Google-Bann gegen BMW: weitere deutsche Firmen gefährdet

06.02.2006
Wegen unzulässiger Praktiken zur Manipulation von Suchergebnissen droht nach BMW anderen namhaften deutschen Unternehmen der Rausschmiss.

Vor rund einem Monat kündigte Googles Quality Engineer Matt Cutts an, dass die Firma zukünftig auch gegen nicht-englischsprachige Sites vorgehen werde, wenn sie mit unlauteren Techniken die Suchergebnisse manipulieren. Kurz darauf machte Google seine Drohung wahr und entfernte den deutschen Autohändler automobile.de aus seinem Index. Beim Kampf gegen Suchmaschinen-Spam scheut das kalifornische Unternehmen auch vor prominenten Namen nicht zurück. Zu den neuesten Opfern gehören BMW und die deutsche Site von Ricoh. Anfragen für www.bmw.de liefern seit vorgestern null Treffer. Die internationalen Sites bmwgroup.com oder bmw.com sind davon jedoch nicht betroffen.

Google gibt keine Treffer mehr aus, die sich auf bmw.de beziehen. Zusätzlich wurde der Relevanzfaktor "Pagerank" für diese Website auf null gestellt.

Alle drei gebannten Firmen setzten so genannte Brückenseiten ("Doorway-Pages") ein, um Suchmaschinen über den Inhalt ihrer Website zu täuschen. Dabei präsentieren sie den Suchrobotern andere Seiten als menschlichen Besuchern. Im Fall von BMW wurden Nutzer gewöhnlicher Browser per Javascript automatisch an ihren Bestimmungsort weitergeleitet. Der Googlebot führt keine Scripts aus und blieb daher an den Einstiegsseiten hängen, die mit einschlägigen Schlüsselwörtern vorgestopft waren.

Der über Google-Aktivitäten üblicherweise gut unterrichtete Blogger Philipp Lenssen will herausgefunden haben, dass BMW ein Kunde des Suchmaschinenoptimierers netbooster.de sei. Dessen Seiten wurden von Google ebenfalls schon aus dem Index gestrichen. Auf der Kundenliste der Web-Trickser stehen angeblich noch weitere namhafte Unternehmen, die möglicherweise nun ebenfalls mit unangenehmen Konsequenzen rechnen müssen. Dazu zählen SAT1, Schering oder Henkel. Einige der gefährdeten Sites haben nun offenbar reagiert und präsentieren dem Suchroboter leere Doorway Pages - ihr Inhalt wurde vermutlich erst kürzlich entfernt.

Betroffene verharmlosen Google-Löschung

Angesichts der Marktdominanz von Google trifft es E-Commerce-Sites hart, wenn sie von dort keine Besucher mehr erhalten. Dennoch versuchte automobile.de die Verbannung aus dem Suchindex herunterzuspielen. Man räumt zwar unzulässige Methoden ein, aber angeblich seien die Besucherzahlen dadurch nicht merklich zurückgegangen. Bei BMW hingegen scheint man sich keiner Schuld bewusst zu sein. Der Handelsblatt-Redakteur Thomas Knüwer will von einem ungenannten BMW-Ansprechpartner die Auskunft erhalten haben, wonach es sich bei den beanstandeten Techniken um keine "Manipulation von Seiten, sondern um einen Dienst am Kunden" handle.

Insgesamt hat das konsequente Vorgehen von Google die deutsche Search-Engine-Optimization-(SEO-)Szene aufgeschreckt. Da nicht-englischsprachige Sites bisher kaum behelligt wurden, fühlten sich Experten für solche Tuning-Maßnahmen hierzulande recht sicher. Auch nach der Ankündigung von Matt Cutts dürften viele nicht daran geglaubt haben, dass Google eine Firma wie BMW zur Rechenschaft zieht. Immerhin war schon seit Monaten bekannt, dass die Website der bayerischen Autobauer gegen die Richtlinien von Google verstößt (siehe dazu die "Chronik eines angekündigten Google-Todes: bmw.de und ricoh.de"). (ws)