TUI Infotec bindet Reisebüros an

Host-Zugriff aus fernen Ländern

14.06.2002
Um das Reservierungssystem der Preussag-Touristik nutzen zu können, mussten die Reisebüros weltweit an die Lösung angeschlossen werden. Im deutschsprachigen Raum dienen nationale Service-Provider als Schaltstelle, ausländische Reisebüros greifen über eine Web-to-Host-Verbindung auf das System zu. Von Vera Csukovits*

Der interne IT-Dienstleister für die Touristikunternehmen der Preussag, die TUI Infotec GmbH, stellt ihren Kunden das System "Iris" (Integriertes Reservierungs- und Informationssystem) zur Verfügung. Über Iris erhalten Reisebüromitarbeiter in aller Welt die Möglichkeit, Buchungen vorzunehmen und sich über die Angebote zu informieren. Das System wird im Konzernrechenzentrum auf Großrechnern betrieben, auf die Reisebüros und Agenturen zugreifen.

Eine zweigleisige Strategie

"In Deutschland, Österreich und der Schweiz verfolgen wir die Host-to-Host-Kommunikation", sagt Thomas Wolf, Leiter Customer-Relations-Management und Fulfillment bei TUI Infotec. "Dafür haben wir zwischen unseren Servicepartnern und unserem OS/390-System Standleitungen eingerichtet."

Laut Wolf ist das Buchungssystem heute in mehreren tausend Reisebüros mit ungefähr 30000 Terminals freigeschaltet. "Etwas Kopfschmerzen bereitete uns die Kommunikation mit ausländischen Reisebüros sowie den Agenturen des Konzerns in den Urlaubsgebieten, die vor Ort Dinge wie Transferplanung zwischen Flughafen und Hotel, Gästebetreuung im Reiseland und so weiter planen", erläutert der CRM- und Fulfillment-Experte das Problem.

Eine Umsetzung der Host-to-Host-Kommunikation war im europäischen Ausland nicht möglich, da es laut Wolf schwierig und zu kostspielig ist, mit Partnerunternehmen zusammenzuarbeiten, die die erforderlichen Services zur Verfügung stellen. Um die Erreichbarkeit für die ausländischen Agenturen zu erhöhen, entschloss sich der interne Dienstleister folglich für eine zweigleisige Strategie: Zusammenarbeit mit Reisebüro-Service-Providern im deutschsprachigen Raum und Direktanschluss der ausländischen Reisebüros und Agenturen in den Urlaubsgebieten an die Iris-Lösung. Die kostengünstigste Methode stellt hier eine Online-Verbindung via Internet dar.

Neben einem transparenten Online-Zugriff auf das System sollte die Druckbarkeit der Daten sichergestellt sein. Die Online-Reisebestätigungen müssen nach Einbuchung auf einem normalen Arbeitsplatzdrucker vor Ort ausgedruckt werden können - und zwar unter Verwendung des Standard-Layouts. Gleichzeitig war der über das Internet zu transportierende Druckdatenstrom innerhalb einer akzeptablen Größenordnung zu halten. Zur Realisierung erarbeitete TUI Infotec zusammen mit den Kollegen aus der Touristik und dem Softwareanbieter Hob Electronic GmbH eine Web-to-Host-Strategie.

Das Konzept besteht aus zwei Kernkomponenten: Die Clients sind mit einer über den Browser ladbaren 3270-Java-Terminalemulation ausgestattet. Zusätzlich kommt eine Integrationssoftware für den Mainframe zum Einsatz, welche auch die Druckvorgänge steuert. Das dafür verwendete Protokoll regelt die Datenkomprimierung und -verschlüsselung.

Die Sicherheit soll durch ein mehrstufiges Konzept gewährleistet werden. Es erfordert eine dreimalige Authentifizierung gegen die verschiedenen Systeme. Der 3270-Datenstrom vom Client zum Host ist durchgängig in einem Algorithmus chiffriert, der einen bis zu 256 Bit langen Schlüssel erlaubt. Zusätzlich werden die Daten über das Internet vom Client bis zum Proxy-Server über SSL (Secure Sockets Layer) verschlüsselt.

Benutzerspezifische Profile

Über einen Web-Server wird das Java/SSL-Applet für die Terminalemulation heruntergeladen. Auf dem Web-Server sind auch die Benutzerprofileinstellungen der Applets in einer Portaldatenbank hinterlegt.

Die Emulation baut unbemerkt vom Benutzer mit Hilfe eines Gast-Accounts eine Verbindung zum Web-Server auf und lädt ein benutzerspezifisches Profil, das die Bedienmöglichkeiten und Oberfläche festlegt. Danach wird der Benutzer über ein SSL-Applet aufgefordert, sein Passwort einzugeben. Im Anschluss daran stellt dieses Applet eine verschlüsselte Verbindung zum SSL-Proxy-Server her.

Wenig interner Aufwand

"Die Verbindung und alle Folgevorgänge sind für den Benutzer vollkommen transparent", erläutert Wolf und fügt hinzu: "Einige Adaptionen an unserem System mussten wir vornehmen, um aus Iris über das Internet drucken zu können." Dazu wurde in die Host-Topologie für den Druck via Internet das PMS (Print Management System) eingefügt, das die Daten direkt an die installierte Mainframe-Software weiterleitet, wo sie verarbeitet und anschließend an das Java-Applet übertragen werden.

Die Akzeptanz der Lösung bei den ausländischen Agenturen ist laut Wolf gut. Auch für das eigene Unternehmen war die Web-to-Host-Anbindung erfolgreich: "Seit Beginn des Rollouts im April 2001 haben wir 600 Reisebüros und Agenturen in den Urlaubsgebieten zusätzlich an das Iris-System angeschlossen und unseren internen Aufwand dadurch enorm reduziert", zieht Wolf Bilanz. (js)

*Vera Csukovits ist freie Journalistin in Gilching.

Abb: Die Topologie der Lösung

Ein dreistufiges Konzept sorgt für die Sicherheit des Systems. Quelle: Hob Electronic