Rückzieher

HP baut doch weiter Palm-Smartphones

04.06.2010
Vorgestern hatte HP-Chef Mark Hurd noch gesagt, dass sein Unternehmen den Handy-Hersteller Palm nur wegen seiner Patente kaufte. Nun rudert der Computerhersteller zurück.

"HP würde keine Milliarden von Dollar ausgeben, um in das Smartphone-Geschäft einzusteigen", ließ der Firmenchef auf einer Investoren-Konferenz verlauten. Dieser kleine Satz brachte viele Fans der Marke Palm sofort in Aufruhr. Er stellte auch eine Gefahr für bereits veröffentlichte Geräte wie Palm Pre oder Palm Pixi dar, denn nur wenige Kunden wollen ein Handy kaufen, das keine Zukunft hat. Die PR-Abteilung von HP hat deshalb jetzt eine Stellungnahme versendet, um die Öffentlichkeit zu besänftigen. Es wurde von den wichtigsten Technik-Blogs wie Engadget oder Boy Genius Report veröffentlicht und soll den Protesten den Wind aus den Segeln nehmen:

Palm-Historie
Palm1000
Der Pilot 1000/5000 besaß die wichtigsten Features des Apple Newton - zu einem deutlich günstigeren Preis.
PalmPilot
Mit ihrer umfangreichen Softwareausstattung waren die PalmPilot-Modelle - für ihre Zeit - revolutionär.
PalmIII
Das Palm III verfügte erstmals über eine Infrarotschnittstelle und stellte zwei Megabyte EDO SD-RAM und zwei MB Flash-ROM zur Verfügung.
PalmV
Der Palm V hatte bereits mit einer Reihe von Mitläufern zu kämpfen. Microsoft und eine Reihe von Palm-Lizenznehmern (etwa Sony mit seiner Clie-Reihe) wollten auf der Erfolgswelle mitreiten.
PalmVII
Der 599 Dollar teure PalmVII, Palms erster PDA mit eingebauter Antenne, floppte.
PalmIIIc
Das erste Farbmodell PalmIIIc riss mit 256 Farben niemanden vom Hocker: Mit Windows CE ausgestattete Konkurrenzmodelle schafften damals bereits 65.000 Farben.
Tungsten und Zire
Mit dem "Tungsten" als Highend-Modell und dem Einstiegsgerät "Zire" wollte Palm(one) jedem Gledbeutel gerecht werden.
Palmphones
Mit dem Treo näherte sich Palm den Vorstellungen der Kundschaft, die eine Kombination aus PDA und Handy mit Quertz-Tastatur gefordert hatte.
Treo 600
Das wegweisende Smartphone Treo 600 entwickelte sich schnell zum Kult-Gadget - zumindest in den USA.
Treo 700w
Das "Treo 700w" war das erste Palm-Gerät, das anstelle von Palms eigenem Betriebssystem mit Windows Mobile ausgestattet war.
Centro
Mit seinem sportlichen Design und dem günstigen Preis sollte das Palm Centro Privatkunden anlocken.
Treo Pro
Das Treo Pro war technisch auf der Höhe der Zeit, mit 550 Dollar jedoch zu teuer.
Palm Pre
Mit dem schicken Slider Palm Pre und einem neu konzipierten Betriebssystem versucht Palm (vergeblich), Marktanteile zurückgewinnen.
Palm Pixi
Das Palm Pixi ist kleiner, leichter, bunter und auch billiger als das Palm Pre.

"Wenn wir uns den Markt ansehen, dann sehen wir ein ganzes Aufgebot von vernetzten Geräten. Dazu gehören Tablets, Drucker und natürlich auch Smartphones. Wir glauben, das Web OS kann zum Rückgrat für viele HP-Geräte mit einer kleinen Bauform werden. Und wir erwarten, die Reichweite des Web OS über den Smartphone-Markt hinaus zu erweitern. Währenddessen nutzen wir unsere finanzielle Stärke, die Unternehmensgröße und unsere globale Reichweite, um bei den Smartphones zu wachsen."

Der HP-Chef wollte also eigentlich sagen, dass sein WebOS die Grundlage für alle möglichen kleinen Geräte mit Netzanbindung sein soll. Smartphones stellen nur einen kleinen Ausschnitt aus diesem Universum dar. So ein versöhnliches Statement ließ sich vorhersehen, denn keine Firma möchte ihre Kunden vergraulen. Trotzdem dürfte der vorherige Tiefschlag für die Palm-Smartphones kein Ausrutscher gewesen sein, denn ein Konzernchef legt seine Worte genau zurecht, wenn er vor Investoren spricht.

Diese Geldleute wollen nur eben ganz andere Sachen hören, als der kleine Palm-Fan auf der Straße. Wenn sich eine Firma nicht schnell genug aus Verlustprojekten verabschiedet, dann schicken sie den Börsenkurs auf Talfahrt. Deswegen gehen Aktien auch meistens nach oben, wenn Entlassungen angekündigt werden. Danach tritt der Chef oft vor die Belegschaft und verspricht genau das Gegenteil.

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