Google greift mit Youtube nach größter Video-Community im Web

09.10.2006
Der Suchmaschinenprimus soll rund 1,6 Milliarden Dollar geboten haben, um beim Geschäft mit Video-Websites nicht den Anschluss zu verlieren.

Der Ausverkauf populärer Web-Communities geht weiter. Laut einem Bericht des "Wall Street Journal" befinden sich derzeit Google und Youtube in Verhandlungen, deren Ausgang aber noch offen ist. Youtube war erst 2005 als kostenlose Plattform zum Einstellen, Tagging und gemeinsamer Nutzung vornehmlich privater Videos an den Start gegangen und hatte sich schnell als soziales Netzwerk etabliert. Die Site, die sich in erster Linie über Werbung finanziert, registriert mittlerweile mehr als 100 Millionen Besucher pro Tag (siehe auch "Neue Aufbruchstimmung im Web").

Sie ist laut Auswertungen der Online-Marktforscher von Hitwise die populärste Site ihrer Art. In den USA entfielen im September 46 Prozent aller Besuche von Video-Websites auf Youtube, berichtet Hitwise. An zweiter Stelle rangierte mit 21,1 Prozent die Video-Abteilung des sozialen Netzwerks Myspace.com, das im letzten Jahr vom Medienmogul Rupert Murdoch für 580 Millionen Dollar gekauft wurde. Erst auf den folgenden Plätzen rangieren die etablierten Internetportale und Suchmaschinen. So wurde des ebenfalls 2005 geschaffene "Google Video" von elf Prozent der Videointeressierten aufgesucht, Microsoft kam mit "MSN Video" auf 6.8 Prozent, Für "Yahoo Video" waren es nur 5.6 Prozent.

Viele Jahre galt der Markt für Online-Videos als viel versprechend aber erfolglos. Die hohen Kosten für Breitbandanschlüsse, die schlechte Bildqualität und die Ablehnung seitens Fernsehsender und Filmproduktionsgesellschaften, ihre Werke über das Web anzubieten, waren die Gründe. Dies hat sich in den letzten 18 Monaten nicht zuletzt dank des Erfolgs von Youtube und anderen sowie technischer Verbesserungen zumindest in den USA geändert. So erhöhte sich laut Hitwise der Verkehr auf den Top-10-Video-Sites zwischen Februar und Mai um 164 Prozent.

Google hatte sich in diesem für das Werbegeschäft interessant gewordenen Online-Marktsegement bisher schwer getan. So konnte der Konzern zunächst nur über Abkommen mit professionellen Produktionsgesellschaften an Videos kommen, für die der Besucher bezahlen musste. Später konnten private Videos eingestellt werden, sofern die Geschäftregeln von Google dies erlaubten. Erst kürzlich erhielt der Dienst auch Features für Tagging und Teilen von Videos wie sie Youtube bietet. Sollte der Deal klappen, könnte Google zur Nummer eins im Markt aufsteigen.

Analysten warnen allerdings vor massiven rechtlichen Problemen, die Youtube mit in die Ehe bringen würde. So drohen aufgrund laxer Geschäftbedingungen der Community Urheberrechtsklagen, die bei Erfolg das finanzielle Ende der Site bedeuten könnten. Andererseits verfügt Google laut Forrester-Analyst Josh Bernoff über technische Ressourcen, um künftig urheberrechtlich geschützte Inhalte zu erfassen und aus dem Angebot zu entfernen. Weder Google noch Youtube haben sich bisher geäußert. Derweil zeichnet sich bereits ein weiterer Megadeal ab: Yahoo steht in Übernahmeverhandlungen mit dem Myspace-Konkurrenten Facebook (siehe auch "Facebook will sich an Yahoo verkaufen"). Der Wert von Facebook wird auf eine Milliarde Dollar geschätzt. (as)