Open Source

Google und Twitter arbeiten an Gegenentwurf zu "Instant Articles"

14.09.2015 von Thomas Cloer
Nachrichten und Artikel von Verlagen werden auf mobilen Endgeräten oft nicht schnell genug angezeigt. Nach Facebook wollen das jetzt auch Google und Twitter gemeinsam ändern.

Google und Twitter arbeiten laut verschiedenen Medienberichten gemeinsam mit großen Publishern wie denen hinter der "New York Times" oder dem britischen "The Guardian" daran, Verlagsinhalte innerhalb von Millisekunden auf die kleinen Displays der weltweit immer mehr und immer mehr genutzten Smartphones zu bringen. Anders als Facebook, das mit seinen "Instant Articles" bereits in dieser Richtung vorgeprescht war, solle die Initiative von Google und Twitter aber Open Source gestellt und damit auch für möglichst viele andere Unternehmen interessant werden, schrieb das Blog "Re/code" am Wochenende.

Technisch würde das offenbar im Wesentlich so funktionieren, dass Nutzer aus Google-Ergebnissen oder Twitter heraus gecachte Versionen der jeweiligen Inhalte serviert bekämen (anstelle der langsameren Originale vom eigentlichen Publisher), aber in jedem Fall in gleicher Anmutung und auch mit den gleichen Werbemitteln. Google und Twitter haben aber offenbar nicht vor, ihren Ansatz - der auch mit Blogs funktionieren soll, die mit WordPress laufen - ausdrücklich besonders zu vermarkten, so wie das Facebook oder auch Apple mit den kuratierten News im kommenden iOS 9 macht. Intern spreche man von "accelerated mobile pages", heißt es weiter.

Das Projekt soll später im Herbst offiziell angekündigt werden. Laut "New York Times" steckt es derzeit noch ziemlich in den Kinderschuhen und viele Detailfragen sind noch offen. Generelle Stoßrichtung ist aber wohl, das Web vor der Kannibalisierung durch mobile Apps zu retten und Publisher von proprietären und abgeschlossenen Systemen wegzulotsen, wie sie neben Facebook und Apple auch Snapchat entwickelt. "Google und Twitter fürchten zu Recht, dass Publisher anfangen werden, Dinge spezifisch für Facebook zu tun, und dass sie dabei ins Hintertreffen geraten", kommentiert Google-Kenner Danny Sullivan, Founding Editor von "Search Engine Land".

Je mehr Zeit Leute mit mobilen Endgeräten verbringen, desto weniger nutzen sie das Web. Smartphone-User in den USA - die mit so was uns hier in Europa meist ein Jahr bis 18 Monate voraus sind, Anm. d. Red. - werden heuer voraussichtlich 81 Prozent ihrer Zeit in Apps und nur noch 19 Prozent im mobilen Web verbringen, schätzt "eMarketer". Gleichzeitig gewinnt das weltgrößte soziale Netzwerk Facebook für Medienhäuser immer mehr an Bedeutung: Im Juli überholte Facebook mit 40 Prozent Anteil am Referral-Traffic erstmals Google (38 Prozent) als wichtigsten Leserbringer. Gerade mal zwei Jahre ist es den Marktforschern von Parse.ly zufolge her, dass Facebook erst bei zwölf Prozent Anteil lag.

Nach Einschätzung der unabhängigen Medienexpertin Vivian Schiller, die in der Vergangenheit schon als Managerin für Twitter, NBC und "The Times" arbeitete, ist das von Google vorgeschlagenene neue Format aber kein Heilmittel für die Publisher. "Facebook ist derart dominant, dass sie immer noch Publisher nötigen können, Instant Articles bereitzustellen", zitiert die "NYT" die Branchenkennerin. "Außerdem löst das nicht das andere Problem für Verleger, nämlich das Social Media die neue Home Page ist."

Die Geschichte von Google
Der Investor
Mit einer Investition von 100.000 Dollar durch den Sun-Gründer Bechtolsheim beginnt die Geschichte von Google - der Investor verdient dadurch knapp zwei Milliarden.
Backrub
Die in Standford entwickelt Suchmaschine Back Rub ist Vorläufer von Googles Suche. Die Hand im Logo ist übrigens die von Larry Page - der das Foto mit einem Kopierer erstellte.
Hypermodern
Die heutigen Data Center sind weit moderner. Hier wurde eine finnische Papierfabrik an der Ostsee zum Rechenzentrum umgebaut, zur Kühlung kommt Meerwasser zum Einsatz.
Endloses Betastadium
Die erste Version der Google-Website bezeichnet Google noch als "Beta", was auch für viele weitere Projekte wie Google Mail übernommen wird. Die Suchmaschine ist aber bereits früh ein ausgereiftes Angebot.
Die Väter des Erfolgs
Serge Brin und Larry Page lernen sich in Standford kennen, sie gründen 1998 Google. Seit 4. April 2011 ist Page CEO von Google, ein Posten den er ab 2001 an Eric Schmidt abgegeben hatte.
Zwei weitere wichtige Köpfe: David Cheriton...
Der Stanford-Dozent David Cheriton vermittelt den beiden Firmengründern den Kon-takt zu Bechtolsheim und andern Investoren. Auch er ist durch die Investition in Google heute Milliardär.
... und Eric Schmidt
Der Infomatiker und Manager Eric Schmidt kommt 2001 zu Google. Nach Stationen bei Sun als CTO und Novell als CEO übernimmt er den Posten des CEO bei Google. Am vierten April 2011 wechselt er in den Verwaltungsrat von Google.
Ab an die Börse
Der Börsengang am 19. August 2004 ist für Google ein großer Erfolg. Ende 2013 er-reicht sie erstmals einen Stand von 1000 Dollar, was einem Firmenwert von 327 Milli-arden entspricht.
Es geht nur in eine Richtung...
Seit der Gründung von Google sind Umsatz und Gewinn kontinuierlich gestiegen. Auf-fällig sind die Umsatzsteigerungen der beiden letzten Jahre, obwohl hier durch den Kauf von Motorola hohe Verlusten entstanden.
Alle wollen zu Google
Bei der Frage nach dem beliebtesten Arbeitgeber ist Google auch in Deutschland im-mer auf einem der ersten Plätze. Grund dafür ist ein Ruf als innovativer Markführer, der sich gut um seine Mitarbeiter kümmert.
Männerdomäne
Die Anzahl der Frauen bei Google ist eher gering, 70 Prozent der knapp 48.000 Ange-stellten (und 83 Prozent der Entwickler) sind männlich. Auch Minderheiten sind nur schwach vertreten, was von Google als Problem angesehen wird.
Wettbewerber Facebook
Facebook ist zwar keine Suchmaschine, die Plattform von Mark Zuckerberg hat aber eine Nutzerzahl von 1,23 Milliarden und ist als Anbieter von Werbeplatz eine echte Bedrohung für Google - sinkt doch der Stückpreis für Werbung und ist das Mobilge-schäft noch im Aufbau.
Kreativer Freiraum
Google macht immer wieder mit coolen Büro-Fotos auf sich aufmerksam, hier etwa mit einem als Iglu gestalteten Besprechungsraum.
Venedig-Feeling
Wahlweise kann eine Besprechung in einer Gondel abgehalten werden.
Die alles beherrschende Suchmaschine
Google ist als Suchmaschine Marktführer, Konkurrenten wie Bing, Yahoo und DuckDuckGo haben da wenig Chancen. Vor allem bei der Suche nach deutschen Seiten ist ihnen Google klar überlegen.
Spielchen für Zwischendurch
Die Suchmaschine bietet viele versteckte Funktionen wie „zerg rush“: Gibt man den Befehl in der Suchleiste ein, zerschießen kleine Buchstabe alle Suchtreffer auf der Website.
Immer ausgefeiltere Angebote
Eine Neuerung bei der Google-Suche ist der so genannte Knowledge Graph - sucht man beispielsweise Informationen zu einem Film, sind diese im rechten Seitenbereich zu sehen. Dabei greift Google auf fremde und eigene Quellen zurück.
Google Plus
Google Plus ist eine direkte Antwort auf Facebook, Google soll etwa tausend Angestellte auf dieses Projekt angesetzt haben.
Google Maps
Seit 2005 gibt es den Dienst Google Maps, der immer mehr Funktionen erhält. Beein-druckend sind die hoch aufgelösten Satellitenfotos, das Schwesterprodukt Google E-arth ist mittlerweile in Google Maps integriert. Interessant für Android-Nutzer: In einigen Städten werden auf Android-Geräten bereits Daten öffentlicher Verkehrsmittel angezeigt.
Das eigene Tablet
Googles Tablet Nexus 7 ist eines der erfolgreichsten Android-Tablet. Vor allem in Deutschland ist Android sehr erfolgreich und erreicht bei Smartphones bereits einen Marktanteil von über 75 Prozent.
Der ewige Kampf ums Straßenbild
Nur dank einer ganzen Flotte an Kamera-Fahrzeugen konnte Google Streetview anbieten. Das Angebot stieß aber unter dem Gesichtspunkt des Datenschutzes bald auf Kritik. In Österreich ist Streetview seit kurzem sogar verboten.
Google Glass
Wenig Begeisterung bei Datenschützern löst Google neues Produkt Google Glass aus. Die in den so genannten Google-X-Labs entwickelte Brille kann Informationen im Sichtfeld des Benutzers einblenden, die integrierte Kamera wird aber zum Hauptthema und sorgt für einige Verbote - unter anderem in britischen Kinos.
Die Zukunft: Ab auf die Straße
Selbstfahrende Autos sind schon länger ein Thema für Google, im Mai 2014 präsentiert das Unternehmen einen ersten Prototyp. Dank Laser-Scanner und vieler Sensoren soll es äußerst sicher sein. Laut Brin sei es schließlich Verschwendung, wenn Autos ungenutzt herumstünden. Selbstfahrende Autos könnten einfach neue Passagiere aufnehmen.