Gute Aussichten für erfahrene Freiberufler

25.08.2006 von Alexandra Mesmer
Die IT-Freiberufler werden selbstbewusster. Immer mehr von ihnen fordern höhere Honorare. Der durchschnittliche Stundensatz ist mittlerweile auf 67 Euro gestiegen.

Langsam, aber sicher trauen sich selbständige IT-Experten zu, für ihre Leistung wieder mehr Geld zu verlangen. Diesen Trend unterstreicht die halbjährliche Studie des IT-Personaldienstleisters Gulp, die die Honorarvorstellungen der 59.000 registrierten Freiberufler und die 300.000 über das Gulp-Portal abgewickelte Projektangebote auswertet. So fordern IT-Freiberufler in Deutschland mit durchschnittlich 67 Euro einen Euro mehr als noch zu Anfang des Jahres und liegen damit gleichauf mit ihren österreichischen Kollegen.

Spitzenhonorare in der Schweiz

Etwas reduziert haben dagegen die Schweizer Freiberufler ihre Honorarvorstellungen, bewegen sich aber mit durchschnittlich 83 Euro die Stunde auf einem entrückten Niveau, das hierzulande nicht einmal zu Zeiten des Internet-Booms erreicht worden war. Ein Unterschied, der nicht nur mit dem traditionell höheren Gehaltsniveau zu erklären ist. Laut Gulp-Sprecher Stefan Symanek üben viele der eidgenössischen IT-Experten höher bezahlte Tätigkeiten wie Projektleiter und Berater ausüben, während die Mehrheit der deutschen Selbständigen als Entwickler aktiv ist.

Ein Blick auf die beruflichen Positionen zeigt, dass sich Projektleiter (73 Euro) und Berater (71 Euro) wie in den vergangenen Jahren die höchsten Stundensatzforderungen erlauben können. Softwareentwickler, Qualitätssicherungsexperten und Trainer bewegen sich mit 61 bis 63 Euro im Mittelfeld, während Administratoren mit 53 Euro das Schlusslicht bilden.

Wie viel der einzelne Freiberufler tatsächlich verlangen kann, ist nicht nur eine Frage der Tätigkeit und Spezialisierung, sondern auch des Alters und des Wohnortes. Regional gesehen bleibt der Frankfurter Raum die lukrativste Gegend. Hier wohnen 20 Prozent der bei Gulp registrierten Freiberufler, die mit durchschnittlich 70 Euro den Spitzenstundensatz einfordern. Auch die in Süddeutschland lebenden IT-Selbständigen holen mit 68 Euro langsam auf. Groß bleibt dagegen nach wie vor das West-Ost-Gefälle: In Halle, Leipzig oder Dresden fordern Freiberufler erstmals seit zwei Jahren wieder 61 Euro.

Der Wert steigt mit der Berufserfahrung

Während Berufserfahrung die Suche nach einem festen Job nur beschleunigt, wenn sie sich auf höchstens zehn Jahre beläuft, scheint für den Freiberuflermarkt das Gegenteil zu gelten. Nach der Gulp-Auswertung fallen 33 Prozent der Projektangebote auf IT-Selbständige, die schon über 20 Jahre im Geschäft sind. Diese Erfahrung möchten die Freiberufler auch gewürdigt wissen und setzen mit durchschnittlich 71 Euro drei Euro mehr an als ihre Mitbewerber, die sich erst zehn Jahre in der IT-Branche tummeln.

Wer nur fünf bis neun Jahre Berufserfahrung vorweisen kann, gehört laut Symanek zu den großen Verlierern: " Diese Freiberufler mussten innerhalb der vergangenen eineinhalb Jahren einen eklatanten Einbruch verzeichnen. Die Projektanbieter haben sie fast um ein Drittel weniger kontaktiert." So entfielen nur noch knapp 15 Prozent aller Angebote auf diese Gruppe. Diese Entwicklung geht einher damit, dass der Anteil der Freiberufler mit geringer Berufserfahrung seit Februar 2005 schrumpft. Die Zahl der Senior-Experten mit 20 und mehr Arbeitsjahren hat sich im Gegenzug um ein Drittel erhöht.