standardisierte eingesetzt (siehe CW 45, Seite 34). Er warf von 6000 Applikationen zwei Drittel hinaus und konsolidierte 85 Rechenzentren auf drei. Hierbei standen die Forderungen Vereinfachung, Modernisierung und Automatisierung der IT im Vordergrund.

Randall Mott ist CIO von HP weltweit. Sein rigoroses IT-Revirement im eigenen Unternehmen dient HP jetzt als Modell für das Verkaufskonzept "Converged Infrastructure".
Foto: HP

Der harte Schnitt, für den Mott zunächst einmal rund 2,5 Milliarden Dollar investieren musste, spart HP heute die Hälfte der früher pro Jahr fällig werdenden IT-Ausgaben. Außerdem hat er das Verhältnis der Ausgaben für Wartung/Support der IT zu den Investitionen in Innovationen von 70 zu 30 heute umgekehrt auf 20 zu 80.

Diese firmeninterne Erfolgsgeschichte will HP nun in ein Verkaufsargument bei Kunden weltweit ummünzen. Dazu kreierte das Unternehmen die Formel von der "Converged Infrastructure. Unter dieser Bezeichnung summiert der weltweit größte IT-Anbieter all die Versprechen, die er mit seiner IT realisiert hat.

Effizientes Data Center
Bestandsaufnahme mit Asset-Management
Schritt 1: Die RZ-Betreiber müssen alle Geräte und Systeme, Hard- wie Software lückenlos erfassen und dokumentieren.
Outsourcing prüfen
Schritt 2: Als Alternative zum Eigenbetrieb sollte auch ein Komplett- oder Teil-Outsourcing in Betracht gezogen werden.
Standardisierung als Ziel
Schritt 3: RZ-Betreiber sollten auf eine standardisierte IT-Landschaft mit einheitlichen Lizenzen und einheitlichen Versionen hinarbeiten.
Kosten im Blick behalten
Schritt 4: Grundsätzlich sollten die Einkäufer darauf achten, möglichst schlank dimensionierte und verbrauchsarme Geräte einzukaufen.
Bessere Auslastung mit Virtualisierung
Schritt 5: Um Hardware zu optimieren, muss man sie reduzieren. Das funktioniert mit mehreren virtuellen Servern auf einem physikalischen Gerät.
Das passende Kühlkonzept
Schritt 6: Durch eine effizientere Auslastung der Rechner, lässt sich die Menge aller Stromabnehmer deutlich reduzieren.
Stromverbrauch planen
Schritt 7: RZ-Betreiber müssen die Richtwerte für den Stromverbrauch pro Quadratmeter RZ-Fläche realistisch planen.
Die richtige Dimension
Schritt 8: Ein Raumkonzept hilft, die vorhandenen Räumlichkeiten, Klimatisierung sowie Systeme und Geräte aufeinander abzustimmen.
Monitoring
Schritt 9: Ein umfassendes Monitoring sollte den Rechner-Pool, Stromversorgung, Kühlsysteme und die USV-Anlagen beinhalten.

Logische Entwicklung

Mit der als neues Architekturkonzept beworbenen "HP Converged Infrastructure" präsentierte das Unternehmen zudem eine Reihe neuer Produkte und Dienstleistungen, die dieses Konzept unterstützen sollen. Converged Infrastructure sei, sagte Klaus Rumsauer, Mitglied der HP-Geschäftsleitung und Director Enterprise Server & Storage Business Unit, dabei die "logische Weiterentwicklung" von HPs "Adaptive Infrastructure".

Die Converged-Infrastructure-Strategie integriert bisher isolierte IT-Domänen für Applikationen, Rechner, Speicher, Netze und Gebäuderessourcen. HPs Vorstellung von einer modernen IT-Verwaltung sieht dabei ein einheitliches Management aller IT-Komponenten als Teil eines Ressourcen-Pools vor. Die Converged Infrastructure ist in vier Ebenen mit jeweils eigenen Design- und Architekturprinzipien definiert.

Infrastructure Operating Environment (IOE)

Das HP Infrastructure Operating Environment (IOE) ist die einheitliche Management-Plattform der HP Converged Infrastructure. IOE erlaubt die zentrale Steuerung und Optimierung aller Elemente einer Infrastruktur, die benötigt werden, um einen Service zu liefern. Sie vereinigt alle dafür benötigten Werkzeuge in einer Steuerungszentrale und lenkt den Einsatz der in einem Pool zusammengefassten Infrastruktur-Ressourcen.

Den Kern von IOE bildet das Portfolio "HP Insight Software" ("Systems Insight Manager", "Insight Control", "Insight Dynamics"), die jetzt durchgehend in der Version 6.0 vorliegt.

Neu ist, dass die HP-Insight-Software in der Version 6.0 nun auch die Hochverfügbarkeits-Server der HP-Integrity-Familie unterstützt - bisher war die Insight-Software auf die x86-Server der ProLiant-Familie beschränkt. Damit können nun auch Mission-Critical-Anwendungsumgebungen in die Automatisierungs- und Orchestrierungsfunktionen von Insight-Software eingebunden werden.

Die Insight-Software kann ferner mit der Lösung "HP Server Automation" erweitert werden. Diese unterstützt verschiedene Betriebssysteme. Auch lassen sich Applikationen automatisiert auch in heterogenen Umgebungen ausrollen. So sei, sagt HP, ein vollständiges automatisiertes Applikations-Deployment möglich.

Das Modul "Insight Recovery" ist mit der Version 6.0 Bestandteil der Insight-Dynamics-Software und erlaubt erstmals die Wiederherstellung von physischen auf virtuellen Maschinen. Durch die Integration von "HP Insight Control" (für ProLiant-Server) mit Microsofts System-Center (für Hyper-V) und VMwares "vCenter" (für vSphere) können nun physische und virtuelle Server aus einer einzigen Managent-Konsole heraus verwaltet werden

FlexFabric

"HP FlexFabric" schließt bei Bedarf Tausende von Servern und Speicherlösungen in einem virtualisierten Netz zusammen. Einmal verkabelt, verknüpft sie Rechner-, Netz- und Speicherressourcen, so dass sie dort eingesetzt werden können, wo sie gerade benötigt werden. FlexFabric verbindet die Technologie, Management-Werkzeuge und Partnersysteme von "HP ProCurve" und "HP Virtual Connect" (VC).

"HP Virtual Connect" (VC) ermöglicht die Virtualisierung auf LAN-Ebene/Ethernet und auf SAN-Ebene/FibreChannel. Virtual Connect bündelt Pools von MAC- und WWN-Adressen und macht sie dem Backend über eine einzige Verbindung zugänglich. VC unterstützt jetzt auch HPs Integrity-Bladeserver. Mit der neuen Version 6.0 des VC Enterprise Manager können bis zu 1000 Enclosures und bis zu 16.000 physische und virtuelle Server über eine VC-Anbindung zu einem Ressourcen-Pool gebündelt werden.

Virtual Resource Pools

Die Architektur von HP Converged Infrastructure sieht den Aufbau eines Shared-Services-Modells mit "HP Virtual Resource"-Pools vor. Das sind virtualisierte Bündel von gemeinsam genutzten Server-, Speicher- und Netzwerk-Kapazitäten, die quasi auf Abruf aktiviert werden können, um Applikationsanforderungen zu bedienen. HP Converged Infrastructure erfordert eine Ende-zu-Ende-Virtualisierung der IT-Ressourcen und ihre Vereinigung über ein gemeinsames Management-System.

Die Speicher-Neuheiten von HP unterstützen das virtualisierte Ressourcenpooling: Das "X9000-Network-Storage"-System ist das erste HP-Produkt aus der Ibrix-Übernahme im Sommer 2009. Es verfügt über eine Speicherkapazität von 16 Petabytes innerhalb eines "Single Namespace" und über 1000 Clusterknoten.

Die neue Version 3.0 der Speichervirtualisierungslösung "SAN Virtualization Services Platform" (SVSP) bündelt freie Kapazitäten aus den angeschlossenen Disk-Array-Systemen, auch von unterschiedlichen Herstellern, und stellt sie als neue LUN wieder zu Verfügung. Mit der neuen "SVSP Command View"-Version lassen sich HPs "StorageWorks Enterprise Virtual Array" (EVA) direkt konfigurieren und LUNs bereit stellen. Zudem können Administratoren die Kapazität, Skalierbarkeit und Performance des Speichernetzes im Vergleich zu Vorgängerversionen verdoppeln, sagt HP.

Die Online-Datenmigration erfolgt direkt über das SAN und ist auch zwischen zwei Speichersystemen unterschiedlicher Bauart oder von verschiedenen Herstellern möglich.

Mit der "Cluster Extension EVA"-Software, die mit Microsofts "Hyper-V Live Migration" verbandelt ist, können nun auch Microsoft-Hyper-V-Kunden ihre Daten in virtuellen Server- und Speicherumgebung schützen.

Data Center Smart Grid

Das "HP Data Center Smart Grid" umfasst Hardware, Software und Dienstleistungen zum Aufbau eines intelligenten Energie-Managements für die gesamte Rechenzentrums-IT und die Gebäudeinfrastruktur. Es sammelt und überwacht bei Bedarf tausende von Energie- und Temperaturmetriken in Echtzeit. Grundlage von HP Data Center Smart Grid ist die Technologie "Thermal Logic" mit der Insight-Software als Management-Werkzeug, erweitert um Lösungen wie HPs "Environmental Edge", das Messgrößen im Rechenzentrum aufzeichnet, in Echtzeit grafisch darstellt und analysiert.

Mit Enviromental Edge konnten Kunden bisher Temperatur, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit im Rechenzentrum messen, auswerten und visualisieren. Die neue Version 5.1 ist nun auch in der Lage, über spezielle Messgeräte den Stromverbrauch aller IT- und Gebäude-Komponenten zu erfassen. Zudem überwacht die neue Version beispielsweise die Wasserkühlung und die Position von Rack-Türen.

Mit der Software "Data Center Power Control", in der Version 6.0 Bestandteil von Insight Control, lassen sich geschäftskritische Applikationen im Fall von Energie-Engpässen absichern. Anwender können Regeln und Prioritäten definieren, die automatisch umgesetzt werden, wenn der Strom knapp wird oder ganz auszufallen droht.

ISV-Partnerprogramm

Schließlich kündigte HP den Ausbau des Programms "BladeSystem Solution Builder" an. Im Rahmen dieses Programms - das derzeit ein Netzwerk von über 5000 Partnern umfasst - entwickeln unabhängige Softwarehersteller Lösungen, die in einer Converged Infrastructure eingeführt und gewartet werden können. Dazu gehören so genannte Templates , also automatisierbare Vorlagen und vordefinierte Konfigurationen von Server-, Netzwerk- und Speicherressourcen, die auf Best Practices beruhen.

Matrix-Templates sind bislang verfügbar für folgende Anwendungen: Microsoft Exchange Server 2007, Microsoft SharePoint Server 2007, Microsoft SQL Server 2008, Oracle Database 11g, Oracle Real Application Clusters, Oracle PeopleSoft, SAP NetWeaver. Weitere Matrix-Templates sind für Anfang 2010 geplant. Dazu gehören Applikationen von Citrix, F5, McAfee, MicroStrategy, Novell, Red Hat, SAS, Siemens PLM Software, SunGard, Tibco Software und VMware.

Neue Consulting-Dienstleistungen

Neue Consulting-Dienstleistungen für Converged Infrastructure umfassen sowohl die komplette Infrastruktur-Architektur als auch die Organisation und die Prozesse, die erforderlich sind, um den vollen Nutzen aus einer konvergenten Infrastruktur zu ziehen. Die HP Converged Infrastructure Consulting Services werden weltweit ab Ende Januar 2010 verfügbar sein. (jm)