Neue CFO überzeugt

Google liefert starke Zahlen dank sprudelnder Werbeerlöse

17.07.2015
Googles neue Finanzchefin Ruth Porat legt zum Start überraschend starke Ergebnisse vor. Das Werbegeschäft läuft rund, und die Kosten gehen weiter zurück. An der Börse kommt das sehr gut an.

Dank eines florierenden Anzeigengeschäfts hat Google einen überraschend hohen Quartalsgewinn erzielt. Von April bis Juni stieg der Überschuss im Jahresvergleich von 3,35 auf 3,9 Milliarden Dollar (3,6 Milliarden Euro), wie der Internetkonzern am Donnerstag (Ortszeit) mitteilte. Google übertraf erstmals seit langem wieder die Prognosen der Wall Street. Die Börsianer waren begeistert.

"Unsere starken Ergebnisse reflektieren das anhaltende Wachstum über die Bandbreite unserer Produkte hinweg", kommentierte die neue Finanzchefin Ruth Porat, die im Mai von der Investmentbank Morgan Stanley gekommen war. Besonders stark entwickle sich das Geschäft mit Anzeigen auf mobilen Geräten wie Smartphones und Tablets sowie die Google-Tochter Youtube.

In einer Telefonkonferenz verriet Porat einige Details zur Videoplattform, deren Ergebnisse nicht offengelegt werden. Demnach nimmt die Nutzung rasant zu - weltweit sei im zweiten Quartal 60 Prozent mehr Zeit mit Youtube-Gucken verbracht worden als im Vorjahr, auf Mobilgeräten sei es sogar mehr als doppelt soviel gewesen. Die Youtube-"Session" der Nutzer dauere im Schnitt 40 Minuten.

Computer-Entwürfe der geplanten Google-Firmenzentrale
Computer-Entwürfe der geplanten Google-Firmenzentrale
Computer-Entwürfe der geplanten Google-Firmenzentrale
Computer-Entwürfe der geplanten Google-Firmenzentrale
Computer-Entwürfe der geplanten Google-Firmenzentrale
Computer-Entwürfe der geplanten Google-Firmenzentrale
Computer-Entwürfe der geplanten Google-Firmenzentrale
Computer-Entwürfe der geplanten Google-Firmenzentrale
Computer-Entwürfe der geplanten Google-Firmenzentrale
Computer-Entwürfe der geplanten Google-Firmenzentrale
Computer-Entwürfe der geplanten Google-Firmenzentrale

Befürchtungen, Googles Wachstumsmotor - das Anzeigengeschäft - könne ins Stottern geraten, bestätigten sich nicht. Die Werbeerlöse, Haupteinnahmequelle des Konzerns, stiegen um elf Prozent auf 16,02 Milliarden Dollar. Weil die Werbung den Nutzern zunehmend von klassischen Desktop-PCs auf Geräte mit kleineren Bildschirmen folgt, wird es tendenziell schwerer, hier Geld zu verdienen.

Denn die Tarife für Anzeigen sind niedriger. Zudem kämpft Google mit starken Wettbewerbern wie Facebook. Die durchschnittlichen Einnahmen pro Klick gingen zuletzt auch um elf Prozent zurück. Das wurde jedoch durch höheres Volumen ausgeglichen - die Zahl der bezahlten Klicks auf Internetanzeigen kletterte um 18 Prozent. Damit Google daran verdient, muss die von Partnern auf den Websites des Konzerns geschaltete Werbung auch angeklickt werden.

Blicke auf und in Rechenzentren von Google



























































Insgesamt konnte der Internetriese seinen Umsatz um elf Prozent auf 17,7 Milliarden Dollar erhöhen. Bereinigt um Kosten, die Google in Kauf nimmt, um Nutzer auf seine Internetseiten zu lotsen, stiegen die Erlöse um 13 Prozent auf 14,35 Milliarden Dollar. Ohne den Einfluss des starken Dollar, der die Auslandserlöse bei der Umrechnung in US-Währung verringert, hätte das Umsatzplus bei 18 Prozent gelegen.

Finanzchefin Porat versprach Investoren, künftig sehr sorgsam darauf zu achten, wie Google seine Ressourcen einsetzt. Der Finanzbericht deutet darauf hin, dass der Konzern bei den Ausgaben auf die Bremse tritt. Die von Analysten kritisch beobachteten Kosten stiegen zuletzt nur noch um zehn Prozent. Im Vorquartal hatten sie noch um 13 und im Schlussquartal 2014 um 22 Prozent zugelegt.

Die Geschichte von Google
Der Investor
Mit einer Investition von 100.000 Dollar durch den Sun-Gründer Bechtolsheim beginnt die Geschichte von Google - der Investor verdient dadurch knapp zwei Milliarden.
Backrub
Die in Standford entwickelt Suchmaschine Back Rub ist Vorläufer von Googles Suche. Die Hand im Logo ist übrigens die von Larry Page - der das Foto mit einem Kopierer erstellte.
Hypermodern
Die heutigen Data Center sind weit moderner. Hier wurde eine finnische Papierfabrik an der Ostsee zum Rechenzentrum umgebaut, zur Kühlung kommt Meerwasser zum Einsatz.
Endloses Betastadium
Die erste Version der Google-Website bezeichnet Google noch als "Beta", was auch für viele weitere Projekte wie Google Mail übernommen wird. Die Suchmaschine ist aber bereits früh ein ausgereiftes Angebot.
Die Väter des Erfolgs
Serge Brin und Larry Page lernen sich in Standford kennen, sie gründen 1998 Google. Seit 4. April 2011 ist Page CEO von Google, ein Posten den er ab 2001 an Eric Schmidt abgegeben hatte.
Zwei weitere wichtige Köpfe: David Cheriton...
Der Stanford-Dozent David Cheriton vermittelt den beiden Firmengründern den Kon-takt zu Bechtolsheim und andern Investoren. Auch er ist durch die Investition in Google heute Milliardär.
... und Eric Schmidt
Der Infomatiker und Manager Eric Schmidt kommt 2001 zu Google. Nach Stationen bei Sun als CTO und Novell als CEO übernimmt er den Posten des CEO bei Google. Am vierten April 2011 wechselt er in den Verwaltungsrat von Google.
Ab an die Börse
Der Börsengang am 19. August 2004 ist für Google ein großer Erfolg. Ende 2013 er-reicht sie erstmals einen Stand von 1000 Dollar, was einem Firmenwert von 327 Milli-arden entspricht.
Es geht nur in eine Richtung...
Seit der Gründung von Google sind Umsatz und Gewinn kontinuierlich gestiegen. Auf-fällig sind die Umsatzsteigerungen der beiden letzten Jahre, obwohl hier durch den Kauf von Motorola hohe Verlusten entstanden.
Alle wollen zu Google
Bei der Frage nach dem beliebtesten Arbeitgeber ist Google auch in Deutschland im-mer auf einem der ersten Plätze. Grund dafür ist ein Ruf als innovativer Markführer, der sich gut um seine Mitarbeiter kümmert.
Männerdomäne
Die Anzahl der Frauen bei Google ist eher gering, 70 Prozent der knapp 48.000 Ange-stellten (und 83 Prozent der Entwickler) sind männlich. Auch Minderheiten sind nur schwach vertreten, was von Google als Problem angesehen wird.
Wettbewerber Facebook
Facebook ist zwar keine Suchmaschine, die Plattform von Mark Zuckerberg hat aber eine Nutzerzahl von 1,23 Milliarden und ist als Anbieter von Werbeplatz eine echte Bedrohung für Google - sinkt doch der Stückpreis für Werbung und ist das Mobilge-schäft noch im Aufbau.
Kreativer Freiraum
Google macht immer wieder mit coolen Büro-Fotos auf sich aufmerksam, hier etwa mit einem als Iglu gestalteten Besprechungsraum.
Venedig-Feeling
Wahlweise kann eine Besprechung in einer Gondel abgehalten werden.
Die alles beherrschende Suchmaschine
Google ist als Suchmaschine Marktführer, Konkurrenten wie Bing, Yahoo und DuckDuckGo haben da wenig Chancen. Vor allem bei der Suche nach deutschen Seiten ist ihnen Google klar überlegen.
Spielchen für Zwischendurch
Die Suchmaschine bietet viele versteckte Funktionen wie „zerg rush“: Gibt man den Befehl in der Suchleiste ein, zerschießen kleine Buchstabe alle Suchtreffer auf der Website.
Immer ausgefeiltere Angebote
Eine Neuerung bei der Google-Suche ist der so genannte Knowledge Graph - sucht man beispielsweise Informationen zu einem Film, sind diese im rechten Seitenbereich zu sehen. Dabei greift Google auf fremde und eigene Quellen zurück.
Google Plus
Google Plus ist eine direkte Antwort auf Facebook, Google soll etwa tausend Angestellte auf dieses Projekt angesetzt haben.
Google Maps
Seit 2005 gibt es den Dienst Google Maps, der immer mehr Funktionen erhält. Beein-druckend sind die hoch aufgelösten Satellitenfotos, das Schwesterprodukt Google E-arth ist mittlerweile in Google Maps integriert. Interessant für Android-Nutzer: In einigen Städten werden auf Android-Geräten bereits Daten öffentlicher Verkehrsmittel angezeigt.
Das eigene Tablet
Googles Tablet Nexus 7 ist eines der erfolgreichsten Android-Tablet. Vor allem in Deutschland ist Android sehr erfolgreich und erreicht bei Smartphones bereits einen Marktanteil von über 75 Prozent.
Der ewige Kampf ums Straßenbild
Nur dank einer ganzen Flotte an Kamera-Fahrzeugen konnte Google Streetview anbieten. Das Angebot stieß aber unter dem Gesichtspunkt des Datenschutzes bald auf Kritik. In Österreich ist Streetview seit kurzem sogar verboten.
Google Glass
Wenig Begeisterung bei Datenschützern löst Google neues Produkt Google Glass aus. Die in den so genannten Google-X-Labs entwickelte Brille kann Informationen im Sichtfeld des Benutzers einblenden, die integrierte Kamera wird aber zum Hauptthema und sorgt für einige Verbote - unter anderem in britischen Kinos.
Die Zukunft: Ab auf die Straße
Selbstfahrende Autos sind schon länger ein Thema für Google, im Mai 2014 präsentiert das Unternehmen einen ersten Prototyp. Dank Laser-Scanner und vieler Sensoren soll es äußerst sicher sein. Laut Brin sei es schließlich Verschwendung, wenn Autos ungenutzt herumstünden. Selbstfahrende Autos könnten einfach neue Passagiere aufnehmen.

Am Finanzmarkt kamen die Quartalszahlen sehr gut an - die Google-Aktie zog nachbörslich zwischenzeitlich um gut zwölf Prozent an. "Der solide Finanzbericht sieht exakt nach dem aus, was nötig war", kommentierte Experte Mark Vickery vom Analysehaus Zacks Investment Research. Investoren interessiere nun vor allem, was Porat mit den mehr als 60 Milliarden Dollar an Barreserven vorhabe, die Google auf dem Konto halte. (dpa/tc)