Studie von A.T. Kearney

Hohes Geschäftsrisiko durch schlechte Compliance

23.07.2013 von Andreas Schaffry
Je komplexer gesetzliche Vorschriften sind, desto effektiver müssen Compliance-Systeme sein. Daran hapert es in vielen Firmen trotz verstärkter Investitionen und Regelverstöße nehmen zu.
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Unternehmen müssen bei der Abwicklung von Geschäften komplexe gesetzliche Vorschriften und Regelungen beachten. Da immer mehr Firmen auch international und damit in unterschiedlichsten Rechtssystemen tätig sind, wird die Einhaltung aller relevanten Normen zu einer anspruchsvollen Aufgabe. Der Aufbau effektiver Compliance- Systeme wird daher für Unternehmen immer wichtiger, um sich zu schützen und wettbewerbsfähig zu bleiben. Zu diesem Ergebnis kommt die Management-Beratung A.T Kearney in ihrer Studie "Compliance-Excellence in Industrieunternehmen", an der Compliance-Experten aus 40 Industriefirmen unterschiedlicher Größe sowie aus verschiedenen Branchen und Regionen teilnahmen.

Befragte erwarten Anstieg an Verstößen

Laut Alexander Malkwitz von A.T. Kearney werden Firmen durch ein effektives Compliance-System wettbewerbsfähiger. Doch es hapert bei der Umsetzung.
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Die meisten Umfrageteilnehmer erwarten künftig einen Anstieg an Compliance-Verstößen. Rund 30 Prozent gehen davon aus, dass es mehr Korruptionsfälle gibt. 26 Prozent rechnen mit einer Zunahme der Verstöße gegen die Produktsicherheit. 23 Prozent prognostizieren mehr Verletzungen bei der Datensicherheit. Häufig liege die Ursache von Compliance-Verstößen darin, dass das Top-Management es versäumt habe, ein Umfeld zu schaffen, in dem Compliance gewährleistet ist, schreibt der Studienautor und A.T.-Kearney-Partner Alexander Malkwitz. Vor diesem Hintergrund sollte Compliance ein fester Bestandteil des Tagesgeschäfts und fest in der Organisation verankert sein. 78 Prozent der Befragten teilten mit, die Akzeptanz bei den Mitarbeitern und deren Einbindung seien grundlegende Bestandteile eines soliden Compliance-Systems.

Bei der Umsetzung in die betriebliche Praxis hapert es jedoch in vielen Fällen. Das zeigt sich daran, dass lediglich 39 Prozent der Befragten eine unabhängige Compliance-Abteilung mit direktem Berichtsweg an den Vorstand haben. Die restlichen Unternehmen verteilen die Aufgaben auf unterschiedliche Abteilungen wie etwa die Rechts- oder die Revisionsabteilung und würden damit Interessenskonflikte riskieren. Laut A.T. Kearney ist außerdem das Bewusstsein für Compliance nicht auf allen Hierarchieebenen gleich stark ausgeprägt. Zwar erkennen 68 Prozent der Top-Manager die Notwendigkeit eines Compliance-Systems und beurteilen ein solches positiv, doch in den unteren Management-Ebenen sinkt die Zustimmung auf 19 Prozent.

Firmen erwarten Compliance-Verstöße künftig vor allem gegen Anti-Korruptionsregeln sowie die Produkt- und Datensicherheit.
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Immerhin böten 83 Prozent der befragten Unternehmen Schulungen und Trainings für Compliance an. Doch lediglich 23 Prozent schaffen Anreize für eine proaktive Teilnahme an Schulungen und nur acht Prozent setzen dort auch interaktive Techniken wie Rollenspiele ein.

Effektives Compliance-System statt Knast

Ein positives Signal ist, dass die meisten Unternehmen ihre Compliance-Systeme in Zukunft ausbauen wollen. Jeweils 55 Prozent der befragten Experten planen Investitionen in den Bereichen Anti-Korruption und Datensicherheit, 48 Prozent auf dem Gebiet der Produktsicherheit. Die Einführung eines leistungsfähigen Compliance-Systems erfolgt allerdings selten uneigennützig. Der stärkste Treiber dafür ist die persönliche Haftbarkeit wie 63 Prozent der Befragten mitteilten, gefolgt von drohenden Geldstrafen (59 Prozent). Jeweils 47 Prozent investieren in Compliance, um Kundenanforderungen nachzukommen oder ethische Verpflichtungen zu erfüllen.