Herzogin Anna Amalia Bibliothek geht online

22.05.2006 von Dorothea Friedrich
Ab Mai sind die ersten Bände der umfangreichen Faust-Sammlung der weltberühmten und bei einem Brand im Jahr 2004 schwer beschädigten Herzogin Anna Amalia Bibliothek (HAAB) im Internet abrufbar.

Mit Unterstützung des Softwareanbieters EMC hat die Weimarer Bibliothek im vergangenen Jahr ein Digitalisierungsprojekt aufgesetzt, um ihre wertvollen Bestände zu sichern und elektronisch zu archivieren. Die von EMC zur Verfügung gestellte Archivinfrastruktur auf der Basis des Speichersystems EMC Centera wurde eigens für die langfristige Aufbewahrung unveränderlicher Daten entwickelt. Die Speicherkapazität reicht EMC zufolge schätzungsweise für rund 20000 Bücher. Die Schirmherrschaft über das Projekt hat Dagmar Schipanski, Präsidentin des Thüringer Landtags, übernommen.

Ein Fragment des Matthäus-Evangeliums aus der Zeit um 1200, Volksbücher zum „Faust“ sowie eine Ausgabe von Goethes „Walpurgisnacht“ mit Holzschnitten von Ernst Barlach (1923) zählen zu den insgesamt 160 kostbaren Büchern, die in digitalisierter Form Forschern und Literaturbegeisterten online zur Verfügung stehen. Aus der Faust-Sammlung der HAAB sind bisher 75 Titel digitalisiert, die allein rund 11.00 Seiten und einem Speichervolumen von 1,5 Terabyte entsprechen.

Die spezielle Architektur der EMC-Centera-Software sorgt nach Unternehmensangaben durch die automatisierte Selbstheilungsfunktion für den dauerhaften Erhalt der archivierten Informationen. Die digitalisierten Seiten bleiben unveränderbar, denn das System legt für jedes Dokument einen elektronischen Fingerabdruck an. Die Archivierungsplattform gewährleistet zudem die reibungslose Migration auf komplett neue Speichertechnologien, sodass die Authentizität der Daten langfristig gesichert ist.

Vorgesehen ist, schrittweise die vollständige Sammlung über Internet zugänglich zu machen. Als weltweit größte Spezialsammlung ihrer Art dokumentiert sie die Geschichte des Faust-Stoffes vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart in zahlreichen Sprachen. Auch weitere wichtige Werke des historischen Bibliotheksbestandes, darunter Handschriften sowie Atlanten des 15. bis 19. Jahrhunderts sollen digitalisiert, archiviert und online verfügbar gemacht werden. Die bisher vorhandenen Ausgaben sind mit allen bibliographischen Angaben im Online-Katalog der Bibliothek zu finden.