Der Maskengestaltung kommt eine wichtige Rolle zu:

Gute Info-Struktur erspart Arbeitszeit

12.07.1985

ERLANGEN - Bedienerfreundliches Handling gehört mit zu den wichtigsten Gütekriterien der Software. Diese Tatsache ist zwar den meisten Herstellern moderner Programme bewußt, dennoch haben Anwender immer wieder Grund zur Klage. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Maskengestaltung, die eine der wichtigsten Funktionen im direkten Mensch-Maschine-Dialog innehat. Dr. Claus Benz vom Siemens Kommunikationslabor in Erlangen schildert in seinem Beitrag Aspekte der Maskengestaltung und ihre Auswirkungen auf den Arbeitsprozeß.

Ein wesentlicher Gesichtspunkt bei der Arbeit mit Bildschirmgeräten ist der Informationsaustausch zwischen Benutzer und Rechner. Aus ergonomischer Sicht verfolgt man bei der Gestaltung dieses Informationsflusses die Teilziele bestmögliche Arbeitsergebnisse, vermeiden von Über- beziehungsweise Unterforderung und hohe Akzeptanz.

Die Teilziele sollten bei der Gestaltung als gleichrangig betrachtet werden.

Zur ergonomisch richtigen Gestaltung der Kommunikation zwischen Benutzer und Rechner sind noch viele Fragen ungeklärt. Siemens hat zu dieser Thematik im Kommunikationslabor seiner Arbeitswissenschaftlichen Abteilung in Erlangen zahlreiche Untersuchungen durchgeführt. Da die meisten Anwenderprogramme heute in Maskentechnik ausgeführt werden, lag der Schwerpunkt der Untersuchungen zunächst auf diesem Gebiet.

Im folgenden soll an einem Beispiel gezeigt werden, wie man durch theoretische Überlegungen zu sinnvollen Lösungsansätzen kommt, wie diese experimentell überprüft werden und welche Ergebnisse man erhält.

Im Normalfall müssen die Informationen der verschiedenen Klassen (siehe Kasten) weiter in Blöcke unterteilt werden. Dies sollte bei der Arbeitsinformation nach Gesichtspunkten des Arbeitsinhaltes und der Arbeitsabläufe erfolgen.

Die inhaltliche Gliederung der Information muß dem Benutzer durch den Aufbau der Maske sichtbar gemacht werden. Dies erreicht man dadurch, daß man jeder Informationsklasse einen festen Bereich auf dem Bildschirm zuordnet. Zur prägnanten Visualisierung der Informationsblöcke sind die Erkenntnisse der Wahrnehmungspsychologie, wie beispielsweise die sogenannten Gestaltgesetze eine wertvolle Hilfe. Das Beispiel der stark strukturierten Textmaske zeigt die konsequente Anwendung der Darstellungsgrundsätze.

In einer Testreihe wurde im Kommunikationslabor untersucht, inwieweit eine gut gegliederte Maske gegenüber weniger gut strukturierten Masken eine Verbesserung bringt. Als Untersuchungsobjekt wurde ein Anwenderprogramm aus dem Kfz-Handel gewählt. Es wurden drei Stufen der Strukturierung miteinander verglichen. Alle Masken erhielten die gleichen Informationsmenge (siehe Beispiele).

Die Testreibe ergab, daß die Bearbeitungszeit der mittel strukturierten Maske um 10 Prozent kürzer war, als bei der schwach strukturierten. Bei der stark strukturierten Maske sank die Bearbeitungszeit um 40 Prozent. Subjektiv empfanden die Testpersonen die mittel strukturierte Maske etwas übersichtlicher, die stark strukturierte Maske erheblich übersichtlicher. In ähnlicher Weise wurde die Bearbeitung der stark strukturierten Maske als deutlich weniger anstrengend empfunden.

Der Bedarf an Wissen zur Gestaltung des Informationsflusses zwischen Benutzer und Rechner ist sehr hoch und wird in naher Zukunft noch erheblich steigen, da durch die Telekommunikation die Zahl der Arbeitsplätze mit Bildschirmunterstützung beträchtlich zunehmen wird. Praxisnahe Untersuchungen gibt es allerdings bisher nur wenige. Die ersten Ergebnisse der Laboruntersuchungen und ihre Anwendung in Pilotprojekten lassen eine erhebliche Verbesserung der Anwenderpogramme erwarten.

*Die bisherigen Ergebnisse sowie die Erfahrungen, die bei ihrer Anwendung bei Pilotprojekten im Hause gesammelt wurden, sind in der Broschüre "Kommunikations- Ergonomie, Benutzerfreundliche Anwenderprogramme in Maskentechnik" zusammengefaßt. Sie ist unter der Bestell-Nr. U 1190-J-Z 12-1 bei der Siemens AG zu beziehen.

Grundprinzipien der Maskengestaltung

Um große Informationsmengen übersichtlich zu machen ,muß man sie in klar Ordnung darbieten .Es hat sich als sinnvoll erwiesen, die gesamten Informationen einer Maske zunächst in Klassen einzuteilen:

Maskenkennzeichnung

Sie gibt dem Benutzer Auskunft über normale ,aktuelle Zustände von Hardware und Software ; Beispiele :Bezeichnung des gewählten Anwenderprogramms, der gewählten , der gewählten Maske ,der gewählten Funktion.

Arbeitsinformation

Sie betrifft die eigentliche Arbeitsaufgabe; Beispiele : Kundenadresse, Artikelnummer, Preise.

Steuerinformation

Sie ist für den Ablauf des Dialoges zwischen Benutzer und Rechner erforderlich; Beispiele: Bezeichnung der Folgemaske , wählbare Funktionen.

Meldungen

Sie werden vom Rechner ohne Anforderung ausgegeben; Beispiele: Hinweise zu Eingabefehlern ,Terminüberschreitungen, eingetroffene Bestellungen.