Hewlett-Packard konkretisiert Entlassungspläne in Deutschland

15.12.2005
Hewlett-Packard (HP) will bis Mitte 2007 in Deutschland insgesamt 1500 Mitarbeiter an 15 Standorten entlassen. Der Stellenabbau soll in zwei Phasen erfolgen.

Laut einer Einigung, die die HP-Geschäftsleitung mit dem Gesamtbetriebsrat im Zuge eines Interessenausgleichs und Sozialplans erzielt hat, werden zunächst 900 Mitarbeiter entlassen. In Phase zwei sollen die weiteren, jetzt festgelegten Personalmaßnahmen vollzogen werden. Für diese zweite Phase wird nach den Worten von Ernst Reichart, Personalchef bei der HP-Deutschland GmbH, ein weiterer Interessenausgleich abgeschlossen. HP beschäftigt in Deutschland (Stand 31. Oktober 2005) fast 9.100 Mitarbeiter.

Uli Holdenried, Vorsitzender der Geschäftsleitung von HP Deutschland, erklärte die im Vergleich zu anderen Landesorganisationen überproportional hohe Zahl an Entlassungen in Deutschland mit den hiesigen Marktverhältnissen. "Deutschland ist stärker betroffen, weil der hiesige Markt nicht so stark wächst wie andere Märkte." Mark Hurd, weltweiter HP-Chef, hatte am 19. Juli 2005 bekannt gegeben, das Unternehmen werde sich von insgesamt 14.500 Mitarbeitern trennen.

Der am 14. Dezember 2005 zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern in den Eckpunkten verabschiedete Interessenausgleich und Sozialplan muss noch unterschrieben werden. Dies soll im Januar 2006 geschehen. Zu diesem Zeitpunkt werden dann auch die 900 Mitarbeiter informiert, die jetzt von den Verhandlungsparteien zur Entlassung vorgesehen wurden.

Ihnen wird angeboten, in eine Transfergesellschaft zu wechseln. Je nach den persönlichen Voraussetzungen (Alter) ist der Aufenthalt in dieser Beschäftigungsgesellschaft mit einer Entlohnung, die 80 Prozent des jetzigen Nettogehalts entspricht, auf sechs, neun oder zwölf Monate begrenzt. Als Abfindung zahlt HP Wechselwilligen je nach Alter und Dauer der Zugehörigkeit zu HP zwischen 0,75 und zwei Monatsgehältern pro Jahr Betriebszugehörigkeit - maximal will das Unternehmen zwischen 275.000 und 300.000 Euro pro Mitarbeiter als Abfindung ausloben.

Wo wie viele HP-Mitarbeiter entlassen werden

  • Hamburg: 29,

  • Berlin: 20,

  • Leipzig: 8,

  • Hannover: 14,

  • Ratingen: 158,

  • Düsseldorf: 40,

  • Bad Homburg: 80,

  • Nürnberg: 15,

  • Dornach: 28,

  • Ulm: 12,

  • Böblingen: 442,

  • Jena: 5,

  • Dortmund: 21,

  • Frankfurt: 14,

  • Krefeld: 16.

Düsseldorf, Frankfurt und Krefeld sind Triaton-Standorte.

Die zu entlassenden HP-Mitarbeiter sind, so Personalchef Reichhart, nach Gesichtspunkten der Sozialauswahl ausgewählt worden. Die Anlage des Interessenausgleichs und Sozialplans gibt allerdings möglicherweise einen Hinweis darauf, dass HP sich vor allem von älteren Mitarbeitern jenseits 45 Jahren trennen wollen würde. Mitarbeiter, die das Angebot zum Wechsel in die Transfergesellschaft nicht annehmen, werden betriebsbedingt gekündigt.

Betroffen sind 15 Standorte. Die meisten Mitarbeiter werden in Böblingen (442) entlassen. Ratingen (158) und Bad Homburg (80) trifft es gemessen an den absoluten Zahlen ebenfalls hart (Siehe Kasten: "Wo wie viele HP-Mitarbeiter entlassen werden").

Holdenried und Reichart bestätigten gegenüber der COMPUTERWOCHE ONLINE, dass es abgesehen von Mitarbeitern in Querschnittsfunktionen wie dem Backend und der Verwaltung vor allem Service-Leute treffen wird. Holdenried sagte, die technische Entwicklung mache es heutzutage möglich, viele Dienstleistungen nicht mehr durch Vor-Ort-Kräfte, sondern via Fernwatung (remote) zu erledigen. Diese Art von Service fasst HP unter den Begriff Global Delivery. Beide Manager bestätigten, dass sich Vor-Ort-Services an verschiedenen Standorten in einer Zentrale zusammenfassen lassen. Solch ein Center könne dann in einem osteuropäischen oder asiatischen Land via Near- oder Offshoring betrieben werden.

Reichart machte keine genauen Angaben dazu, wie viele der insgesamt in Phase eins zu entlassenden 900 Mitarbeiter sich aus dem Service rekrutieren. Die Vermutung, es könnten bis zu 50 Prozent betroffen sein, dementierte er nicht direkt. Zu genauen Zahlen diesbezüglich könne er sich aber nicht äußern.

HP hatte nach der Übernahme von Compaq 2002 vorübergehend eine Mitarbeiterzahl in der jetzigen Größenordnung. Durcxh massive Entlassungen in den vergangenen Jahren wurde die Belegschaft auf rund 6.500 Mitarbeiter reduziert. Durch die Übernahme von Triaton, der IT-Dienstleistungstochter von Thyssen-Krupp, vor anderthalb Jahren (2000 Mitarbeiter) sowie die Einverleibung der West-LB-IT stieg die Zahl der Angestellten wieder auf den heutigen Wert.

Gewinn "deutlich" gesunken

Holdenried gab anlässlich des Pressegesprächs auch einige Zahlen zum Verlauf des Geschäftsjahres 2004/05 (Ende: 31. Oktober 2005) von HP Deutschland bekannt. Danach verharrte der Umsatz mit 5,4 Milliarden Euro auf dem Stand des Vorjahres. Zählt man den Umsatz hinzu, den Triaton in dem Zeitraum erwirtschaftete, addieren sich 286 Millionen Euro. Triaton ist rechtlich erst seit dem 1. November 2005 vollständig in HP integriert. Europäische Partner, die Umsätze erzielten, die der deutschen HP zugerechnet werden, steuerten weitere 1,2 Milliarden Euro bei. Der von HP mithin für den deutschen Markt geltend gemachte Umsatz beträgt 5,7 Milliarden Euro. Dies, so Holdenried, sei gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung von zehn Prozent.

Der Gewinn von HP Deutschland lag allerdings nach den Worten von Holdenried "deutlich unter dem Vorjahreswert". Verantwortlich hierfür seien Sondereffekte wie unter anderem einmalige Rückstellungen für Pensionszahlungen. (jm)