Gratis mehr Leistung

Grafikkarte übertakten mit Afterburner

12.05.2012 von Dirk Bongardt
Wie Sie Ihre Grafikkarte übertakten, und so eine höhere Framerate, flüssigeres Gameplay und bessere Video-Wiedergabe erreichen, ohne zugleich einen frühen Hitzetod Ihrer GPU befürchten zu müssen, erfahren Sie hier.

Overclocking der GPU, also das bewusste Übertakten der Grafikkarte über die Herstellerspezifikation hinaus, verspricht sichtbare Ergebnisse: Gamer erzielen bei Spielen entweder höhere Bildraten für flüssigere Darstellung oder können bei gleicher Framerate höhere Qualitätseinstellungen nutzen. Video- und Multimedia-Nutzer können nach dem Übertakten Videos und Diashows in höherer Auflösung abspielen, ohne von Rucklern und Aussetzern genervt zu werden.

Doch die von den Herstellern vorgesehenen Limits zu überschreiten, birgt natürlich auch Risiken und ist unter Umständen mit Nachteilen verbunden: Nach dem Übertakten der Grafikkarte entsteht mehr Hitze. Besitzt die Grafikkarte einen eigenen Lüfter, muss dieser mit höherer Drehzahl arbeiten, und damit steigt auch der Lärmpegel. Entsteht mehr Hitze, als der Lüfter abführen kann, nimmt die Temperatur langsam, aber stetig zu. Irgendwann macht sie sich durch Instabilitäten bemerkbar. Überschreitet die Temperatur über einen längeren Zeitraum 90 Grad Celsius, führt das früher oder später zum Hitzetod der GPU. Diese Risiken lassen sich reduzieren, wenn Sie beim Übertakten Ihrer Grafikkarte behutsam und systematisch vorgehen und sich ausreichend Zeit nehmen, die von Ihnen vorgenommen Änderungen im Hinblick auf Temperaturentwicklung und Stabilität zu testen.

Kontrolliertes Übertakten mit MSI Afterburner

Die wichtigsten Regler von Afterburner: Chip- und Shadertakt sind meist gekoppelt, der Speichertakt lässt sich stets separat regeln.

MSI Afterburner ist ein Tool, mit dessen Hilfe Sie die Taktraten der allermeisten Nvidia-Geforce- und AMD-(ATI)-Radeon-Grafikkarten einstellen können, nicht nur die von MSI hergestellten. Wir raten allerdings dringend davon ab, einfach alle Regler auf Vollanschlag zu ziehen: Das dürfte der sicherste Weg sein, Ihre Grafikkarte zu zerstören. Lesen Sie lieber weiter und erfahren Sie, wie ein sicheres, maßvolles Overclocking vonstatten geht.

Installation von MSI Afterburner: So geht's los

Die ZIP-Datei, die Sie beim Download von MSI Afterburner erhalten, enthält zwei Setup-Dateien: Die MSIAfterburnerSetup.EXE installiert Afterburner. Mit der MSI_Kombustor_Setup.EXE richten Sie MSI Kombustor ein - ein Benchmark-Tool, dem Sie die Leistung vor und nach dem Hochtakten ermitteln können.

Sind beide Tools installiert, können Sie MSI Kombustor auch aus MSI Afterburner heraus starten. Sie messen damit zum einen, wie sich das Übertakten auf die Darstellungsleistung der Grafikkarte auswirkt. Zum anderen bietet das Tool einen „Burn-in Test“, der dazu dient, die Grafikkarte maximal zu erhitzen. Mit diesem Test prüfen Sie, wie sich geänderte Einstellungen auf Hitzeentwicklung und Stabilität Ihrer Grafikkarte auswirken.

Afterburner-Funktionen abhängig von der Grafikkarte

Der MSI Kombustor bringt die Grafikkarte gezielt auf Temperatur, damit Sie die Einstellungen testen können.

Welche Parameter Sie in MSI Afterburner einstellen können, hängt von Ihrer Grafikkarte ab. So lässt sich zum Beispiel die Lüftergeschwindigkeit und das Verhalten des Lüfters bei Temperatur-Veränderungen nur auf Grafikkarten einstellen, die über einen Fan-Controller-Chip und damit über einen regelbaren Lüfter verfügen. Auf modernen Grafikkarten der Geforce-Serie und auf allen Radeon-Karten sind außerdem Chip- und Shadertakt gekoppelt, lassen sich deshalb also nicht separat steuern. In jedem Fall stehen Ihnen Regler für den Chiptakt und den Speichertakt zur Verfügung. Wie Sie beim Übertakten/Overclocking Ihrer Grafikkarte am besten vorgehen, lesen Sie auf der nächsten Seite.

Grafikkarte übertakten Schritt für Schritt

Für das Grafikkarten-Übertakten in kleinen Schritten, wie wir es hier empfehlen, gibt es keine Abkürzung: Selbst wenn einer Ihrer Freunde das gleiche Grafikkarten-Modell hat und Ihnen verrät, welche Taktraten bei ihm problemlos möglich sind, ist es nicht sicher, dass diese Taktraten auch bei Ihnen funktionieren: Vielleicht hat der Hersteller in die Grafikkarte Ihres Freundes hochwertigere Chips eingebaut als nötig, weil er bei der Fertigung einen Engpass an günstigeren Komponenten ausgleichen musste. Vielleicht hat Ihr Freund mehr Luft im Gehäuse seines Rechners, vielleicht steckt die Grafikkarte bei ihm in einem lüftungstechnisch günstigeren Slot, oder, oder, oder.

Schritt 1: Starten Sie MSI Afterburner. Alle Regler zeigen zunächst die Standard-Werte. Sollten Sie sich beim Einstellen eines Reglers vertun, können Sie die Default-Werte mit einem Klick auf „Reset“ unten im Fenster wieder herstellen.

Schritt 2: Zunächst arbeiten Sie mit den Reglern „Core Clock“, „Shader Clock“ (die, wie erwähnt, bei modernen Grafikkarten gekoppelt sind) und „Memory Clock“. Erhöhen Sie die Taktraten mit diesen Reglern zunächst um maximal 25 MHz. Sie können dazu die Regler mit der Maus nach rechts ziehen, die Richtungstasten auf der Tastatur verwenden oder direkt einen Wert in das Zahlenfeld rechts neben dem jeweiligen Regler tippen. Klicken Sie abschließend auf „Apply“, um die Werte zu übernehmen.

Leise und sicher: Hier bläst der Lüfter bei 70 °C mit etwas mehr als halber Kraft. Steigt die Temperatur auf über 80 °C, fährt er dann jedoch mit voller Leistung.

Schritt 3: Klicken Sie nach diesem ersten Übertakten auf das „K“ oben links im Fenster, um im MSI Kombuster den Burn-In-Test zu starten. Lassen Sie den Test mindestens zwanzig Minuten durchlaufen, es sei denn, die GPU-Temperatur steigt bereits vorher auf über 90 Grad. Rechts neben den Reglern von MSI Afterburner verfolgen Sie die Temperatur. Die Kurve verläuft zunächst steil und wird dann immer flacher, bis ein Höchstwert erreicht ist, der über längere Zeit stabil bleibt. Dieser Höchstwert sollte deutlich unter 90 °C liegen.

Schritt 4: Bleibt die Darstellung stabil und die Temperatur in einem vertretbaren Bereich, beenden Sie den Test, und erhöhen die Taktraten um weitere maximal 25 MHz, starten dann den Test erneut und wiederholen das ganze, bis die Stabilität leidet oder die Temperatur zu hoch wird. Dann reduzieren Sie die Taktfrequenzen wieder ein kleines Stück. Damit haben Sie die Maximalwerte ausgelotet. Klicken Sie in Afterburner unten auf „Save“ und dann auf eine der Ziffern 1 bis 5, um diese Werte in einem der fünf Profile zu speichern.

Schritt 5: Haben Sie die Maximalwerte ausgelotet, sind aber mit der Leistung immer noch nicht zufrieden, steht bei einigen Grafikkarten noch eine weitere Möglichkeit zur Verfügung: Das Erhöhen der Kernspannung, der Core Voltage. Aber Achtung: Das Risiko, die Grafikkarte zu zerstören, steigt dabei drastisch.

Klicken Sie zunächst auf „Settings“ und setzen Sie ein Häkchen bei „Unlock voltage control“, starten Sie Afterburner dann neu. Wenn Ihre Grafikkarte eine Änderung der Kernspannung zulässt, ist der entsprechende Regler jetzt freigeschaltet. Erhöhen Sie die Spannung um maximal 3 Millivolt, und wiederholen Sie dann die zuvor beschriebenen Schritte, indem Sie Schritt für Schritt Chip-Takt, Shader-Takt und Speichertakt heraufsetzen.

Den Grafikkarten-Lüfter steuern

Behalten Sie während eines Benchmarks den Hardware-Monitor im Auge: Nimmt die Temperaturkurve einen flachen Verlauf, ist die Maximaltemperatur erreicht.

Je höher die Lüfterdrehzahl, desto besser schützt er die GPU vor dem Hitzetod, desto lauter wird er aber auch. Zwar bietet Afterburner die Möglichkeit, die Lüftergeschwindigkeit manuell einzustellen. Nützlicher ist es jedoch, eine benutzerdefinierte Automatik zu verwenden, bei der sich die Drehzahl abhängig von der GPU-Temperatur ändert. Dazu klicken Sie auf die Schaltfläche „Settings“ und wählen im anschließenden Dialog das Register „Fan“. Hier setzen Sie ein Häkchen bei „Enable user defined software automatic fan control“. Jetzt erscheint eine Kurve, die darstellt, mit wie viel Prozent der Lüfterleistung der Lüfter bei welcher Temperatur arbeitet.

Diese Kurve können Sie nach Belieben anpassen: Geht Ihnen Ruhe vor Sicherheit, lassen Sie den Lüfter bis 80 °C mit halber Kraft arbeiten. Ist Ihnen eine sichere Kühlung wichtiger, lassen Sie den Lüfter schon ab 70 Grad Celsius mit voller Leistung blasen. Keine Kompromisse sollten Sie jenseits der 90-Grad-Grenze machen: Ab dort sollte der Lüfter immer mit voller Kraft laufen.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt.