Hintergrund: Die Sparpläne der Telekom in Bonn

16.08.2007
Einem Bericht zufolge plant die Deutsche Telekom, 2.000 Stellen in der Bonner Zentrale zu streichen. Die Strategie ist nicht neu, und der Plan ist sicher nicht das Ende der Sparmaßnahmen.

Thomas Sattelberger zieht die Kostenbremse: Kaum hat der neue Personalchef der Telekom den größten Stellenumbau in der Geschichte des Konzerns gemeinsam mit der Gewerkschaft ver.di geschultert, legt er die Axt an die Konzernzentrale an. Offiziell werden die Zahlen zwar nicht bestätigt, doch die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Dort und in anderen zentralen Einrichtungen des rosa Riesen sollen 2.000 Arbeitsplätze dem Rotstift zum Opfer fallen. Es geht um das Ressort des Personalchefs selbst, das der Manager auf Diät gesetzt hat. Dazu gehören nicht nur Teile der Bonner Zentrale, sondern auch so genannten Shared Services - das sind Dienstleistungen wie Weiterbildung, Reise- oder Personalmanagement - unter anderem in Münster und Darmstadt. Insgesamt soll hier nach Informationen aus Konzernkreisen fast jede dritte Stelle eingespart werden.

Von den neuen Einsparungen hatte die "Berliner Zeitung" in ihrer Mittwochausgabe berichtet. Ganz neu sind diese Pläne allerdings nicht. Telekom-Chef René Obermann hatte mehrfach angedeutet, dass nicht nur die Sparten des Unternehmens, sondern auch die Zentrale von den Plänen zur "Effizienzsteigerung", wie die Sparmaßnahmen im Jargon der Telekom-Manager genannt werden, betroffen sind - zuletzt bei der Präsentation der Halbjahreszahlen in der vergangenen Woche in Bonn. Für wenig Freude sorgen die Stellenstreichungen beim Tarifpartner, den die Telekom doch gerade erst besänftigt hatte. "Sollten die Informationen stimmen, dann betrachten wir den Schritt als vollkommen ungeeignet, den Betriebsfrieden wieder herzustellen", sagte ein ver.di-Sprecher in Berlin. Dieser sei noch durch die Auslagerung von rund 50.000 Mitarbeitern in T-Service belastet.

Dabei sind die neuen Einsparungen vermutlich noch längst nicht das Ende der Fahnenstange. Gegenüber ihrer Konkurrenz steckt die Telekom in einer Produktivitätsfalle. Ob im angeschlagenen Festnetzbereich, in der Zentrale oder der Großkundensparte T-Systems: Zu viele Menschen, darunter viele Beamte, sind beim Bonner Konzern beschäftigt. Im Inland beschäftigt der größte europäische Telekommunikationskonzern rund 160.000 Mitarbeiter.

Thomas Sattelberger, Personalchef der Telekom, muss die Kosten reduzieren.
Foto: Deutsche Telekom AG

Erschwerend kommt hinzu, dass der Telekom weiterhin die Kunden in Scharen davonlaufen. Im ersten Halbjahr 2007 waren es erneut mehr als eine Million Telefonanschlüsse, die die Telekom - auch gewollt durch scharfe Regulierungsvorgaben - an die Konkurrenz abgab. Allerdings verfügen die Bonner heute immer noch über rund 80 Prozent der Telefonanschlüsse in Deutschland. Und Obermann weiß: Das wird nicht so bleiben. So lautet sein Rezept: Konzentration auf zukunftsträchtige, lukrative Dienste (T-Home) und aufs Sparen, Sparen, Sparen - für einen besseren Service.

Erst im Juni hatte es Sattelberger geschafft, in der Frage der umstrittenen Auslagerung von 50.000 Arbeitsplätzen in Service-Betriebe eine Einigung mit ver.di zu erzielen. Vorausgegangen waren ein monatelanger Streit und mehrwöchige Arbeitsniederlegungen bei der Telekom. Durch die Lösung werden nach Berechnungen des Vorstands ab 2010 Einsparungen von jährlich 700 Millionen Euro erreicht.

Derzeit läuft noch ein Kostensenkungsprogramm, mit dem sich die Telekom bis 2008 von 32.000 Mitarbeitern trennen will. Davon sind laut Obermann bereits 20.000 umgesetzt worden. Doch der Telekom-Chef will mehr: Allein in diesem Jahr peilt der Konzernchef Einsparungen von zwei Milliarden Euro an. Erste Verbesserungen des operativen Ergebnisses im zweiten Quartal scheinen ihm und seiner Strategie Recht zu geben. "Diesen Weg der Effizienzsteigerung werden wir weitergehen", sagt Obermann, "über den gesamten Konzern, in allen seinen Bereichen." (dpa/ajf)