Powerpoint

Gut präsentiert ist halb gewonnen

20.08.2008 von Michael Schweizer
Öde Powerpoint-Vorträge gibt es genug. Dabei kann man das Microsoft-Programm auch so einsetzen, dass die Präsentation ankommt. Unser Autor Michael Schweizer hat die zehn besten Tipps zusammengestellt.

1. Powerpoint ist ein Vereinfachungs-Tool. Es eignet sich für Gedanken, die sich zum Beispiel in zwei wenig beschrifteten Balken oder in drei Zahlen darstellen lassen. Für komplizierte Einzelheiten nicht.

2. Je weniger Folien Sie bringen, desto mehr Aufmerksamkeit gewinnt jede einzelne, und desto eher wirkt sie als Verstärker. Sparen Sie sich Powerpoint für die Schlüsselstellen und Kerngedanken Ihrer Präsentation auf.

3. Jede Folie darf nur für eine Botschaft stehen - "Wir sind um 60 Prozent gewachsen". "Und jetzt unsere sieben Geschäftsbereiche im Einzelnen": Wenn das tatsächlich jemand liest, wird er Ihnen in dieser Zeit nicht zuhören. Was Sie sagen, ist dann überflüssig.

4. Nur ein Bruchteil dessen, was Sie über Ihr Thema wissen, ist für Ihr Publikum interessant. Denken Sie immer daran, welches Problem Ihre Zuhörer von Ihnen gelöst haben wollen. Nur was damit direkt zusammenhängt, darf auf die Folien.

Der Hippie
Whitfield Diffie
1984: Für Vorträge vor seinen Vorgesetzten bei der amerikanischen Telefongesellschaft Bell Northern schreibt Whitfield Diffie ein kleines Präsentationsprogramm. Damit gilt er später vielen als der eigentliche Erfinder von Powerpoint. Diffie wird als Hippie mit langen Haaren geschildert. Bis heute ist er seiner Frisur treu geblieben.
Whitfield Diffie
1975 hat Diffie (rechts) mit Martin Hellman (Mitte) das Verfahren zum Austausch von Schlüsseln (Diffie-Hellman-Algorithmus) entwickelt, das bis heute im Einsatz ist.
Robert Gaskins
Robert Gaskins, Diffies Chef bei Bell Northern, entwickelt die Software "Presenter". Sie ähnelt Diffies Präsentationsprogramm. Gaskins kündigt bei Bell Northern und kauft sich in das Softwareunternehmen Forethought ein, um Presenter vermarkten zu können.
Powerpoint 1.0
April 1987: Presenter heißt jetzt Powerpoint. Die Version 1.0 (schwarzweiß auf einer Diskette) läuft nur mit dem Apple-Betriebssystem und wird sofort ein großer Erfolg.
Microsoft GBU, Menlo Park
August 1987: Microsoft kauft Forethougt samt Powerpoint für 14 Millionen Dollar und entwickelt es in seiner Graphics Business Unit (hier der Eingang) in Menlo Park, Kalifornien weiter. Mai 1990: Die erste Powerpoint-Version für Windows kommt auf den Markt.
Powerpoint 3.0
1992: Powerpoint wird Teil des Büropakets Office 3.0. Via Office hat sich die Software seither Hunderte Millionen Male verkauft. Gaskins verlässt 1996 Microsoft.
Powerpoint-Folien
Heute, weltweit: Geschätzte 30 Millionen Präsentationen pro Tag enthalten Powerpoint-Elemente.

Ablesen von der Folie ist tabu

5. Bleiben Sie immer der Mittelpunkt der Präsentation. Powerpoint ist nur ein Hilfsmittel, auf das Sie auch verzichten könnten. Locken Sie die Zuhörer in einen Dialog und halten Sie Blickkontakt. Verwenden Sie auf den Folien so wenig Text wie möglich - zu viel Geschriebenes lenkt von Ihrem interessanten Vortrag ab. Das wichtigste Arbeitsmittel von Präsentationstrainern ist der Rotstift.

6. Lesen Sie auf keinen Fall etwas vor, das Sie auf die Folie geschrieben haben. Wenn die Folie gut ist, haben Ihre Zuhörer sie auf einen Blick verstanden. Tragen Sie die Botschaft dann mit denselben Worten noch einmal vor, fühlt das Publikum sich nicht für voll genommen.

7. Beschriftete Bilder sind wie erklärte Witze. Verwenden Sie Bilder immer ohne Text und pro Folie nur eines. Entweder gibt das Bild eine Antwort, dann braucht es keinen Kommentar; oder es stellt eine Frage, die beantworten Sie mündlich. So bleibt die Aufmerksamkeit bei Ihnen.

Mit Powerpoint lügt es sich leichter

8. Schummeln Sie nicht. Es ist kinderleicht, mit grafischen Tricks ein und dasselbe Wachstum sehr eindrucksvoll oder sehr bescheiden aussehen zu lassen. Damit schaden Sie sich aber nur. Powerpoint ist so unbeliebt, weil so oft damit gelogen wird. Wenn Sie das auch tun, überträgt sich die Unbeliebtheit auf Sie.

9. Unternehmen benutzen Powerpoint, weil sie standardisieren müssen: Die eine oder andere Kernbotschaft sollte jeder Vertriebler vortragen. Aber beschränken Sie das, so weit es geht.

10. Haben Sie den Mut, auf Ihr Firmenlogo zu verzichten. Es ist langweilig.